Weiter Hochwasser-Gefahr an der Donau Meterologen geben immer noch keine Entwarnung

Markus Brauer/
Ein Helfer geht, nachdem das Hochwasser der Donau im bayerischen Passau etwas zurückgegangen ist, durch eine Gasse mit Sandsäcken vor den Häusern. Foto: Armin Weigel/dpa

Seit Tagen sind Einsatzkräfte im Dauereinsatz. In Bayern ist die Lage an einigen Orten noch angespannt. In Baden-Württemberg laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Die Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat, sind gigantisch.

 
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In den Hochwassergebieten an der Donau fließen die Wassermassen nur langsam ab. Am Donnerstagvormittag (6. Juni) war die Lage vor allem rund um Regensburg und Passau weiter angespannt. Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte den Betroffenen erneut die Unterstützung des Staates zu. "Wir werden diese Schäden – wie bei früheren Hochwassern auch – gemeinsam mit den Ländern bewerten und Hilfe organisieren", versprach der SPD-Politiker in seiner Regierungserklärung im Bundestag in Berlin.

Im Süden Deutschlands drohen am Wochenende erneut starke Regenfälle.

Äcker an der niederbayerischen Donau. Der seit 2001 geplante großer Flutpolder an dem Fluss liegt Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Foto: dpa/Armin Weigel

Wasserstufe bei der höchsten Meldestufe

Während die Hochwasserlage in der Oberpfalz und in Niederbayern angespannt bleibt, entspannt sich die Situation weiter westlich an der Donau zunehmend. Im zwischenzeitlich stark betroffenen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seien die Pegelstände an der Donau wieder auf Meldestufe drei von vier gefallen, teilte das Landratsamt in Neuburg an der Donau mit. Der Wasserstand des Flusses Paar, der vor einigen Tagen noch massive Probleme in der Region bereitet hatte, fiel demnach sogar auf die mittlere Meldestufe zwei. 

Die Wasserstände an der unteren Donau blieben hoch. Wie aus Daten des Hochwassernachrichtendienstes hervorging, waren die Pegelstände in Regensburg, Straubing und Passau weiterhin über der Meldestufe 4. Der Wasserstand sinke hier nur langsam. 

Mehrere Menschen werden noch vermisst

In den vergangenen Tage waren besonders Bayern und Baden-Württemberg betroffen. In beiden Bundesländern laufen die Aufräumarbeiten. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben. Laut bayerischem Innenministerium lag die Zahl der Vermissten infolge des Hochwassers am Donnerstagvormittag bei drei. Unter den Vermissten ist demnach ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann, nach dem in Schwaben gesucht wird. Weniger Regen, aber keine Entwarnung

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in Offenbach sind zwar in Bayern weitere Schauer und Gewitter zu erwarten. Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich.

Katastrophenschutz ist noch mangelhaft

Kanzler Scholz räumte in seiner Regierungserklärung ein, Bund und Länder müssten sich besser auf solche Katastrophen vorbereiten. Deshalb würden Küstenschutz und Hochwasserschutz im Binnenland verbessert. Überall im Land müssten Flutpolder und Rückhaltebecken entstehen – auch wenn das nicht beliebt sei. Auch beim Thema Elementarschadenversicherung gebe es Fortschritt. Am 20. Juni wolle er mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder darüber beraten. "Eigentümer von Häusern und Wohnungen müssen sich gegen Elementarschäden versichern können", betonte Scholz.

Bayerns Regierung steht in der Kritik, nicht genügend Flutpolder gebaut zu haben. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verteidigte einmal mehr die Entscheidung: "Für die Iller haben die Polder noch Schlimmeres verhindert. Die Polder an der Donau hätten für Schwaben und die kleineren Flüsse jedoch keine Relevanz gehabt", sagte Söder. 

Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren

In Baden-Württemberg sind wie in den Hochwassergebieten im westlichen Bayern Aufräumaktionen in Gange. Auch wenn sich die Lage dort langsam entspannt. „Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt“, sagte eine Stadtsprecherin der besonders schwer betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils.

