Den Radsport der Damen weiter voranbringen – das ist Ziel von Vera Hohlfeld. Die ehemalige Weltklasse-Fahrerin ist seit Jahren die Organisatorin der Ladies Tour. Die startet in diesem Jahr in Hof.
Mödlareuth - „Weil es meine Rundfahrt ist, meine Tour, mein Baby“, begründet Vera Hohlfeld, die Veranstalterin der Ladies Tour, ihr Engagement für die Radrundfahrt der Damen. Die gebürtige Erfurterin und ehemalige Profi-Radfahrerin ist seit Bestehen der ehemaligen Thüringen-Rundfahrt mit dabei. Bei der ersten Auflage 1986 noch an der Strecke, nahm sie ab 1987 insgesamt zwölfmal als Aktive teil. Danach wechselte die heute 49-Jährige in die Rolle der Organisatorin.
Die Ladies Tour ist für Hohlfeld ein Baustein, den Damen-Radsport weiter nach vorn zu bringen. „International ist das Standing schon sehr ordentlich – in Deutschland haben wir noch einigen Nachholbedarf“, findet die Straßenvierte der Olympischen Spiele in Atlanta 1996. „Wir wissen alle warum – sind wir nicht schuld, sind andere schuld – die Männer vor vielen Jahren“, spielt sie auf die Zeit der Dopingskandale an, die den deutschen Radsport einst in seinen Festen erschütterten, einen Popularitätseinbruch zur Folge hatten, deren Auswirkungen in Wahrnehmung und Berichterstattung heute noch zu spüren sind. „Allerdings bin ich froh, dass es uns nicht betroffen hat. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es uns als Rundfahrt noch gibt – viele andere, auch bei den Männern, sind schon verschwunden.“
Dabei hat sich der Radsport bei den Damen im Vergleich zu ihrer aktiven Zeit schon enorm weiterentwickelt. Heute seien die Bedingungen schon besser, aber auch noch verbesserungswürdig. So besteht der Tross der Ladies Tour aus etwa 100 bis 120 ehrenamtlichen Helfern. „Die bekommen lediglich ein kleines Tagesgeld, von dem sie dann auch noch ihr Abendessen kaufen müssen“, ist Wohlfeld dankbar über das Engagement des vielköpfigen Teams. „Andere Veranstalter haben da richtig große Budgets – wir leider noch nicht,“ bedauert die Organisatorin.
Ähnlich sei es bei den Bedingungen für Teams und Fahrerinnen. Auch zu ihrer Zeit habe man als Profi-Fahrerin schon seinen Lebensunterhalt bestreiten können – der Abstand zum Herrenbereich war aber enorm. Hier gelte es weiter aufzuholen. „Aufschwung, Gleichberechtigung, da haben wir schon ganz andere Zeiten hinter uns. Ich merke, dass da Bewegung drin ist, dass es nach vorne geht und freue mich, dass wir uns jetzt auch mal in Bayern zeigen können. „Hey es gibt auch Frauen – die fahren richtig schnell,“ will die mehrfache Etappensiegerin und Gesamt-Zweite von 1996 ihre Tour, wie den Radsport der Damen im Allgemeinen weiter voranbringen, populärer machen.
Deswegen erfolgt der Startschuss zur Ladies Tour bei ihrer 34. Auflage am 24. Mai (Dienstag) in Hof. Schon am Montag ist die Präsentation der 17 Teams mit je sechs Fahrerinnen und mit Rahmenprogramm für Groß und Klein angedacht. „Die Tour passt nach Hof, weil Hof eine Sportstadt ist“, freut sich auch die Oberbürgermeisterin der Saalestadt, Eva Döhla (SPD), denn Hof ist sowohl Start-, als auch Zielort der ersten Etappe 2022.
Das traditionsreiche Sechs-Tage-Rennen beginnt dienstags um 13 Uhr in der Ludwigstraße. Aus Hof hinaus geht es dann durch das ehemals geteilte Dorf Mödlareuth für eine kurze Passage ins Thüringische – darauf wieder zurück ins Hofer Land. „Gerade Mödlareuth ist ja Symbol der Verbindung von Thüringen und Bayern“, empfindet Landrat Oliver Bär (CSU) die Streckenführung ebenfalls als gut gewählt.
Diese erste Etappe erstreckt sich über 107 Kilometer. Ins wellige Profil sind zwei ordentliche Rampen eingebaut – die erste zwischen Eisenbühl und Schnarchenreuth und dann noch eine weitere zur Juchhöh. Nach gut zweieinhalb Stunden Hatz durch den Landkreis geht es zurück nach Hof. In der Stadt jagt das Feld noch zweimal über eine Runde von 8,7 Kilometern mit Sprintwertung – abschließend folgt der letzte Sprint des Tages ins Ziel.
Weiter geht es mit der Ladies Tour 2022 dann um Gera – Finalort ist Altenburg am 29. Mai. Generell sei die gesamte Streckenführen der Tour heuer sehr anspruchsvoll. Dabei liegt die Besonderheit der ersten Etappe Hof und Hofer Land nicht nur an der Region außerhalb Thüringens – auch auf die Charakteristik blickt Vera Hohlfeld schmunzelnd voraus. „Für mich als Fahrerin wäre das ja nichts gewesen. Normalerweise ist die Start-Etappe ja eine zum Einrollen, gegenseitig Belauern. Dazu haben die Fahrerinnen diesmal keine Gelegenheit. Es geht ständig hoch und runter, man ist ständig gefordert.“ Hohlfeld hat in ihrer Karriere hunderte Rennen bestritten, weiß genau wovon sie spricht und vermutet sogar, dass es auf dieser ersten Etappe eine Überraschung geben könnte. „Ich muss immer dabei bleiben, wenn ich die Rundfahrt gewinnen will. Wenn sich eine Mannschaft bei diesem Profil zu einem Angriff entschließt, ist es gut möglich, dass es gelingt, die anderen zu überraschen. Aber so viel will ich jetzt gar nicht verraten, wenn die Fahrerinnen meine Aussagen dann lesen...“, hält sie inne und lacht.
Damit ist aber bereits ein weiterer wesentlicher Charakterpunkt von Etappe eins der Ladies Tour 2022 angerissen.
Frei nach dem Motto: Du kannst die Rundfahrt im Hofer Land zwar nicht gewinnen, aber Du kannst sie hier verlieren.
