Telgenkamp schien bei der Siegerehrung sichtlich überrascht, dass er lautstark ausgepfiffen wurde. "Das hat mir schon für ihn wehgetan", sagte der 40 Jahre alte Henning. Schließlich habe er sich den größten Moment seiner Karriere komplett selbst ruiniert. Auch in den sozialen Medien wurde der Niederländer für sein Fehlverhalten übel beschimpft.
Auslöser für Telgenkamps Aktion waren Aussagen von Danneberg vor dem Endspiel der beiden Erzrivalen. "Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns", hatte der deutsche Schlussmann gesagt. Telgenkamp und seine Teamkollegen fühlten sich davon provoziert.
"Ich hätte das nicht machen sollen, es waren die Emotionen", sagte Telgenkamp reumütig. "Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Ich meine, wir haben gewonnen und dann sollte ich mich nicht so gehen lassen."
Nach der Entschuldigung sei der unschöne Zwischenfall für das deutsche Team weitestgehend erledigt, auch auf eine Strafe durch den Weltverband deutet nichts hin. "Das werden wir auch wieder abhaken können und gönnen es den Holländern auch. Wir haben ihnen ja auch gratuliert", sagte Henning.
Hockey-Herren visieren nächstes Gold an
Nach der bitteren Niederlage steht die Mannschaft nun vor einem sportlichen Umbruch. "Es werden bestimmt Karrieren von wichtigen Spielern enden. Das heißt, die Geschichte dieser speziellen Mannschaft ist jetzt zu Ende erzählt mit einem dramatischen, traurigen Schlusskapitel", sagte Henning. Stürmer Niklas Wellen werde wohl aus dem Nationalteam zurücktreten, andere erfahrene Spieler dürften folgen. "Wir werden wieder angreifen bei der Heim-EM im nächsten Sommer und auch perspektivisch Richtung LA", sagte der Chefcoach.
Natürlich werde man auch bei den kommenden Sommerspielen in Los Angeles in vier Jahren versuchen, den bislang letztem Olympiasieg aus dem Jahr 2012 endlich zu wiederholen. "An den Jungs wird das noch Wochen, Monate oder bis an ihren letzten Tag nagen, Gold verpasst zu haben", sagte Henning: "Aber letztendlich haben wir eine unglaubliche Reise hingelegt." Denn innerhalb von 18 Monaten gewann die deutsche Auswahl das WM-Finale in Indien und scheiterte bei Olympia auf die knappste Weise erst knapp vor dem großen Ziel.