Reaktion Oberfrankens Ärzte enttäuscht nach Impfplicht-Debakel

Maximilian Busl (14)
Die Corona-Impfung bleibt freiwillig Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Impfpflicht kommt nicht – das stößt beim regionalen Ärzteverband auf Unverständnis. Was jetzt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert.

 
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„Wir hätten uns die Impfpflicht gewünscht, zumindest die für diejenigen über 60 Jahre.“ Nach der gescheiterten Abstimmung über die allgemeine Corona-Impfpflicht im Bundestag gescheitert reagierte für die oberfränkischen Ärzte Otto Beifuß aus Bad Staffelstein, Vorsitzender des regionalen Ärzteverbandes, auf unsere Anfrage enttäuscht: Die Impfpflicht wäre sinnvoll gewesen, um die vulnerablen Gruppen zu schützen. Das Vorgehen der Politik könne er nicht mehr verstehen, erklärt der Arzt. „Diese Entscheidung gegen eine Impfpflicht ist nicht vereinbar mit Vernunft oder dem Patientenwohl.“ Wenn es Gründe gegen eine Impfpflicht gebe, dann seien diese eher interessengetrieben. „Einen medizinischen Grund gegen die Impfung gibt es nicht.“ .

Nach einer scharfen Aussprache im Bundestag war ein Kompromissentwurf für eine Pflicht zunächst ab 60 Jahren am Donnerstag klar durchgefallen. Dagegen stimmten 378 Abgeordnete, dafür 296, neun enthielten sich. Für eine Impfpflicht als Vorsorge für den Herbst hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) seit Monaten geworben.

In einer ersten Reaktion erklärte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek auf Anfrage: „Es war leider absehbar, dass heute im Bundestag kein Antrag die notwendige Mehrheit bekommen hat. Der Kompromissvorschlag aus der Ampel-Koalition war mit viel zu heißer Nadel gestrickt.“ Holetschek fordert nun eine intensive und schnelle Suche nach einer mehrheitsfähigen Lösung. Für ihn gehe es ganz klar nicht um Parteipolitik, sondern um die Sache, betonte der CSU-Politiker. Eine allgemeine Impfpflicht, die sinnvoll und rechtssicher sei, müsse jetzt erarbeitet werden. „Wir müssen alle Weichen stellen, um gut auf den Herbst vorbereitet zu sein.“ Ältere Ungeimpfte hätten ein deutlich erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. Die Impflücke in dieser Altersgruppe sei nach wie vor zu hoch. „Gerade deshalb kann auch eine Impfpflicht zumindest für alle Menschen ab einem gewissen Alter sinnvoll sein.“

Gesundheitsminister Holetschek sagte weiter, auch die Beschäftigten in der Pflege, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen seien, warteten seit Monaten darauf, dass endlich alle Bürgerinnen und Bürger in die Pflicht genommen werden, echte Solidarität im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu zeigen und sich impfen zu lassen.

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