Polizei informiert Wo für Senioren die Gefahren lauern

Lisbeth Kaupenjohann

In einer Vortragsreihe will die Polizei ältere Menschen dafür sensibilisieren, in welchen Situationen es zu Unfällen kommen kann. Über 65-Jährige sind, besonders als Fußgänger, überdurchschnittlich oft in Unfälle verwickelt.

 
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Mit einer Infoveranstaltung zum Thema „Senioren als Fußgänger“ startet die Polizeiinspektion Hof ihre neue Präventionsreihe. Die Polizeibeamten Heike Köllner und Axel Hofmann (Bild Mitte) verstehen es, ältere Menschen auf Sicherheitsrisiken aufmerksam zu machen. Mitinitiator der Veranstaltung sind der Seniorenrat der Stadt Hof, Foto: Kaupenjohann

Senioren haben im Straßenverkehr ein hohes Sicherheitsrisiko. Ob als Fußgänger, mit oder ohne Rollator, beim Busfahren oder als Rad- und Autofahrer müssen sie besonders achtsam sein, bringt das Alter doch einige Einschränkungen mit sich. Sehschärfe und Gehör lassen nach, auch die Reaktionsgeschwindigkeit. Das Laufen ist mitunter eingeschränkt, man wird ängstlicher.

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Der Seniorenrat der Stadt Hof kennt diese Probleme, auch aus eigener Erfahrung, und hat sich mit der Seniorenbeauftragten Sandra Häupler und der Polizeiinspektion Hof beraten, was zu tun ist, um die Sicherheit der älteren Bürger zu verbessern. Die Polizeiinspektion hat nun eine Veranstaltungsreihe gestartet, in der es darum geht, Senioren zu sensibilisieren für gewisse Gefahren, egal, wie sie sich im Straßenverkehr bewegen.

Zur Auftaktveranstaltung in der Leitstelle Pflege am Berliner Platz 3 kamen rund 20 Zuhörer und Zuhörerinnen. Im Fokus stehen an diesem Nachmittag die Fußgänger.

Die Referenten

Zunächst stellen sich die Referenten von der Polizei vor: Heike Köllner und Axel Hofmann sind der jüngeren Bevölkerung gut bekannt, sind sie doch das ganze Jahr über in Kindergärten und Schulen unterwegs in Sachen Verkehrserziehung. „Wir betreuen in Stadt und Landkreis Hof rund 750 Kinder“, berichtet Axel Hofmann. Prävention ist sein und Heike Köllners Anliegen.

Statistische Zahlen

Die Senioren sind ins Blickfeld der Polizei geraten, nachdem 2021 in Deutschland 195 über 65-Jährige als Fußgänger ums Leben gekommen sind. Ab 65 Jahren steigt die Zahl der Unfälle. In Oberfranken, informiert Hofmann, waren im vergangenen Jahr 127 Fußgänger über 65 Jahre an Unfällen beteiligt. Im Alter erhöhen sich nicht nur die Unfallrisiken, auch die Folgen eines Unfalls sind schwerwiegender.

Hofmann legt weitere Zahlen vor: In Stadt und Landkreis Hof ist die Hälfte aller Bürger älter als 50 Jahre alt; 25,3 Prozent aller Einwohner sind älter als 65. Auch die Zahl der Hochbetagten steigt – in Deutschland leben 23 000 Menschen, die älter sind als hundert Jahre. Eine gute Lebensweise und medizinische Versorgung machen es möglich.

Unfallarten

Doch führt das Alter zu Einschränkungen. „Senioren müssen eine Art Gefahren-Radar entwickeln“, sagt Axel Hofmann. Er und Heike Köllner zeigen mit Bildern, wo die Gefahren lauern. Die meisten Unfälle passieren demnach beim Überqueren der Straße, wobei Fußgänger und Autofahrer je etwa zur Hälfte schuld sind.

„Abbiegende Autos sind ein großes Problem“, sagt Köllner. Leider sei manchen Autofahrern nicht klar, dass sie am Fußgängerüberweg zu warten haben, bis auch der letzte Fußgänger die andere Seite erreicht hat.

