Demgegenüber steht jedoch, dass Menschen, die tatsächlich pflegen, die Aufgabe als große Herausforderung sehen. Mehr als die Hälfte fühlt sich im Alltag nicht nur mit vielfältigen Problemen konfrontiert, sondern sogar überlastet. 22,3 Prozent der Angehörigen in Deutschland geben an, dass sie mehr als 40 Stunden pro Woche für die Pflege ihrer Angehörigen aufbringen. Das entspricht einer Vollzeitbeschäftigung. Die Arbeit wird aber in den meisten Fällen obendrauf geleistet.
Die Probleme beginnen bereits beim Stellen von Anträgen: Pflegebedürftige wie (angehende) pflegende Angehörige stoßen dabei auf bürokratische Hürden. Doch es gibt auch Hilfsangebote. Allerdings wissen darüber laut der AOK-Umfrage viele Menschen nicht Bescheid – und nehmen sie daher nicht in Anspruch. „Grundsätzlich geht es darum, dass Pflegende mehr Unterstützung erhalten“, fordert daher Claudia Moll. Ein erster Baustein ist die Beratung. Auf ihrer Homepage (www.pflegebevollmaechtigte.de) sind daher Anlaufstellen wie der Medizinische Dienst, verschiedene Pflegestützpunkte oder auch die Pflegekassen bei den jeweiligen Krankenkassen aufgeführt.
Pflege ist für viele eine Herausforderung
Bei der AOK etwa beraten Sozialpädagogen in Sachen Pflege. „Es sind unter anderem Anträge auszufüllen, Leistungen zu beantragen und zu koordinieren“, sagt Elisabeth Reinhardt, Fachverantwortliche für die Pflegeberatung der AOK. Die Hauptaufgabe der Pflegeberatung sieht sie darin, Unterstützung und Begleitung anzubieten, Orientierung zu geben: „Viele denken erst mal: Oh je, ist das viel, da finde ich mich nie zurecht.“
Individuelle Lösungen suchen
Jeder Mensch habe seine „eine eigene Geschichte, bei jedem sind die Rahmenbedingungen anders“, sagt die Sozialpädagogin Reinhardt. Man brauche daher individuelle Lösungen. Ein Fokus müsse dabei auf den Angehörigen liegen: Wie gehen sie mit der Erkrankung oder Bedürftigkeit der betroffenen Person um? Sind sie in die Pflege involviert? Müssen auch sie entlastet werden?
Oft sei der Wunsch vorhanden, die Pflege zu übernehmen. Schon allein, weil die wenigsten Pflegebedürftigen in ein Heim möchten. Doch es werde nicht bedacht, welche Belastungen häufig auftreten und welche Voraussetzungen für die häusliche Pflege nötig sind – etwa entsprechende Veränderungen im Wohnumfeld, Schulungen zum Thema Pflege. Immer wieder werde auch unterschätzt, wie psychisch und physisch anstrengend Pflege sein kann: „Damit sich die Angehörigen nicht überfordern, klären wir gemeinsam, wie die aktuelle Situation ist – und wie wir Entlastung schaffen können“, so Reinhardt. Umso wichtiger wäre es, dass man sich mit dem Thema rechtzeitig auseinandersetzt. Trotzdem ist Pflege, auch die eigene, teils noch immer ein Tabuthema. Laut der Forsa-Umfrage haben 40 Prozent noch gar nicht kommuniziert, wie und wo sie im Fall der Fälle versorgt werden möchten. Zwei Drittel der Befragten hat zudem keine Pflegezusatzversicherung – auch hier gibt es somit Nachholbedarf.
Rechtzeitig vorsorgen