Vielerorts waren wie auch in Bayern Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, Straßen freizuräumen, weitere Keller leer zu pumpen und angespülten Unrat zu beseitigen. Teils wurden Container für in der Flut verwüstetes Hab und Gut bereitgestellt.

Mitarbeiter des Neu- Ulmer Baubetriebshofes hatten in den vergangenen Tagen Schutzwände an der Donau angebracht. Foto: dpa/Marius Bulling

Signale der Entspannung aus Regensburg

Trotz nur sehr langsam sinkender Wasserstände kommen erste Signale der Entspannung zur Hochwasserlage aus Regensburg. Die Stadtverwaltung teilte am Donnerstag mit, dass die Anwohner der Werftstraße auf der Donauinsel am Freitagnachmittag ab 14 Uhr in ihre Häuser zurückkehren können sollen. 

Derzeit sollen Schutzwände eine Überflutung des Bereichs verhindern. Wegen aufgeweichter Böden hatten Helfer am Mittwoch aber damit begonnen, Wasser an den Wänden vorbeiströmen zu lassen, um ein plötzliches Versagen der Schutzelemente zu vermeiden.

Diese "gezielte Erhöhung des Wasserspiegels" habe bisher dazu geführt, dass die Straße und die Schutzwände stabil blieben, teilt die Stadt mit. Da der Pegelstand der Donau und der Grundwasserstand nur langsam sinken, dürften die Anwohner am Donnerstag aber noch nicht zurück in ihre Häuser. 

Dass sich das am Freitag ändern könnte, sei anhand der aktuellen Prognosen zum Hochwasser entschieden worden, so die Stadt weiter. "Sollte sich daran etwas ändern, würde die Öffentlichkeit unverzüglich darüber informiert."

Helfer bauen Hochwasserstege und Schutzwände am Donauufer in Regensburg auf. Foto: dpa/Sven Hoppe

Flussabwärts in Passau, wo die Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, wurde ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen.Einige Straßen und Plätze in Stadt sind wegen des Hochwassers weiterhin gesperrt. Bisher wurden an den Deichen keine Schäden oder Durchbrüche gefunden, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern mitteilte. 

Laut der Stadtverwaltung in Passau ist hier der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht, die Wasserstände fallen leicht.

Ein Haus mit dem Schriftzug „Zur blauen Donau“ steht in Passau im Hochwasser der Donau. In Bayern herrscht nach heftigen Regenfällen vielerorts weiter Land unter. Foto: dpa/Armin Weigel

Starke Schauer und Gewitter erwartet

Schauer, Gewitter und Temperaturen um die 20 Grad: Das Wochenende wird in vielen Teilen Deutschlands nur bedingt sommerlich. Im Süden steigt zudem erneut die Gefahr von Starkregen, wie Meteorologin Tanja Egerer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Donnerstag mitteilt. Noch gebe es aber gewisse Unsicherheiten. Fest steht: Im Süden wird es gewittrig. 

"Starke Gewitter und kräftige Schauer südlich der Donau können bereits zum und am Wochenende südlich der Donau auftreten." Das seien allerdings lokale Unwetter. Richtung Sonntag (10. Juni) und Montag (11. Juni) gebe es die Tendenz, dass es verbreitet zu Starkregen kommt. "Das ist allerdings bei Weitem nicht das, was wir am vergangenen Wochenende gesehen haben." 

