In der München-Klinik Neuperlach, an der Natascha Nüssler arbeitet, wird jeder Patient mit Krebs anhand eines Fragebogens auf Risikofaktoren wie Mangelernährung gescreent. Ist eine Mangelernährung wahrscheinlich, schaltet Nüssler einen Ernährungsmediziner ein. Er berät den Patienten, was er essen soll. Außerdem sollen die Patienten aufhören zu rauchen und sich körperlich betätigen. Bei gebrechlichen Patienten reiche es mitunter schon, sie zum Treppensteigen zu ermuntern, wenn sie in einem Haus mit Fahrstuhl wohnen. Oder die Patienten sollen zwei-, dreimal in der Woche spazieren gehen, und zwar so, dass sie außer Atem kommen. „Oft denken die Patienten, sie müssten sich schonen, daher muss man sie meist animieren.“
Die Liegedauer verkürzt sich
Es gibt bislang noch nicht viele Studien zur Wirksamkeit einer Prähabilitation bei einem onkologischen Eingriff. Aber die ersten Untersuchungen stimmen optimistisch. In einer schwedischen Studie beispielsweise war die Rate an Komplikationen bei Patienten mit Prähabilitation niedriger als bei Patienten, die nur die übliche Behandlung bekamen. „Was wir bislang wissen: Durch die Prähabilitation verkürzt sich die Liegedauer im Krankenhaus“, sagt Natascha Nüssler. Und eine Behandlung von Blutarmut senke das Risiko für eine Bluttransfusion und verbessere das Ergebnis einer OP.
Die Klinik in München bietet die Prähabilitation an, obwohl die Krankenkassen die Kosten bislang nicht erstatten. Natascha Nüssler: „Das machen wir, weil wir davon ausgehen, dass sich die Kosten bezahlt machen, zum einen für unsere Patienten, zum anderen, weil wir vermutlich nach der Operation Kosten sparen.“
So gelingt die schnelle Erholung
Risikofaktoren
Mangelernährung und Blutarmut bergen bei Patienten mit einer Tumoroperation ein erhöhtes Risiko für einen verlängerten Klinikaufenthalt und für Wundinfektionen. Sie gehen zudem mit einer erhöhten Gesamtsterblichkeit und einer verringerten Lebensqualität einher.
Vorbereitung
Viele Menschen, die sich einer Operation unterziehen müssen, sind mehrfach erkrankt und mitunter in einem schlechten Allgemeinzustand. Eine Prähabilitation soll die Patienten gezielt fit machen für eine Operation. Damit soll das Komplikationsrisiko verringert werden und dafür gesorgt werden, dass sich Patienten nach der Operation möglichst schnell wieder erholen. Zu den Maßnahmen zählen die Ernährungstherapie, aber auch Bewegungs-, Sport- und Physiotherapie.