Gleich „happy“ ist Jennifer Bernreuther, die andere Hälfte der Kreis-Spitze. „Sieht nach Ampel aus“, sagt sie, man dürfe sich jetzt mal auf die Schulter klopfen. Dass die Sozialdemokraten den Schwung nach oben genommen haben, liege an Olaf Scholz und dem Programm der SPD. War es nicht auch ein schwacher Armin Laschet? „Nun gut, ja. Laschet war nicht unbedingt ein Kompetenzträger.“
Ein bisschen Freude herrscht schon bei den Grünen in der Region. Schließlich hat die Partei nicht nur auf Bundesebene kräftig zugelegt, sondern auch im Stimmkreis Hof-Wunsiedel, wenn auch nicht annähernd so viel. „Wir müssen uns auch mal auf die Schulter klopfen“, sagt Mirjam Kühne am Montagmorgen. Sie ist gemeinsam mit dem Grüne-Direktkandidaten Ralf Reusch Sprecherin des Hofer Kreisverbandes. Reusch hatte 6,4 Prozent der Stimmen geholt, die Grünen 7,7 Prozent bei den Zweitstimmen. „Man muss eben auch sehen, dass die Grünen es in der ländlichen Region nicht so leicht haben“, sagt Kühne. Bedauerlich findet Mirjam Kühne zum einen, dass die Freude über die deutlichen Zugewinne im Lichte des zwischenzeitlichen Höhenflugs in den Umfragen nicht so groß ist. Zum anderen empfindet sie es als Sexismus, dass Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, obwohl sie in allen Fakten-Checks in den Triells vorne gelegen hat, als weniger kompetent als ihre Mitbewerber wahrgenommen wurde. „Annalena hat Jubel verdient“, sagt Kühne. In Sachen Regierungsbildung hat sie einen eindeutigen Wunsch: „Bundespolitisch ist uns die Ampel näher als Jamaika.“
Derart festlegen möchte sich Nanne Wienands, Grünen-Stadträtin in Schwarzenbach an der Saale und auch im Kreisverband aktiv, noch nicht. „Da stehen wir bundesweit gesehen vor einer großen Aufgabe“, sagt Wienands. „Es muss sich jetzt weisen, wie sich unsere Inhalte verwirklichen lassen.“ Es gehe darum, ob Deutschland klimaneutral werden könne. „Dafür müssen wir die Industrie in die Verantwortung nehmen.“ Ist Christian Lindner hier eine Gefahr für die grüne Politik? „Ich sehe Christian Lindner nicht als Gefahr. Er wird sein Fähnchen in den Wind hängen, weil er einfach mitregieren will“, sagt Wienands. Sie hoffe jedenfalls, dass Olaf Scholz Kanzler wird. Regional könnten die Grünen zufrieden sein. Ralf Reusch sei als Direktkandidat quasi aus dem Nichts in den Wahlkampf gegangen und habe das Ergebnis von der letzten Bundestagswahl verbessert.
Oliver Koller, stellvertretender Vorsitzender der AfD Hochfranken, zeigt sich enttäuscht vom Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene. „Die parteiinternen Grabenkämpfe als auch das AfD-Bashing haben uns sehr geschadet. Auf Bundes- und Landesebene muss das Ganze nun umfangreich analysiert werden“, sagt Koller, der Jörg Nürnberger zum Einzug in den Bundestag gratuliert. Bedauerlich sei, dass Gerd Kögler für die AfD nicht den Einzug ins Bundesparlament geschafft hat. „Dies hat womöglich auch mit der Kandidatur der Freien Wähler zu tun.“