Auch einzelne große Hersteller können zum Ziel von Angriffen werden. Mehr als ein Dutzend Hersteller hat so viele Wechselrichter am Markt, dass Angreifer Zugriff auf mehr als drei Gigawatt Leistung erhalten können. Das ergab im Frühjahr eine Studie von Solar Energy Europe. Schon der erfolgreiche Angriff auf einen dieser Hersteller könnte ausreichen, um das Stromnetz zu sabotieren. In den vergangenen Monaten wurden Sicherheitslücken in Wechselrichtern weltweit führender Hersteller bekannt (etwa bei Deye und anderen Herstellern wie Sungrow, Growatt und SMA).
Im Mai dieses Jahres fanden US-Sicherheitsforscher zudem rätselhafte, nicht dokumentierte Kommunikationsgeräte in chinesischen Wechselrichtern. Ob bewusst oder unbewusst – dabei könnte es sich um eine Art Hintertür handeln, mit der die Hersteller oder der chinesische Staat die Anlagen manipulieren können.
Gab es schon einmal solche Angriffe?
Nein, bisher sind Angriffe auf das Stromnetz über private Solaranlagen nur ein Szenario. Doch das BSI nimmt es offenbar sehr ernst. Dass das Energiesystem zum Ziel von Angriffen werden kann, zeigte unmittelbar nach dem Überfall auf die Ukraine ein mutmaßlich von russischen Hackern durchgeführter Angriff auf drei deutsche Windenergie-Unternehmen.
Breit diskutiert wurde auch ein Verbot chinesischer Bauteile im 5G-Funknetz. Vergangenes Jahr entschied die Bundesregierung, dass bis Ende 2026 im 5G-Kernnetz „keine Komponenten von Huawei und ZTE eingesetzt werden“ dürfen. Man wolle nur noch „auf vertrauenswürdige Hersteller setzen“.
Was hilft für mehr Sicherheit?
Sicherheitsexperten suchen und dokumentieren regelmäßig Schwachstellen in Wechselrichtern – veröffentlichen sie aber erst, nachdem sie Hersteller darüber informiert und diese sie behoben haben. Das geschieht typischerweise über Softwareupdates. Privatleute sollten sicherstellen, dass sie selbst – oder ihr Anbieter, beispielsweise Enpal oder 1komma5° – diese Updates regelmäßig einspielen.
Vor dem Kauf einer Anlage empfiehlt es sich, die Hersteller auch unter dem Aspekt Cybersicherheit zu bewerten. Größere Sicherheitsprobleme traten laut Experten der Firma Asvin in der jüngeren Vergangenheit bei Modellen der Hersteller Ecoflow, Fox Ess und Sungrow auf. In wenngleich technischer Sprache sind Sicherheitsprobleme auf dieser Seite dokumentiert.
Außerdem sollten Passwörter etwa für Geräte wie Wechselrichter nach der Installation geändert werden. Immer noch werden viele Geräte mit Standardpasswörtern ausgeliefert. Das ist ein Sicherheitsrisiko.
Das heimische WLAN für den Internetzugriff sollte möglichst vom Netzwerk der Solaranlage getrennt werden. So reduzieren Betreiber das Risiko, dass bei einem Cyberangriff private Daten ausgelesen werden.
Mit vom BSI zertifizierten Steuerboxen und Smart Meter Gateways soll die Einspeisung privater Solaranlagen ins Stromnetz künftig besser gesteuert werden.
Recherche mit der „Zeit“
Cybersicherheit
Das Stromnetz und die privaten Solaranlagen geraten zunehmend in den Blick von Hackern und von Sicherheitsbehörden. Dieser Beitrag ist Teil einer Recherche zu Sicherheitsrisiken bei kleinen PV-Anlagen, wie man sie typischerweise auf Wohnhäusern findet.
Recherche
Unsere Redaktion hat die Recherche gemeinsam mit der „Zeit“ sowie der Stuttgarter Cybersicherheitsfirma Asvin geleistet.