Otto-Hahn-Gymnasium Sechs Tischtennis-Mädchen überraschen in Berlin

Gerald Sacher
Sie freuten sich über den fünften Platz (von links): Antonia Schraml, Nicola Hüttel, Sarah Hecht, Franziska Hansl, Saskia Sacher, Nele Philipp, Hannah Sischka und Anna Raab Foto:  

Das Team vom OHG holt bei Jugend trainiert für Olympia den fünften Platz. Dabei waren sie als bei der deutschen Endrunde Außenseiterinnen angetreten.

 
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Berlin, Berlin – wir waren in Berlin. Nicht nur mit tollen Erlebnissen, sondern auch mit einer überragenden sportlichen Bilanz kehrten die Tischtennis-Mädels des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) Marktredwitz vom Bundesfinale des Schülerwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ zurück. Am Ende stand ein nie für möglich gehaltener fünfter Platz in der Ergebnisliste.

Mit gemischten Gefühlen traten die sieben Mädchen der Altersklasse WK II (Jahrgänge 2006 bis 2009) mit ihrer Betreuerin Nicola Hüttel die Fahrt in Richtung Norden an, zumal sie in ihrer Vierergruppe aufgrund der QTTR-Rangliste nur auf dem dritten Platz eingestuft waren und die drei Mitkonkurrenten bereits seit Jahren Berlin-Erfahrung mitbrachten. Gegen den Gruppenfavoriten Rheinland-Pfalz und letztjährigen Halbfinalisten waren sie krasse Außenseiter. Dies wurde ab Beginn deutlich, sodass sie auch gleich mit einer 1:8-Schlappe ins Turnier starteten.

Vom nächsten Gegner Thüringen hieß es deutlich vernehmbar: „Die Bayern sind schwach“. Thüringen selbst hatten sich die Rawatzer vorab bereits als Schlüsselbegegnung um den Einzug in die Endrunde der besten Acht zurechtgelegt. Des Gegners Worte waren dann noch zusätzliche Motivation. In einem wahren Krimi, in dem das Spielgeschehen ständig hin- und herwogte, zeigten die Vertreter Bayerns Nervenstärke und kamen zu einem knappen, aber verdienten 5:4-Erfolg.

Die erste Überraschung war damit geglückt. Zum Abschluss in der Gruppe wartete noch das Saarland, gegen das die OHG-ler einen überzeugenden 8:1-Erfolg feierten. Doch musste um den Einzug in die Endrunde noch einmal gezittert werden, da Rheinland-Pfalz erst im Schlussdoppel die Weichen auf Sieg stellte und damit das Endrundenaus für Thüringen besiegelte. Der erste Meilenstein war geschafft und damit das äußerst ambitionierte selbst gesetzte Ziel.

Spannung pur

Der Turnierfavorit schlechthin wartete im Viertelfinale auf die Fichtelgebirglerinnen mit dem Sportgymnasium Carl-von-Weinberg-Schule aus Frankfurt am Main. Auf diese Schule geht mit Josephine Neumann auch eine der weltbesten Nachwuchsspielerinnen, die mit ihren zwölf Jahren bereits in der Damen-Bundesliga spielt. Durch eine geschickte Doppelaufstellung stand es 1:1, später 3:3. Spannung pur hieß es vor den entscheidenden beiden Einzeln. An Position drei war für die Marktredwitzerinnen wenig zu holen, doch an Vier wurde es zu einem absoluten Nervenspiel, und da hatte am Ende die Hessin die Nase vorn.

Alles andere als demotiviert, sondern mit einem Jetzt-erst-Recht im Kopf, gingen sie in die Platzierungsrunde. Das bekamen als Erste die Niedersachsen zu spüren, die mit 5:1 von der Platte gefegt wurden. Im abschließenden Spiel um Platz Fünf ging es dann gegen Hamburg. Etwas verzockt hatten sich die Rawatzer bei der Doppelaufstellung, deren Begegnungen auch beide an die Hansestädter gingen. Einmal mehr gingen die vorderen beiden Partien an die Norddeutschen, während die hinteren beiden in OHG-Hand waren – 2:4. Nun kam die Stunde der mittleren Zelluloidartistinnen, die nervenstark ihre Begegnungen durchzogen – 4:4. Das Schlussdoppel, in dem nach den Statuten immer Spielerinnen ab der Position Fünf antreten, war wie üblich „a gmahde Wiesn“ und brachte den Marktredwitzerinnen nicht nur den Punkt zum 5:4-Erfolg, sondern damit auch den fünften Platz.

