Oberfranken Ein Kronacher an der Spitze der Polizei

Stabwechsel im oberfränkischen Polizeipräsidium: Innenminister Joachim Herrmann (Bild oben links) wünschte dem neuen Präsidenten Markus Trebes alles Gute. Für Sabine Trebes, selbst Polizistin, gab es Blumen. Bild links: Der ehemalige Präsident Alfons Schieder mit seiner Frau Foto: Gabriele Fölsche

Markus Trebes ist als neuer Polizeipräsident von Oberfranken Chef von fast 3000 Beschäftigten. Bei seiner Amtseinführung bescheinigt ihm Innenminister Joachim Herrmann nur das Beste. Doch ausgerechnet der Vorgänger wirft ein Thema auf, das viele aufhorchen lässt.

 
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Zahlreiche Vorschusslorbeeren hat er schon bekommen, der neue oberfränkische Polizeipräsident Markus Trebes. Kein Wunder: Er hat nicht nur eine Bilderbuchkarriere mit Bestnoten aufzuweisen, sondern gilt unter allen, die ihn kennen, als ausgesprochener Teamplayer. Einer, der keine einsamen Entscheidungen trifft, sondern sich erst aus ganz unterschiedlichen Quellen ein Bild macht, der bespricht, wohin die Reise gehen soll. Einer, der bei seinen Kollegen sehr geschätzt wird. Einer, dem der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei der offiziellen Amtseinführung am Montag im Thurnaue Schloss neben einer breit gefächerten fachlichen Kompetenz zudem „unerschütterlich gute Laune“ attestiert hat. Und nicht zuletzt: Trebes ist gebürtiger Oberfranke. Er stammt aus Kronach. Als Oberfrankens ranghöchster Polizist und neuer Chef von rund 2300 Beamtinnen und Beamten sowie mehr als 400 Tarif-Beschäftigen hat er damit ein Heimspiel. Das kommt nicht so oft vor im Freistaat.

Bei der Polizeiinspektion in Kronach hat Trebes 1994 ein Praktikum gemacht und sich für diese Laufbahn entschieden, die ihn zuletzt als stellvertretender Polizeipräsident nach Schwaben geführt hatte. Dort, hat Joachim Herrmann verraten, werde Trebes schmerzlich vermisst. Die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber habe sich sogar beklagt, dass immer die Besten aus Schwaben weggeholt werden. Im Publikum – unter anderem aus ranghohen Polizeibeamten, Vertretern der Politik, der Kirchen und der Blaulichtorganisationen – raunte zu dieser Bemerkung des Innenministers einer zu seinem Nachbarn: „Unsere Guten brauchen wir hier schon selbst.“

Überraschend sei es für ihn gekommen, als er Anfang Dezember gefragt wurde, ob er sich eine Rückkehr nach Oberfranken vorstellen könnte, sagt Markus Trebes im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es ist tatsächlich ein Heimkommen und fühlt sich wirklich gut an.“ Für den 48-Jährigen steht jetzt schon fest: „Es ist etwas ganz Besonderes, in seiner Heimat Polizeipräsident zu sein.“ Trebes wohnt nun wieder im Landkreis Kronach, zu dem er den Kontakt regelmäßig gehalten hat. „Meine Eltern wohnen im Frankenwald. Wir sind natürlich mit den Kindern in den Ferien immer dorthingefahren. Den Anschluss habe ich nie verloren. Ein Stück meines Herzens war immer dort.“ Von sich selbst sagt der neue Polizeipräsident, er sei ein Mann der leisen Töne und kommt dann doch auf einen Superlativ: Oberfranken sei das schönste Präsidium Bayerns.

Aber auch eines, in dem es gilt, Spitzenpositionen zu halten. Schließlich hat die Region seit Jahren die höchsten Aufklärungsquoten in ganz Bayern. Das gelte es zu bewahren und womöglich auszubauen. Allerdings werde das nicht einfach. Die Polizei stehe vor großen Herausforderungen. Die Kriminalitätsfelder veränderten sich, gleichzeitig spiele auch der demografische Wandel eine Rolle. Trebes’ Anspruch: Oberfranken soll Spitzenreiter in Sachen Sicherheit bleiben. Dazu bedürfe es des Zusammenspiels vieler, nicht nur in der Polizei.

Mit Wandel hat sich bei der Feier zum bereits vollzogenen Amtswechsel auch der ehemalige Polizeipräsident Alfons Schieder befasst. Er ist nun kein Polizeibeamter mehr, sondern hat die Leitung einer neuen Abteilung im Innenministerium übernommen, die die Digitalisierung voranbringen soll. Schieders Abschiedsworte galten dennoch der Position, die er bis vor Kurzem sechs Jahre lang innehatte.

Die Polizei müsse so aufgestellt sein, dass Vertrauen, Sicherheit und Respekt erhalten bleiben. Doch auch wenn die Statistik in den vergangenen Jahren genau dies bestätige, werde es immer anstrengender. Man müsse die Frage stellen, ob der Status quo erhalten werden kann. Zahlreiche Veränderungen habe es in der Vergangenheit gegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei in fast jedem Ort ein Polizeiposten gewesen, 165 waren es laut Schieder einst in Oberfranken. Sie sind in den 1960-er Jahren nach einer Reform 35 Polizeiinspektionen gewichen. An der damals geschaffenen Struktur sei sogar die Gebietsreform spurlos vorbeigegangen. „Diese Dienstellen arbeiten heute im Wesentlichen immer noch im Aufbau aus den 60-er Jahren.“ Ob diese Strukturen immer noch zukunftsfähig sind, das stellte Schieder zur Diskussion.

Heute stelle sich die Situation so dar, dass es in Kommunen mit 10 000 bis 15 000 Einwohnern zum Teil keine Polizeidienststelle gibt. „Wir haben aber andererseits auch sehr nette, verträumte Dörfer mit nicht einmal 4000 Einwohnern, die weitestgehend aus historischen Gründen mit einer Polizeiinspektion ausgestattet sind.“ Da stelle sich die Frage, ob man das nicht an heutige Bedürfnisse anpassen soll. Im Nordosten Oberfrankens gebe es zudem vergleichsweise eine polizeiliche Überversorgung . Die Polizeidichte liege zum Teil bei 1:440 Einwohnern. Dem stehe im Südwesten eine Polizeidichte von 1:700 entgegen. „Wir bilden die Bevölkerungsverteilung polizeilich nicht angemessen ab.“ Schieder sagte, er sei als einer, dem die Sicherheit gerade in Oberfranken sehr am Herzen liege, überzeugt, es werde ein Punkt kommen, an dem auch an der Polizeibasis Reformen greifen müssten „und wir uns nicht mehr nur mit minimal invasiven Eingriffen zufriedengeben dürfen.“ Dazu zähle auch die verstärkte Nutzung digitaler Möglichkeiten. Bestimmte Aufgaben könne man Schieder zufolge zentralisieren, um damit Personal für originäre polizeiliche Tätigkeiten belastungsorientiert einsetzen zu können. Dazu sei in Oberfranken bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die sich mit der Weiterentwicklung der Polizeistrukturen befasst und die dem Innenministerium dazu auch schon erste Vorschläge vorgelegt habe.

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