Öko-Station Ausstellung: Erhaltet die Bäume!

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Andrea Tröße, Leiterin der Ökostation, Andreas Bayer, Gebietsbetreuer des Naturparks Frankenwald, und stellvertretende Landrätin Annika Popp (von rechts) zeigen den Unterschied: eine Landschaft mit Baum – und ohne. Foto: Sabine Gebhardt

Große Bäume prägen die Landschaft – wie sähe es ohne sie aus? Das thematisiert eine Ausstellung in der Ökostation Helmbrechts.

 
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Jeweils ein Bildpaar zeigt einen identischen Landschaftsausschnitt, aufgenommen in Oberfranken: Auf einem Foto sind große Einzelbäume oder auch Baumgruppen zu sehen – auf dem anderen Foto sind die Bäume weg, die Landschaft wirkt leer; der Blick hat nichts mehr, woran er sich festhalten kann. Was bei der Ausstellungseröffnung in der Ökostation Helmbrechts zunächst zu der bangen Frage aus dem Publikum geführt hat: „Wurden die alle gefällt?“ Andrea Tröße, Leiterin der Ökostation, konnte beruhigen: Nein, die Bäume wurden mit digitalen Mitteln im Foto wegretuschiert. „Man sollte sich Gedanken machen darüber machen, wie würde sich die Landschaft ohne diese Bäume verändern, und zwar nicht erst, wenn der Baum weg ist, sondern schon vorher“, erklärte sie.

Genau das ist das Anliegen der Wanderausstellung, die die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberfranken erstellt hat. Und diese mahnt in einem Begleit-Flyer zur Ausstellung: Alte Bäume sollten durch behutsame Entlastungsschnitte gepflegt werden. Und: „Auch Verkehrssicherungsmaßnahmen an Straßen und Wegen sollten nur im zwingend erforderlichen Umfang und schonend erfolgen. Geeignete Maßnahmen zur Reduzierung von Unfällen mit Bäumen können passive Schutzeinrichtungen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen sein. Diese müssen Baumfällungen vorgezogen werden.“

Wie aktuell und nötig dieser Appell ist, hatte sich im Hofer Land erst jüngst gezeigt, als das Landratsamt Hof zwischen Kautendorf und Tauperlitz 32 Bäume fällen wollte, aus Gründen der Verkehrssicherheit. Erst nach massiven Protesten wurde vertieft nachgedacht und geprüft; schließlich mussten nur sechs Bäume weichen (wir berichteten).

Bei der Eröffnung der Ausstellung referierte Andreas Bayer, der neue Gebietsbetreuer des Naturparks Frankenwald, über das komplexe Lebewesen Baum. Über das allseits bekannte Wissen vom Baum als Sauerstoffproduzenten und als Lebensraum mit großer Artenvielfalt hinaus ging er auch auf die kulturelle Bedeutung markanter Bäumen ein, etwa als Landmarken, die in Vor-Navi-Zeiten sogar in Landkarten verzeichnet waren, als Bezugspunkte in Wegbeschreibungen: „An der großen Eich geht es links…“ Besondere Bäume tragen Namen – einer heißt zum Beispiel „Hüter des Feldes“; manche erinnern an besondere Ereignisse; unter Bäumen wurde Gericht gehalten und getanzt. Das Holz hat dem Menschen kulturelle Entwicklung ermöglicht, durch das Feuermachen, das Heizen; durch Schiffe aus Holz; auch die ersten Flugzeuge waren aus Holz. Uralt können Bäume werden, wenn man sie denn lässt. So wurde kürzlich die „1000-jährige“ Eiche in Nagel bei Küps, die tatsächlich an die 600 Jahre alt sein dürfte, als vierter Baum in Deutschland zum Nationalerbe erklärt. Als „grüne Eisberge“ bezeichnete Bayer die Bäume, denn 50 bis 70 Prozent des Lebewesens Baum sind nicht zu sehen: Sie befinden sich unter der Erde in dem Wurzelwerk, über das der Baum in Symbiose mit Pilzen lebt und über deren Myzel auch allein Bäume mit weit entfernten Bäumen kommunizieren können. Deswegen sind Bäume auch so verletzlich bei Baumaßnahmen. Bayer zitierte Tucholsky: „Bäume haben Feinde, aber keine Anwälte.“ Und appellierte an die Anwesenden, Anwälte der Bäume zu sein.

Gut zu wissen

Öffnungszeiten und Baumspaziergang
Die Wanderausstellung „Bäume.Charakter.Landschaft“ ist Teil des Projekts „Fränkisch verwurzelt“ der Regierung von Oberfranken zur Umsetzung der bayerischen Biodiversitätsstrategie. Sie ist bis 3. April während der regulären Öffnungszeiten der LBV-Ökostation, Ottengrüner Straße 100 in Helmbrechts, zu sehen: Montag bis Donnerstag 8 bis 15 Uhr, Freitag 8 bis 14 Uhr. Für Gruppen können zusätzliche Termine vereinbart werden. Begleitend zur Ausstellung gibt es am 21. März einen Baumspaziergang mit Clara Renner, einer Rangerin des Naturparks Frankenwald. Los geht’s mit einer kurzen Ausstellungsbesichtigung um 16 Uhr.

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