Schwerster Brocken

Den schwierigsten Stand hatte bei diesem Turnier, das in einer riesigen Halle mit insgesamt 56 Tischen ausgetragen wurde, Antonia Schraml, die an Position Eins die schwersten Brocken vorgesetzt bekam. Die mit Abstand anstrengendste Aufgabe hatte an Zwei Saskia Sacher: Sie musste nicht nur selbst an der Platte agieren, sondern zudem sämtliche Spiele ihrer Teamkameradinnen coachen. Zeit mussten die beiden als amtierende Deutsche Pokalmeisterinnen mit den Damen des SV Neusorg zudem noch finden als Interviewpartner für einen Tischtennis-Trailer.

Eine grundsolide Vorstellung bot Nele Philipp an Drei, die mit ihrem Angriffsspiel für jede Gegnerin gefährlich war. An Vier wuchs Sarah Hecht über sich hinaus und blieb als Einzige in der Vorrunde ungeschlagen. Das Eröffnungsspiel ausgenommen blieben Hannah Sischka an Position Fünf sowie Anna Raab und Franziska Hansl, die sich an Position Sechs abwechselten, sowohl im Einzel als auch im Doppel in den weiteren fünf Partien ungeschlagen. Außer Anna Raab vom TTC Waldershof spielen die anderen sechs beim SV Neusorg. Eine zusätzliche Besonderheit ist sicherlich, dass die Mädchen in Berlin den Bezirk Oberfranken repräsentierten, obwohl sie allesamt aus der Oberpfalz kommen.

Mit dem fünften Platz haben sie nicht nur für ihre Schule für einen Spitzenrang gesorgt, sondern auch für Bayern selbst. In den insgesamt 24 Wettbewerben gab es nicht einen einzigen bayerischen Sieger und gerade einmal drei Podestplätze.

Dank an Sportlehrerin

Das große Dankeschön der jungen Spielerinnen galt ihrer Sportlehrerin Nicola Hüttel. Bereits vorab hatte sie dafür gesorgt, dass durch finanzielle Unterstützung des Elternbeirats und des Fördervereins des OHG der Eigenanteil der Spielerinnen auf Null gesenkt werden konnte. Ein offenes Ohr für jeden, aufrichten und motivieren wenn es notwendig schien, aber einfach auch einmal laufen lassen und ihre Mädels in die Eigenverantwortung nehmen, dabei aber im Hintergrund alles perfekt organisieren – Nicola Hüttel war sicher die Bestbesetzung auf der Betreuerbank. Zudem hatte sie für ein tolles Rahmenprogramm in der Millionenmetropole gesorgt.

Am Freitagabend feierten Schüler, Betreuer, Offizielle und Ehrengäste den Abschluss des Bundesfinales 2023. Vier Tage lang hatte „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ Berlin wieder in die Hauptstadt des Schulsports verwandelt. Zahlreiche aktive und ehemalige Spitzensportler fieberten in den Hallen mit und übergaben Medaillen an die besten Schulteams. So auch DHB-Pokalsieger Juri Knorr, der bei den Handballfinals und der Abschlussveranstaltung dabei war. Das Frühjahrsfinale besuchten unter anderem auch der fünfmalige Paralympics-Champion im Tischtennis, Jochen Wollmert, Basketball-Nationalspielerin Finja Schaake, Bernhard Hesse von den Alba Berlin Rollis oder die frühere Beach-Volleyballerin und Vize-Europameisterin Katrin Holtwick sowie diverse Politiker. Zwischen den Siegerehrungsblöcken unterhielten Darbietungen von Rhythmischen Sportgymnastinnen, Artisten und Jonglage-Künstlern die Zuschauer. Eingerahmt waren deren Auftritte vom feierlichen Moment, als zu Beginn der Show Sängerin Miss Victorine zusammen mit allen Anwesenden die Nationalhymne anstimmte. Der Partyteil des Abends, bei dem der Innenraum der Max-Schmeling-Halle von den Schülern geflutet wurde, war dann das spektakuläre Finale.

 

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