Opernstar in Hof Der Gebirgsjäger unter den Sängern

Bariton Konstantin Krimmel triumphiert mit den Hofer Symphonikern. So muss man über den Tod singen.

 
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Die wissen schon, warum sie ihn vergangenes Jahr geholt haben. Die Bayerische Staatsoper in München hat jetzt Konstantin Krimmel und damit den Nachwuchspreisträger des „Oper! Awards“ im Ensemble. Der Bariton ist froh, dort in der Oper „rumtanzen und rumsingen“ zu dürfen, wo doch sein Hauptfach, das Lied, so viel Starre verlange. Kokett. Der Widerspruch hat wohl manchem auf der Zunge gelegen beim Austausch „Nachgefragt“ nach dem Konzert. Krimmel hatte mit den „Vier ernsten Gesängen“ aus Brahms’ Feder das immer noch schönste aller Instrumente zelebriert: die Stimme. Aber ja, auch die Hofer Symphoniker haben sich wieder einmal den verdienten Jubel erspielt.

Zunächst zurück zu Krimmel. Er hätte auch Gebirgsjäger bleiben können, dann wäre den Gästen der Hofer Symphoniker am Freitagabend einiges entgangen. Er ist ein Statement auf der Bühne, Gefühl hat er im Überfluss. Er findet den Weg eines Kunst-Ergründers und eines Erzählers, der die Bibelbotschaft in den Kopf zu setzen weiß: „Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh; wie dies stirbt, so stirbt er auch.“ Die Schwere dahinter ahnt man nur noch, wenn der 30-jährige Krimmel ins Publikum sieht und finsterschön singt. Hinter sich weiß Krimmel ein Orchester, das ihn ergänzt und nie übertönt.

Zu zeigen, wie die Hofer Symphoniker mit Musik umzugehen wissen, wenn Hermann Bäumer sie führt, dafür ist die Symphonie Nummer eins von Hans Rott eine grandiose Wahl. Ist eingangs des Abends die Ouvertüre in g-moll von Anton Bruckner – als Werk – noch von beliebigem Charme, folgt nach der Pause Dramatisches eines Mannes, der 25-jährig nervenzerrüttet starb und Erfolg nie kosten durfte. Rott dehnt wie Mahler das Spiel des Orchesters weit aus. Das liegt den Hofern. Sie klingen wie gleißendes Metall, sie erforschen die Wärme der tiefen Töne und wechseln taktschnell von Melancholie ins Getöse. Dirigent Bäumer scheint der Mimik nach Spaß zu haben, seine Musiker in Szene zu setzen – was diese nutzen. Wie singt Krimmel? „Darum sahe ich, dass nichts Bessers ist, denn dass der Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit.“

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