Nach Regierungsangaben hatte der Mann weitere Morde geplant. "Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen", sagte Regierungschefin Ardern. Sie trat Spekulationen entgegen, wonach der ehemalige Fitness-Trainer nicht in Neuseeland, sondern in seiner Heimat Australien vor Gericht gestellt wird. Ardern sagte: "Er wird sich vor dem neuseeländischen Justizsystem für seinen terroristischen Angriff zu verantworten haben."
Der Täter hatte seine Tat mit einer Helmkamera live im Internet übertragen. Das Video davon ist 17 Minuten lang. Trotz aller Versuche, die Weiterverbreitung zu verhindern, kursierte es auch am Wochenende noch auf verschiedenen Plattformen. Binnen 24 Stunden wurden laut Facebook 1,5 Millionen Videos der Tat gelöscht oder beim Hochladen blockiert.
Bei dem Australier wurden fünf Waffen sichergestellt, halbautomatische Feuerwaffen, Schrotflinten und auch Sprengstoff. Der Mann wohnte zuletzt in der neuseeländischen Stadt Dunedin. Er hatte seit 2017 einen Waffenschein und war auch Mitglied in einem Schützenverein.
Als Reaktion auf den brutalsten Anschlag in der jüngeren Geschichte Neuseelands will die Regierung die Waffengesetze verschärfen. In dem Pazifikstaat darf man bislang nach einer Überprüfung durch die Behörden schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Dazu benötigt man einen Waffenschein, muss die Waffen aber nicht alle einzeln anmelden. Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bislang von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben.
Mit etwa 50.000 Gläubigen - darunter viele Einwanderer aus Staaten wie Pakistan und Bangladesch - sind Muslime in Neuseeland eine Minderheit. Viele der Opfer waren als Einwanderer gekommen. Ihre Familien haben Wurzeln in Ländern wie Pakistan, Bangladesch, Afghanistan, Ägypten, Saudi-Arabien und Indien.
Papst Franziskus rief zu Gebeten auf. Auf dem Petersplatz sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag: "Ich bin unseren muslimischen Brüdern und der ganzen Gemeinschaft nah und erneuere meinen Ruf, sich im Gebet und mit Gesten des Friedens zu vereinigen, um Hass und Gewalt entgegenzuwirken."
Quebec, London, Christchurch - Muslime und Moscheen werden immer häufiger zum Ziel von Rechtsradikalen. QUEBEC, 2017: Während des Abendgebets erschießt ein 27 Jahre alter Kanadier sechs Muslime in einer Moschee. 2019 wird der als depressiv und rechtsradikal geltende Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. LONDON, 2016: Vor einer Moschee steuert ein 47-Jähriger aus Wales seinen Lieferwagen mit Absicht in eine Gruppe von Muslimen. Ein Opfer stirbt, es gibt mehrere Verletzte. Motiv des Rechtsradikalen: Hass auf Muslime. Das Urteil: lebenslänglich. DRESDEN, 2016: Sprengsätze explodieren am Kongresszentrum der Stadt und an einer Moschee. Der dort wohnende Imam und seine Familie kommen mit dem Schrecken davon. Zwei Jahre später wird ein islamfeindlicher Deutscher (31) zu mehr als neun Jahren Haft verurteilt.