Polizei-Beschaffungsamt Logistikzentrum in Hof startet 2023

Uniformen gibt es einige bei der bayerischen Polizei. Über Hof läuft von 2023 an die zentrale Beschaffung. Foto: picture alliance/dpa/Daniel Karmann

Alles, was die bayerischen Polizisten und die Dienststellen brauchen – von der Büroklammer bis zum Hubschrauber – bekommen sie künftig aus oder über Hof. Los geht’s im kommenden Jahr.

 
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Manche Dinge ändern sich nie. „Hof wird seinem Ruf gerecht“, kalauert Joachim Herrmann (CSU). In Erlangen, erzählt er, sei er bei vier Grad mehr losgefahren. „Das ist Spätsommer in Hof, Herr Innenminister“, witzelt Udo Skrzypczak, Präsident der Bayerischen Bereitschaftspolizei, hierarchisch korrekt zurück.

Immerhin, und darum geht es an diesem Nachmittag, wurde Hof, das Sibirien Bayerns, das es längst nicht mehr ist, weil harte Winter nur noch eine Erinnerung sind, auserkoren. Wieder soll ein Amt in die Stadt verlagert werden. Nach dem Landesamt für Umwelt nun das Polizeibeschaffungsamt, das 2030 in den vollen Betrieb gehen soll. 200 Mitarbeiter sollen dann von Hof aus alles beschaffen, was die bayerische Polizei braucht. Das sind mehr Mitarbeiter, als zunächst angenommen.

In einem kurzen, feinen Video zeigt die Polizei, worum es geht. Wer Lust hat, im Team Polizei dabei zu sein, kann sich schon jetzt bewerben. „Wir werden nicht alle Stellen mit Verwaltungsmitarbeitern besetzen können“, sagt Skrzypczak, der das Projekt leitet.

Nach Amazon kommt nun also ein weiteres Jobrad in Schwung. „Der Arbeitsmarkt hat sich deutlich verbessert“, weiß Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD).

Zum Ende des ersten Quartals sollen die ersten 15 Mitarbeiter in Hof mit dem Großprojekt starten und schon Beschaffungen ohne Lagerhaltungen übernehmen. Ende 2030 sollen dann bis zu 200 Menschen in einem Logistikzentrum mit angeschlossener Verwaltung arbeiten.

Wo das hinkommt, weiß noch niemand. Der Bayerische Bauminister, Christian Bernreiter, Parteikollege von Herrmann, hatte in dieser Woche bei einem Besuch in Hof nicht ausgeschlossen, dass auch der Hofer Hauptbahnhof mit seinen Bestandsgebäuden im Rennen sei. Vor den offiziellen Reden am Donnerstag nimmt man an den Stehtischen wahr, dass Bernreiter damit eine ziemliche Falschmeldung produziert hat. Herrmann moderiert das auf Nachfrage im offiziellen Teil einfach weg: „Es gibt keine Denkverbote.“ Die bayerische Staatsregierung wolle Flächenversiegelung vermeiden. „Es muss aber passen“, sagt Herrmann.

Wie viel Fläche die Polizei konkret braucht, steht auch noch nicht fest. Und ob das Logistikzentrum überhaupt nach Hof kommt oder doch in den Landkreis, wird sich ebenfalls weisen. Im nichtoffiziellen Teil erfährt man, dass wohl auch einige Bürgermeister aus dem Hofer Land schon kräftig mitmischen in der Standortfrage.

Eva Döhla wünscht sich natürlich eine Ansiedlung auf städtischem Grund. Und bestenfalls nah zur Innenstadt. Das bringe Kaufkraft in die Stadt. Das von der Polizei zunächst angemietete Gebäude in der Ernst-Reuter-Straße sei optimal und schon mal ein guter Anfang.

In den altehrwürdigen Räumen der früheren Schmidtbank könnten bis zu 60 Mitarbeitern Platz finden. Die 1400 Quadratmeter große Immobilie dient als Zwischenlösung, bis ein zentraler Standort gefunden ist.

