2. Mächtig Ärger über Berlin: Ministerium antwortet einfach nicht
Wunsiedel und Energie. Zwei Wörter, die mittlerweile bundesweit in einem Atemzug genannt werden. Wie Lahovnik sagte, kam die Energiekrise für Wunsiedel zwei bis drei Jahre zu früh. Soll heißen, so lange wird es noch dauern, bis die Stadt tatsächlich weitgehend energieunabhängig ist und Bürger sowie Unternehmen mit klimaneutraler und kostengünstiger Energie versorgen kann. Richtiggehend ärgert sich der Bürgermeister über das Bundeswirtschaftsministerium. Wie berichtet, wandten sich Stadt und SWW wegen mehrerer an sich eher unscheinbarer Regelungen im Strompreisbremsen-Gesetz an das Ministerium. Dabei sprachen sie unter anderem einen Passus an, der den Betrieb der Wasserstoffproduktion im Energiepark ausbremst. „Wir haben nicht einmal eine Antwort erhalten. Aber eines ist auch klar: Das ist nicht das Ende des Wunsiedler Weges.“
3. Luisenburg muss zulegen: 130 000 Besucher sind wieder das Ziel
Lahovnik redete gar nicht lange um den heißen Brei herum, klipp und klar sagte er, dass die Luisenburg-Festspiele wahrscheinlich die schwierigste Phase seit der Gründung der Bundesrepublik durchleben. Er erinnerte an die Saison 2020, die wegen Corona ausfiel und 2021 aus demselben Grund mit 60 Prozent der Zuschauerkapazität auskommen musste. Im vergangenen Jahr brach der Ukraine-Krieg aus – inklusive steigenden Energiekosten und höheren Preisen in allen Lebensbereichen. Wer leistet sich da noch eine Eintrittskarte fürs Theater?
Die Luisenburg-Festspiele knackte zwar noch die 100 000-Besucher-Marke. Aber: „Wirtschaftlich betrachtet ist das kein Erfolg, auf dem sich die Festspiele ausruhen dürfen“, sagte der Bürgermeister. Um wirtschaftlich zu arbeiten und Einnahmen für Sanierungen, Reparaturen und Investitionen generieren zu können, müsse das Theater zurück zu Auslastungen der Vergangenheit. Das heißt im Klartext: „Größer oder gleich 130 000 Besucher“, so der Bürgermeister. Er zeigte sich zuversichtlich, dass dies mit dem Programm, das die künstlerische Leiterin Birgit Simmler mit dem Stadtrat gemeinsam zusammengestellt habe, wieder gelingen könne. Der Vorverkauf stimme zudem zuversichtlich. Knapp 50 000 Tickets seien mittlerweile verkauft worden.
4. Bürgermeister sieht Entwicklung in der Innenstadt positiv
Eine Lanze für die Wunsiedler Innenstadt brach der Bürgermeister in seiner Rede. Er teile nicht die häufig geäußerte Meinung, dass es im Zentrum, egal ob Gastronomie oder Einzelhandel, nur Schließungen gäbe. Mit den Lokalen „Molo Rouge“, „Buntmachers Bar“ oder „Fichtelkaffee“ seien „großartige neue Gastronomie-Angebote“ entstanden. Mit den „Genussdealern“ sei neues Leben in den ehemaligen Schlecker-Markt eingekehrt. In derselben Straße eröffnete Melanie Wießmeier, die bereits den besonderen Kinderladen betreibt, ein weiteres Geschäft. Lahovnik erinnerte daran, dass aktuell vier Häuser am Marktplatz saniert werden. Über das Wohl und Wehe der Innenstadt würden nicht zuletzt die Wunsiedel selbst entscheiden, meinte der Bürgermeister. Er sagte: „Wir – und niemand sonst – haben es in der Hand , ob unsere Innenstadt ausstirbt, oder ob diese Angebote erhalten bleiben oder sich sogar noch erweitern. Wir müssen hingehen und sie unterstützen. Sonst brauchen wir auch nicht zu jammern.“
5. Versprechen: Alle städtischen Einrichtungen bleiben erhalten
Es ist altbekannt, dass sich die Stadt Wunsiedel nach wie vor in einer finanziell schwierigen Phase befindet – trotz des großen Konsolidierungswillen des gesamten Stadtrates. Aber an städtischen Einrichtungen wie Jugendzentrum, Stadtbücherei und Musikschule lässt Lahovnik nicht rütteln: „Diese Einrichtungen bleiben. Mit mir wird es keine Diskussion über eine dieser Einrichtungen geben.“ Als eine „Win-win-win_Situation“ bezeichnete der Bürgermeister den Verkauf der Fichtelgebirgshalle an die Stadt. Die Stadt behalte ihre Veranstaltungslocation, der Landkreis könne seine beengte Raumsituation im Landratsamt lösen, und das Finanzamt habe Räume für die immer mehr werdenden Arbeitskräfte gefunden.
Wie eingangs erwähnt, ist ein Neujahrsempfang immer auch ein gesellschaftliches und manchmal auch ein kulturelles Ereignis für die Bürger einer Stadt. In Wunsiedel hat die Kultur von jeher eine Heimat. Davon zeugten beim Empfang unter anderem die Lehrerband der Städtischen Sing- und Musikschule mit Leiter Georg Obermeier an der Spitze und der herausragenden Musikschülerin Sophie Merkl am Flügel. Leider war bei Lahovniks Premiere manches zu viel. Die knapp einstündige Rede und die anschließende Ehrung engagierter Bürger (siehe Seite 10) kosteten enorm viel Konzentration, die vielen Gästen bei den Musikstücken fehlte. Angesichts der Freude, sich endlich wieder mal in diesem Rahmen auszutauschen, ist das nur allzu verständlich. Für die hervorragenden Künstler war es allerdings schade.
Die Mitglieder der Tanzsportgarde der Festspielstadt Wunsiedel haben die Gäste charmant bewirtet.