  • Freitag, 7. Juni: Der Freitag präsentiert sich wettertechnisch recht ähnlich wie der Donnerstag: Im Norden gibt es Schauer und die Höchstwerte liegen bei 15 bis 20 Grad. Auch südlich der Donau kann es nass werden, sagt der DWD voraus. Zwischen diesen Gebieten, also "in der goldenen Mitte, zeigt sich der Himmel teils von seiner wolkigen, teils aber auch von seiner heiteren Seite und es bleibt meist trocken." Die Höchstwerte liegen dort bei 20 bis 24 Grad, während die Höchstwerte im Süden bei 24 bis 26 Grad immerhin ansatzweise sommerlich anmuten. 
  • Samstag, 8. Juni: Am Samstag erwartet der DWD erneut im Norden sowie südlich des Mains viele Wolken und schauerartigen Regen, im Süden auch kräftige Gewitter mit Starkregen und lokale Unwetter. Dazwischen wird es heiter bis wolkig und trocken. Die Temperaturen im Nordwesten klettern auf 16 bis 20 Grad, sonst 20 bis 26 Grad. 
  • Sonntag, 10. Juni: Auch am Sonntag bleibt es südlich des Mains wolkig oder stark bewölkt und gebietsweise treten Schauer und Gewitter auf - örtlich auch Starkregen und Unwetter. Im Norden bleibt es kühler bei 15 bis 20 Grad, sonst 20 bis 25 Grad.

Expertenrat: Pflichtversicherung für Elementarschäden

Angesichts der jüngsten Hochwasser fordert der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (SVRV) beim Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erneut eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. Ein juristisches Gutachten des Gremiums habe ergeben, dass eine solche Pflicht zulässig sei, wenn sie eine freie Wahl unter den Versicherern erlaube. "Voraussetzung ist, dass sich die Prämien grundsätzlich am versicherten Risiko orientieren", betont der Vorsitzende Christoph Busch. 

Die Versicherungsnehmer sollten dabei die Wahl zwischen unterschiedlichen Selbstbehalten haben. Denkbar sei auch ein Modell, bei dem zusätzliche Maßnahmen für den Hochwasserschutz seitens der Versicherten zu einem Prämienrabatt führten.

Als Elementarschäden gelten im Versicherungswesen Schäden, die durch die Natur verursacht werden - also durch Sturm, Hagel, Überschwemmung, Erdbeben, Lawinen, Schneedruck oder Vulkanausbrüche

Der Status Quo sehe so aus, dass sich Immobilieneigentümer darauf verließen, dass der Staat einspringt, wenn Elementarschäden eintreten, erklärt Busch. "Ökonomen sprechen hier von einem "charity hazard". Wenn ich weiß, dass der Staat hilft, gibt es für mich keinen hinreichenden Anreiz, selbst für eine Versicherung zu sorgen." Hinzu komme, dass das Risiko von Elementarschäden häufig unterschätzt oder verdrängt werde, so der Sachverständige weiter.

Info: Was soll man nach einem Schaden durch Unwetter unbedingt tun?

Kühlen Kopf bewahren
Wer nach einem heftigen Sturm mit Schäden an seinem Haus oder seiner Wohnung zu kämpfen hat, kann oft keinen klaren Gedanken fassen. Dabei ist es essenziell, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn die anschließenden Schritte entscheiden darüber, ob die Versicherung für die Schadenbeseitigung aufkommt.

Versicherung
Dabei leistet die Wohngebäudeversicherung grundsätzlich für Schäden am Haus und an fest verbautem Inventar. Die Hausratversicherung greift, wenn Einrichtungs- oder Wertgegenstände infolge von Unwetter Schaden nehmen.

Verhaltensregeln
Doch mit der Police alleine ist es nicht getan. Siegfried Karle, Präsident der Verbraucherorganisation Geld und Verbraucher (GVI), nennt die fünf wichtigsten Verhaltensregeln für den Fall der Fälle:

• 1. Regel
Treffen Sie umgehend Maßnahmen, um den Schaden zu begrenzen. Dichten Sie etwa zu Bruch gegangene Fenster ab, um das weitere Eindringen von Regen zu verhindern.

2. Regel
Informieren Sie umgehend nach Eintritt des Schadens Ihren Versicherer.

3. Regel
Veranlassen Sie notwendige Reparaturen immer erst nach Abstimmung mit dem Versicherer.

4. Regel
Dokumentieren Sie Unwetterschäden vor der Beseitigung mit Fotos, Videos oder anderen Beweisstücken. Auch Zeitungsberichte über Unwetterereignisse können dabei hilfreich sein.

5. Regel
Beseitigen Sie beschädigte Gegenstände möglichst erst nach Rücksprache mit dem Versicherer.

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