Etwa 80 Prozent der rund 60.000 Bewohner von San Pablo leben Don José zufolge vom Kaffeeanbau. 87 Bauern haben sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen, die dem nationalen Verband Fedecocagua angehört. Dieser vermarktet den Kaffee - Chef ist ein Schweizer.
Pro Zentner Kaffee müsse man 750 Quetzal (rund 86 Euro) einnehmen, um über die Runden zu kommen, rechnet Don José vor. "Wir verkaufen im Moment für 650." Nur weil der Verband etwas dazugebe, könnten viele überhaupt noch weitermachen.
Man halte sich an die von den USA und der Europäischen Union geforderten Bio-Standards, erklärt Leonel Carmelo, technischer Berater von Fedecocagua in San Pablo. Das werde aber nicht entsprechend vergütet. "Die Erzeuger fragen uns: Was bringt uns die Zufriedenheit, dass unsere Kunden ein chemiefreies Produkt konsumieren können, wenn wir Hunger leiden?"
Die Bauern könnten es sich nicht leisten, ihren Arbeitern den gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet gut zehn Euro am Tag zu zahlen, sagt Carmelo. Um ihre Fairtrade-Zertifikate nicht zu verlieren, bezahlten sie also nach Menge geernteter Kaffeekirschen statt pro Tag. Das Geld reiche auch nicht mehr, um so oft zu düngen, neu anzupflanzen oder Unkraut zu beseitigen wie zuvor. Darunter werde auf längere Sicht die Qualität leiden, und für die Arbeiter gebe es weniger Jobs. "Weil sie auch sonst in der Umgebung nichts finden, wandern sie aus - in die Städte, nach Mexiko oder dahin, wo alle hin wollen: in die USA", sagt Carmelo.
Die an Bauern gezahlten Preise reichten in vielen Fällen nicht aus, um die Produktionskosten zu decken, heißt es in einem ICO-Bericht vom Mai. Die Existenzgrundlagen von Kleinbauern seien dadurch ernsthaft beeinträchtigt. "Multinationale Kaffeekonzerne zahlen Kaffeebauern zum Teil nur ein Viertel des im Internationalen Kaffeeabkommen von 1983 festgelegten Preises", betont Fernando Morales-de la Cruz, Gründer der Initiative Café for Change. Die Europäische Union sei als größter Kaffee-Importeur der Welt der größte finanzielle Nutznießer des Elends in den Anbauregionen, meint er. Es bleiben harte Zeiten für Kaffee-Anbauer wie Don José.