1. Was fasziniert?
Dieser „Sturm“ schafft den Spagat zwischen Kunst und Show: Die Zuschauer kamen bei der Luisenburg-Premiere am Freitag aus dem Schauen und Staunen nicht heraus.
Der Knaller ist, wie José Luna, unterstützt von Co-Designerin Stephanie Traut, die Wunsiedler Felsenbühne samt Schauspielern optisch in Szene setzt. Im Kombination mit der artistischen Choreografie von Annika Dickel sowie den musikalischen Akzenten von Frank Nimsgern komponiert die künstlerische Leiterin der Luisenburg den „Sturm“ als zauberhaftes Zirkusstück.
Dank Simmlers kluger Regie deckt das dicke Drumherum die Handlung aber nie zu, sondern verdeutlicht sie.
Mit verblüffenden Licht- und Farbspielen designt José Luna spektakuläre Bühnenbilder: Da wogen grellgrüne Wellen über hohe Steine; faszinierende Schatten und bunte Lichtblitze beleben Felsen und Fichten.
Die Renaissance-Welt des Adels bricht mit greller Plastik-Silhouette in Silber und Gold auf der Insel ein. So macht schon die Optik dramaturgische Kontraste klar: Auf diesem utopischen Eiland, wo die magische Kräfte der Natur wirken, wirkt die protzige Königshof-Mischpoke umso künstlicher.
Als roter Faden dient die Farbe Orange: Knallig heben sich der hohe, schiefe Schiffsausguck ebenso wie die vier riesigen Netze, die die Gestrandeten gefangen nehmen, von den Steinen ab. Dieser Neonton symbolisiert aber auch Zugehörigkeit: Orange dominiert, kombiniert mit Türkis, im weiten Walle-Mantel Prosperos (Philipp Rudig) wie im nymphenhaften Kleidchen seiner Tochter Miranda (Janina Raspe). In Wellenform zieht Kostümbildner Luna Orange und Türkis auch über die Ganzkörper-Trikots der tanzenden Geister. Hightech-Stoffe mit Leuchtkraft erhöhen zusätzlich die Spannung.
Als weitere Requisiten reichen oft ein paar Neonröhren: sieben hohe, weiße ergeben ein schwankendes Schiff, drei rote ein Lagerfeuer, drei grüne Calibans Kerker.