Oberfranken Alles außer Kulmbach ist Risikogebiet

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Das Abstrichstäbchen - wichtiges Instrument, um Corona-Infektionen erkennen zu können. Im Wartburgkreis ist die Zahl der Fälle bundesweit mit am geringsten. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa Quelle: Unbekannt

Die Landkreise Kulmbach und Lichtenfels teilen sich Dutzende Kilometer Grenze. Doch bei einem Blick auf die Inzidenzkarte des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) trennen beide Landkreise Welten. In Kulmbach hat sich das Infektionsgeschehen nach einem zwischenzeitlichen Hoch Anfang November mittlerweile wieder etwas abgekühlt.

 
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Kulmbach/Lichtenfels – Nach Auskunft des Landratsamtes auf eine Anfrage unserer Zeitung vom Montagnachmittag wies der Landkreis nur noch 43,32 Fälle pro 100 000 Einwohner auf; bayernweit war er damit der einzige, dessen Corona-Ampel auf Gelb zurückgegangen ist. Die Rückkehr zu einem Wert von unter 50 hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zum Ziel erklärt. Ab dann gilt ein Landkreis auch nicht mehr als Risikogebiet.


Im Landkreis Lichtenfels ist zwar die Sieben-Tage-Inzidenz seit dem bisherigen Höchststand von 222 ebenfalls etwas gesunken, oberfrankenweit ist er mit 172,22 Fällen pro 100 000 Einwohner (Stand: Montag, 16. November) jedoch weiterhin mit am stärksten getroffen. „Die neuen Fälle sind über den ganzen Landkreis verteilt“, sagte Andreas Grosch, Pressesprecher des Landkreises, betroffen seien alle Generationen.


Im Raum Lichtenfels gebe es nach wie vor nicht das eine Ausbruchsgeschehen, die Menschen infizierten sich an unterschiedlichen Orten bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Eine größere Zahl an Infizierten gab es bislang in einem BRK-Heim in Lichtenfels und einer Sozialeinrichtung in Burgkunstadt. Dazu Fälle an diversen Schulen und auch in Kindergärten. Zudem konnten zwei sogenannte Cluster im Privaten, einmal nach einer Feier und einmal in einer Familie, ausfindig gemacht werden. Das sei aber noch im Oktober gewesen, teilt der Landkreis Lichtenfels mit.


Im Landkreis Kulmbach lag schon seit einigen Tagen eine relativ niedrige Inzidenz von etwas mehr als 50 vor. Am Montag sank sie nun unter den – wohl auch psychologisch wichtigen – Wert von 50 Fällen pro 100 000 Einwohner. „Uns ist sehr wohl bekannt, dass sich die Lage wieder schnell zu unserem Nachteil verändern kann“, schildert David Buchwald, Pressesprecher im Landratsamt Kulmbach.


„Diese positive Momentaufnahme muss daher vorsichtig bewertet werden und darf jetzt nicht Anlass für leichtsinniges Verhalten sein“, ergänzt Landrat Klaus Peter Söllner. Wichtig sei, dass die Nachverfolgung der Kontaktpersonen schnell und umfassend möglich ist. Das Gesundheitsamt und viele abgeordnete Kräfte leisteten intensive Arbeit. „Sowohl durch die Kontaktpersonenermittlung als auch durch die ausgiebigen Testungen in der Kulmbacher Abstrichstelle konnten Infektionen schnell erkannt und eingedämmt werden“, ergänzt der Leiter der Koordinierungsgruppe Corona am Landratsamt, Oliver Hempfling. Auch bei den vorliegenden Corona-Fällen im Landkreis Kulmbach sei kein klares Muster erkennbar. „Wir können die derzeit positive Entwicklung jedoch nicht vollständig auf die Ermittlungsarbeit zurückführen“, sagt Amtsärztin Camelia Fiedler vom Gesundheitsamt Kulmbach.


„Der bundesweite Anstieg entsteht meist durch diffuse Geschehen, mit zahlreichen Häufungen in Haushalten, aber zunehmend auch in Gemeinschaftseinrichtungen und Alten- und Pflegeheimen sowie im beruflichem Umfeld“, erklärt Marieke Degen, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI). Viele kleinere Ausbrüche in Krankenhäusern sowie Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete hätten einen weiteren Einfluss auf die hohen Werte in manchen Regionen. Zudem würden religiöse Veranstaltungen eine Rolle spielen. „Für einen großen Anteil der Fälle kann das Infektionsumfeld nicht ermittelt werden“, sagt sie. Warum genau derartige Differenzen aber entstehen, das können sich auch die Experten der Gesundheitsämter und des RKI nicht erklären. Immer wieder würden jungen Menschen, international Reisenden und Feiernde, die sich unterwegs beziehungsweise auch auf Partys angesteckt haben, die Infektionen in ihren Haushalten und Familien verbreiten. „Ein starker Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz kann auch bei wenigen Ausbrüchen in einem dünn besiedelten Gebiet auftreten“, sagt die Pressesprecherin. Ganz allgemein könne man aber sagen, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass benachbarte Kreise zu einem bestimmten Zeitpunkt unterschiedlich viele Fälle haben.

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