Jetzt wartet Spanien
Denn auch in der Verlängerung traf Uscins nach Belieben, während Späth hinten den Laden weiter dichtmachte und damit ein weiterer Sieg-Garant im DHB-Team war. Im Halbfinale am Freitag kommt es nun zum Wiedersehen mit Spanien. "Wenn wir jetzt feiern, werden wir nicht als Sieger aus dem Halbfinale gehen", bremste Gislason schon wenige Minuten nach dem Abpfiff ein wenig die Euphorie. In der Vorrunde hatte das DHB-Team in einem hochumkämpften Spiel gegen die Südeuropäer 33:31 gewonnen und damit den Einzug in die K.o.-Phase vorzeitig perfekt gemacht.
Die Duelle bei der Heim-EM im Januar sowie der WM im Vorjahr hatte Deutschland gegen Frankreich jeweils klar verloren. Mit ihrem ersten Pflichtsieg gegen den Olympia-Gastgeber seit 2013 revanchierte sich das deutsche Team auch im Namen der DHB-Frauen, die am Vortag gegen die Équipe Tricolore im Viertelfinale gescheitert waren. "Keine Ahnung, warum uns das heute passiert ist, warum wir das Glück hatten. Es war einfach da", befand Knorr.
Karabatic geht mit Applaus
Frankreichs Aus bedeutete zugleich das Karriereende des dreimaligen Welt-Handballers Nikola Karabatic, der nach dem Abpfiff feierlich verabschiedet und auch von den deutschen Spielern mit großem Applaus bedacht wurde. Der 40 Jahre alte Starspieler, der in seiner mit Trophäen dekorierten Karriere dreimal Olympia-Gold und vier Weltmeistertitel holte, hört ohne das erhoffte Edelmetall endgültig auf. "Er ist der Größte aller Zeiten und das wird er auch eine ganze Weile lang bleiben", rühmte Dahmke seinen Kontrahenten.
Ein deutscher Sieg lag schon vor dem Anpfiff in der Luft. Das Selbstvertrauen war so groß wie lange nicht mehr. Auch, weil die Gislason-Auswahl erst im Juli ein Testspiel gegen Frankreich gewonnen hatte. Doch diesmal spielte das DHB-Team gegen eine ganze Nation. Die Stimmung im Fußballstadion des OSC Lille war noch einmal aufgeheizter als beim Duell der Frauen-Teams. Mit Pfeifkonzerten begleiteten die Fans viele deutsche Spielzüge. "Normalerweise bin ich gewohnt, dass die Fans mitschreien. Hier haben sie uns ausgebuht. War auch mal eine coole Erfahrung", berichtete Späth.
Aufholjagd wird belohnt
Der deutschen Abwehr fehlte in der Anfangsphase die Präsenz. Weil zeitgleich Torhüter Andreas Wolff enttäuschte, kamen die Gastgeber immer wieder über den Kreis zu einfachen Treffern. In der Offensive fehlte es an Effizienz. Hinzu kam, dass Frankreichs Keeper Vincent Gerard alleine in der ersten Hälfte mehr als zehn Würfe parierte. Erst als Späth für Wolff zwischen die Pfosten des deutschen Tors rückte, gab es mehr Rückhalt. Dennoch lag das deutsche Team kurz nach Wiederbeginn vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach mit 14:20 hinten. Was folgte, dürfte einen Eintrag in die Sport-Geschichtsbücher finden.