Venedig - Litauen hat bei der Kunst-Biennale in Venedig mit einer zeitkritischen Oper den Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag gewonnen. Zum Auftakt der riesigen Schau für zeitgenössische Kunst ging Deutschland leer aus.
Eine Oper, die Kritik am heutigen Lebensstil übt. Ein Film, der sich mit Rassismus auseinandersetzt. Bei der Kunst-Biennale in Venedig sind zwei Werke gewürdigt worden, die akute Themen unserer Zeit aufgreifen. Besucher können sich nun selbst davon überzeugen.
Venedig - Litauen hat bei der Kunst-Biennale in Venedig mit einer zeitkritischen Oper den Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag gewonnen. Zum Auftakt der riesigen Schau für zeitgenössische Kunst ging Deutschland leer aus.
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Der US-amerikanische Filmemacher und Kameramann Arthur Jafa bekam den Goldenen Löwen als bester Künstler. Die Biennale gilt neben der Documenta in Kassel als wichtigste Kunstausstellung und läuft bis zum 24. November.
Für die Opern-Performance "Sun & Sea (Marina)" hat das litauische Künstlerinnen-Trio bestehend aus Rugile Barzdziukaite, Vaiva Grainyte und Lina Lapelyte das Erdgeschoss eines alten Marine-Gebäudes im Herzen Venedigs in einen Strand verwandelt. Dort verbringen ziemlich gewöhnliche Leute ihre Freizeit. Die Biennale-Besucher beobachten das Treiben vom ersten Stock aus und sehen es wie aus einer Drohnenperspektive: Kinder rennen mit Eis in den Händen über den Sand, eine Frau cremt ihrem Mann seinen empfindlichen Rücken ein. Eine fröhliche Szene, die einen gar nicht so fröhlichen Inhalt hat.
Die Strandbesucher singen - über ihren Stress bei der Arbeit, das sich verändernde Klima, die Angst vor der eigenen Endlichkeit und dem Artensterben. "Ich weinte so sehr, als ich erfuhr, dass es die Korallen nicht mehr geben wird", trägt ein Mädchen vor. Andere mäkeln über rücksichtslose Strandbesucher oder sinnieren über die vielen Orte, die sie auf der Welt schon gesehen haben.
"In diesem Stück ziehen wir eine Linie zwischen der Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers und der Zerbrechlichkeit des Körpers der Erde", sagte die Szenographin Rugile Barzdziukaite. Das Werk sei eine "Kritik an der Freizeit und an unserer Zeit", sagte die Direktorin des Berliner Martin-Gropius-Baus, Stephanie Rosenthal, die in diesem Jahr die Jury leitete.
Der afroamerikanische Filmemacher Arthur Jafa bekam die Auszeichnung für seinen Film "The White Album", der nach Ansicht der Jury gleichzeitig "ein Essay, ein Gedicht und ein Porträt" ist. Er verwendet eigenes Video-Material und Material aus Internet und Fernsehen, "um über das Thema Rasse nachzudenken", wie es die Jury formuliert. Es ist ein aufreibender Mix aus Bildern des Hasses, der Gewalt, aber auch der Liebe und Zuneigung.
Ein junges Mädchen beklagt sich etwa darüber, dass Weiße immer aufpassen müssten, nicht rassistisch zu sein. Ein Mann in Handschellen beschimpft ohne Unterlass eine schwarze Polizistin als "Neger". Ein Mann filmt sich mit seinem Handy und probt offenbar für einen Amoklauf. "Der Film setzt sich nicht nur kritisch mit einem Moment voller Gewalt auseinander, sondern appelliert auch an unsere Liebesfähigkeit, indem auch die Freunde und Familienmitglieder des Künstlers gezeigt werden", schreibt die Jury.
Die Biennale hatte bereits zuvor bekannt gegeben, dass der US-amerikanische Konzeptkünstler, Autor und Aktivist Jimmie Durham den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk bekommt.
In der Hauptausstellung "May You Live In Interesting Times" sind Werke von rund 80 internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Kuratiert wird sie von dem US-Amerikaner Ralph Rugoff. Zudem präsentieren rund 90 Nationen Beiträge von Künstlern aus ihren Ländern.
Bei der letzten Kunst-Biennale 2017 hatten zwei Deutsche Goldene Löwen erhalten. In diesem Jahr wurde der deutsche Pavillon von der Künstlerin mit dem Kunstnamen Natascha Süder Happelmann gestaltet. Die multimediale Sound- und Rauminstallation setzt sich mit Migration, Integration, Ein- und Abgrenzung und Fragen des Zusammenlebens auseinander.
Die Künstlerin verfolgt dabei auf ganzer Linie "Verweigerungs- und Durchkreuzungsstrategien", wie es Ulrich Raulff, der Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen, nannte. Sie wählte für das Projekt den Kunstnamen Süder Happelmann, spricht nicht und tritt lediglich mit einer Steinattrappe auf dem Kopf auf. Kuratiert wurde der Beitrag mit dem Namen "Ankersentrum" von Franciska Zólyom.