Wissler hatte zuvor bei einem Auftritt auf dem Landesparteitag der Linken in Hannover am Samstag ihre erneute Kandidatur zunächst nicht erwähnt. Offen bleibt weiterhin, ob auch der Ostbeauftragte der Linksfraktion im Bundestag, Sören Pellmann, Ende Juni für den Bundesvorsitz kandidieren wird. Wie Wissler hatte auch Pellmann angekündigt, dazu in den kommenden Tagen eine Entscheidung verkünden zu wollen. Aus der Parteizentrale war am Samstag zu hören, dass eine Kandidatur Pellmanns noch nicht bekannt sei.
Ramelow: "Wir brauchen einen Strukturwechsel"
Für Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ist die Linkspartei derzeit eine Baustelle. Es gehe nicht nur um Personalentscheidungen. "Wir brauchen einen Strukturwechsel", sagte Ramelow am Samstag am Rande eines Landesparteitags der Thüringer Linken in Bad Blankenburg.
Ein Problem der Partei sei, dass sie quasi drei Machtzentren habe, den Bundesvorstand, die Bundestagsfraktion und den Bundesausschuss. Diese gäben auf eine Frage manchmal drei konträre Antworten. "Das kann nicht funktionieren", sagte Ramelow. Ihm sei es wichtig, dass die Linke künftig mit einer Stimme spreche.
Auch der frühere Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, sieht es als Problem an, dass verschiedene Meinungen von Linken-Politikern in der Öffentlichkeit scheinbar gleichwertig nebeneinander stünden. "Wir müssen unsere Positionen zu zentralen Themen bestimmen und gemeinsam nach außen vertreten", sagte Gysi der dpa. Er mahnte nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine personelle Erneuerung an, schloss eine eigene Kandidatur aber aus.
Die Partei müsse selbst unter Beweis stellen, wofür sie gebraucht werde, sagte Gysi. "Und wir müssen deutlich machen, welche Interessen wir vertreten, nämlich zuerst die von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie Auszubildenden, und dann die von Studierenden, Arbeitslosen, Obdachlosen, Geflüchteten, Freiberuflern und kleinen Unternehmen. Auch der Mittelstand gehört dazu."