Das Gebäude in Nachbarschaft zur AOK Hof gehört einem Münchner Investor. Die Purealis-Gruppe investiert in Metropolregionen und wachsenden Mittelzentren, schreibt sie auf ihrer Homepage. Der Chef, Gerhard Knab, liebt alte Gebäude, erzählt er beim PR-Termin. Deshalb habe er auch dieses Haus gekauft. 50 Jahre habe es auf dem Buckel. Solide gebaut sei es und deshalb gut zu sanieren. Natürlich energetisch einwandfrei, dass niemand mehr im Jackett frieren muss.

Den Termindruck hat nun das Immobilienbüro Wittig aus Hof, das, wie man hört, alles aus einer Hand liefere. Bis Ende März sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die neue Behörde, sagt Gerhard Knab, werde auch die Gegend aufwerten. „Innen und außen wird es schick“, kündigt der Investor an. Vielleicht lasse er auch noch Photovoltaik aufs Dach legen. Ladesäulen solle es aber auf jeden Fall geben.

Der Innenminister ist elektrisiert. Auch noch von der Heimatstrategie, die einst Markus Söder ausgerufen hatte, Behördenverlagerungen inklusive. Auch bei der bayerischen Polizei, erklärt Herrmann, gebe es „viel Verwaltungskram“. Das sage er jetzt einfach mal so salopp. Und dieser Krimskrams müsse nicht auch noch in München bearbeitet werden, sondern könne, „auch in etwas fernere Gebiete“ abgegeben werden. Hof bietet sich da natürlich und vor allem an. Mehr ferner von München innerhalb des Freistaates geht ja schon nicht mehr. Aber auch hier hat man seine Fähigkeiten. Herrmann erhofft sich von der Textilkompetenz in der Stadt ein paar Synergien. Für die Hofer Oberbürgermeisterin war es jedenfalls ein Tag, an dem „etwas greifbar wird“. Drei Jahre lang sei vieles im Ungefähren geblieben. „Zweifel hatte ich aber nie“, spricht Döhla wärmende Worte in Richtung des Ministers.

Alles aus einer Hand

Wie der Präsident der bayerischen Bereitschaftspolizei, Udo Skrzypczak, erläuterte, wird das Hofer Zentrum Schritt für Schritt die bisher weit verteilten Beschaffungsstellen in Bayern ersetzen. Bislang ist es so, dass jedes der bayerischen Polizeipräsidien eine eigene Abteilung hat, die für den Ankauf und die Verteilung des Sachbedarfs zuständig ist. Dazu kommen spezielle Zuständigkeiten: So ist das Präsidium Unterfranken in Würzburg für die Beschaffung aller Fahrzeuge, das Landeskriminalamt für die zentrale EDV-Ausstattung und die Bereitschaftspolizei für die Waffen zuständig. Das alles wird in Zukunft schrittweise vom Hofer Zentrum übernommen. Dies wird jedoch nicht bedeuten, dass in Hof oder seinem Umland künftig alle neuen Streifenwagen oder gar Hubschrauber der Polizei stehen. „Man muss unterscheiden zwischen dem sogenannten Strecken- und dem Lagergeschäft“, erläutert Udo Skrzypczak. Beim Streckengeschäft liefert der Hersteller direkt an die jeweilige Dienststelle. Aufgabe des Hofer Zentrums ist die Bestellung und die Ausschreibung. Vor allem Letzteres werde immer aufwendiger. Viele Beschaffungen müssten EU-weit ausgeschrieben werden. Wer hierbei Fehler mache, setze sich unweigerlich der Gefahr von Konkurrentenklagen aus, die die Beschaffung mindestens verzögern. Zu den Mitarbeitern des Hofer Logistikzentrums werden daher nicht nur Beamte des mittleren und gehobenen Dienstes sowie vergleichbar ausgebildete Angestellte, sondern auch Juristen gehören.

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