Projekt in Marktredwitz Die leckerste Art der Kommunikation

Sascha Fuchs

Bei der neuen Kochbegegnung in Marktredwitz sollen Menschen aus unterschiedlichsten Nationen zusammenfinden. Das Essen und der Austausch gehen einher.

 
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Bei leckerem Essen lässt es sich am besten unterhalten. Foto: dpa/Andreas Drouve

Über wenige Dinge auf der Welt lässt sich so viel reden, diskutieren, austauschen wie über Essen. Jeder Mensch muss essen. Jede Kultur, jedes Land, ja zum Teil jede einzelne Region hat ihre eigenen Essgewohnheiten und Spezialitäten. Und gerade weil sich über Essen so viel sagen lässt, am besten während man es zubereitet oder verspeist, dachten sich Fabienne Heining und Ludmilla Remmel: „Lass uns eine Kochbegegnung ins Leben rufen.“ Die beiden sind Kindergärtnerinnen im Kinder- und Familienzentrum Herz-Jesu in Marktredwitz.

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Von ihrer Tätigkeit kam auch der Denkanstoß. Kinder von Eltern aus unterschiedlichsten Nationen sind im Familienzentrum untergebracht: „Wir haben gemerkt, dass Eltern mittlerweile viel offener geworden sind, sie trauen sich, mehr aufeinander zuzugehen. Mit der Kochbegegnung wollen wir eine Möglichkeit für Leute schaffen, sich auszutauschen, gerade weil sich diejenigen sonst vielleicht nicht treffen würden.“

Was ist die Kochbegegnung

Doch was genau muss man sich nun unter einer „Kochbegegnung“ vorstellen? Die Idee ist simpel: Maximal 15 Personen, die sich vorher jeweils anmelden müssen, kommen einmal im Monat zum gemeinsamen Kochen im Pfarrheim Herz Jesu zusammen. Dabei steht aber nicht nur das Kochen, sondern eben auch der Austausch untereinander im Mittelpunkt – was den Zusatz „-begegnung“ erklärt. Und weil in dem Quartier rund um das Pfarramt Herz Jesu Menschen aus über 40 unterschiedlichen Nationen leben, sollen dabei auch Gerichte aus aller Welt gekocht werden. Die Zutaten werden die Organisatorinnen im Vorfeld besorgen, sodass direkt drauflosgekocht werden kann. Die Kochbegegnung ist für die Teilnehmer kostenlos und funktioniert auf Spendenbasis.

Die Verantwortlichen rund um die Kochbegegnung, allen voran die Leiterinnen Fabienne Heining und Ludmilla Remmel (Dritte und Vierte von links) können es kaum erwarten, bis am 28. April das erste Mal gemeinsam gekocht wird.

Das Ganze läuft im Rahmen der Zukunftswerkstatt Kommunen (ZWK), die bereits seit vergangenem Jahr in Marktredwitz läuft und auch schon einige andere Aktionen durchführte. „Ziel ist es, die Bürger miteinander zu vernetzen. Das hat bei den Projekten bisher auch schon gut funktioniert“, erläutert Daniela Pöhlmann von der ZWK.

Großer Zuspruch

Der Zuspruch, den Heining und Remmel von allen Seiten bekommen, begeistert sie: „Der erste Termin ist fast ausgebucht. Ohne Hilfe wäre das Projekt aber auch schlicht nicht umsetzbar.“ So bekommt das Projekt tatkräftige Unterstützung vom Edeka Schraml und vom dm-Markt in Marktredwitz, die Räumlichkeiten stellen Pater John und das Pfarramt Herz Jesu zur Verfügung. „Als ich davon gehört habe, fand ich die Aktion super und wollte helfen“, sagt Patrick Schraml, Geschäftsführer der Edeka-Schraml Märkte.

Pädagogisch begleitet die katholische Erwachsenenbildung Wunsiedel das Projekt. „Beim Kochen hat man auch oft Pausen, in denen man zum Beispiel warten muss, bis das Essen im Ofen fertig ist. Diese Pausen wollen wir nutzen und gezielt Gesprächsimpulse setzen. Das Thema Essen liegt da ja sehr nah“, erklärt Johannes Geiger, geschäftsführender Bildungsreferent der Erwachsenenbildung.

Vorurteile abbauen

Wie wichtig die Begegnung gerade in diesem Marktredwitzer Quartier ist, betont Walied Youssef, Integrationsbeauftragter der Stadt Marktredwitz: „Um Vorurteile abzubauen, müssen sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund treffen. Die Kochbegegnung bietet eine ideale Möglichkeit dafür.“ Die ehrenamtliche Arbeit, die für dieses Projekt geleistet wird, sei genau so wichtig wie die Unterstützung von Edeka und dm, fügt Youssef ergänzend hinzu.

Die Aktion soll übrigens auch ausführlich dokumentiert werden. Auf der Instagram-Seite der Kochbegegnung (koch_begegnung) wollen die Verantwortlichen immer wieder berichten und über die neuen Termine informieren. Am Ende der Aktion soll sogar ein Kochbuch aus den Gerichten entstehen, die die Teilnehmer des Projekts über das Jahr verteilt zubereitet haben werden.

Mitgestalten erwünscht

Beim ersten Termin liegt der Fokus übrigens auf türkischer Küche. Die Organisatoren erhoffen sich, dass die Teilnehmer nach und nach auch selbst ihre Ideen und Gerichte einbringen und es dadurch immer andere Leckereien aus anderen Ecken der Erde geben wird. „Zum Start haben sich mutige Eltern aus unserem Kindergarten gefunden, die ihre türkischen Gerichte präsentieren werden. Das ganze soll später von anderen Teilnehmern mitgestaltet werden“, sagt Fabienne Heining.

Die Kochbegegnung

Wann?
Die Kochbegegnungen finden einmal im Monat für ein Jahr lang statt. Termine sind am 28. April, 12. Mai, 16. Juni, 14. Juli, 22. September, 20. Oktober, 17. November, 8. Dezember sowie im Jahr 2024 am 26. Januar, 23. Februar, 8. März und 19. April.

Wo?
Gekocht wird im Pfarrheim Herz Jesu in Marktredwitz, Friedensplatz 3.

Anmeldung?
Anmeldungen sind jeweils bis eine Woche vor dem Termin unter der Nummer 09231/7029260 oder per Mail an kitaherzjesu@t-online möglich.