Dass in Deutschland viele Medikamente knapp werden, hat für Michael Kretzer nichts mit Lieferketten oder globalem Wirtschaften zu tun: „Das ist ausschließlich politisch verursacht.“ Dabei stünden den Patienten hierzulande noch ganz andere Zeiten bevor: Eine noch junge EU-Verordnung verlange, dass selbst simpelste Medizinprodukte künftig alle paar Jahre neu zugelassen werden. „Ein Stent für Säuglinge beispielsweise kostet 40 Euro. Jetzt sollen die Hersteller das Produkt alle drei Jahre für 500 000 Euro und mit enormem bürokratischen Aufwand neu zulassen – aber dann lohnt sich die Herstellung nicht mehr“, sagt Kretzer. Die Folge: Schon jetzt stellten Unternehmen ganze Produktlinien ein – oder produzierten eben nur noch für den außereuropäischen Markt. Warum es da noch keinen öffentlichen Aufschrei gegeben habe, dazu hat Michael Kretzer so seine Theorie. Viel wichtiger aber ist es ihm, derartige Dinge selbst sichtbar zu machen.