Wenn die Ampel auf Rot umschaltet, darf der Fußgänger nicht stehen bleiben, sondern muss zügig weitergehen auf die andere Seite oder bis zum befestigten Mittelstreifen. „Alle müssen aufpassen“, macht die Beamtin deutlich. Allerdings: „Der Autofahrer kommt meist mit einigen Schrammen am Fahrzeug davon, der Fußgänger aber leidet oft noch lange an den Folgen eines Unfalls.“

Oft passieren Unfälle mit Fußgängern auf den Parkplätzen der Supermärkte; meist dann, wenn Autofahrer rückwärts aus ihrer Parklücke herausfahren und durch größere Autos neben ihnen wenig sehen können. Auch warnen die Polizeibeamten: Zebrastreifen am Parkplatz sollen Autofahrer sensibilisieren; rechtlich gesehen bieten sie keine Sicherheit. Die ist nur an offiziellen Fußgängerüberwegen gegeben, gekennzeichnet durch ein blaues Schild mit Fußgänger. Am Supermarktparkplatz verkünde mitunter ein Schild, dass hier die Straßenverkehrsordnung gelte. „Hier handelt es sich um eine rechtliche Grauzone“, warnen die Polizisten.

Gefahr droht auch beim Aussteigen aus dem Bus sowie bei Fahrzeugen, die rückwärts aus Grundstücken auf die Fahrbahn stoßen; oft ist oft die Sicht des Fahrers begrenzt.

Nicht nur Fußgänger, auch Radfahrer müssen hier Umsicht walten lassen. „Fußgänger sollten nie direkt vor oder hinter einem stehenden Bus oder Lkw über die Straße laufen. Auch sollten sie den kleinen Umweg zum nächsten Fußgängerüberweg nehmen“, rät Köllner. In Hof könne man etwa an der Ernst-Reuter-Straße immer wieder beobachten, dass Fußgänger eine Lücke im Verkehr nutzen, um die Straße zu überqueren, etwa um geradewegs zu einer Bushaltestelle oder zum „Backhäusla“ zu kommen.

Ernst-Reuter-Straße

Die Ernst-Reuter-Straße kommt an diesem Nachmittag noch öfter zur Sprache. Zu kurz seien die Ampelschaltungen für Fußgänger, kritisieren die Senioren. Zu schnell führen die Autofahrer. Die beiden Polizeibeamten erklären, dass es nicht so einfach sei, die Schaltphasen zu ändern, weil das weitreichende Auswirkungen habe. Doch werde sich für Fußgänger wohl manches verbessern, wenn erst Tempo 50 gelte. Dies werde bald der Fall sein. Nicht nur für Siegfried Erhardt, den Vorsitzenden des Seniorenrats, ist das eine gute Nachricht.

Fragen der Zuhörer

Noch so manche Frage haben die Gäste. Etwa die Radwege in der Wunsiedler Straße betreffend. Dürfen die Autos die gestrichelte Linie überfahren? Ja, sagen die Beamten, wenn kein Radler hier unterwegs sei. Einige wollen wissen, ob bei höherem Alter ein Führerscheinentzug droht. „Die Hürden dafür sind für den Gesetzgeber hoch“, beruhigt Axel Hofmann. Nach dem Umtausch gelte der Führerschein noch 15 Jahre, doch werde er dann nicht ungültig. Nur der Schein müsse wieder erneuert werden. Jeder wisse, dass Senioren, die außerhalb wohnen, oft nur mit dem Auto von Ort zu Ort kommen. Hofmann empfiehlt, regelmäßig einen Sehtest machen zu lassen.

Wer kein Handy hat und keinen Internetzugang, brauche nicht zu erschrecken, wenn am Scheibenwischer ein Strafzettel mit QR-Code klemmt. Das digitale Knöllchen habe Vorteile, auch weil Polizisten und Parküberwacher jetzt die Situation fotografisch festhalten können. Doch Zahlungsaufforderung komme nach wie vor per Post nach Hause.

Weitere Tipps

Schließlich kommen die Beamten auf die Schockanrufe zu sprechen, die viele Senioren erreichen. Kurze Telefonnummern und veraltete Vornamen verrieten den Anrufern, dass es sich um Senioren handelt. „Nicht ans Telefon gehen, wenn die Nummer aus einer Gegend kommt, wo keine Bekannten wohnen“, raten die Polizisten. Oder gleich auflegen, sich nicht auf ein Gespräch einlassen. Leider probierten es die Anrufer immer wieder. „Die Polizei wird nie nach Geld fragen“, betont Hofmann.

Bevor sich die Besucher an Kaffee und Gebäck gütlich tun, verteilt Heike Köllner Reflektorstreifen für Hand- oder Fußgelenk. „Es ist wichtig, in der Dämmerung rechtzeitig gesehen zu werden“, sagt sie. „Helle Kleidung und Reflektoren schützen! Manchmal erkennt man nur den Hund am leuchtenden Halsband – Herrchen oder Frauchen bleibt im Dunkeln.“