Reaktionen auf Interview In Bad Alexandersbad knirscht’s gewaltig

Das Defizit im Alexbad ist einer der Streitpunkte zwischen der Mehrheit der Gemeinderäte und Bürgermeisterin Anita Berek. Foto: /Flo Miedl

Neun von zwölf Gemeinderäten zeigen sich über die Äußerungen von Bürgermeisterin Anita Berek in der Frankenpost schockiert. Jetzt gehen sie an die Öffentlichkeit.

 
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Bad Alexandersbad - Im Bad Alexandersbader Gemeinderat hängt der Haussegen offenbar ziemlich schief. Grund ist ein Interview, das Bürgermeisterin Anita Berek in der vergangenen Woche der Frankenpost gegeben hat. Darin erklärt die Rathauschefin, dass sie die Gemeinde in einer äußerst schwierigen Situation übernommen habe und sich die Lage ohne Hilfe von außen nicht verbessern werde. Neun von zwölf Gemeinderäten, nämlich die von der Allgemeinen Wählervereinigung/Freie Wählergemeinschaft (AWV/FWG) und der CSU, wollen das so nicht stehen lassen und treten nun ihrerseits mit einer Presseerklärung – unterzeichnet von zweitem Bürgermeister Ronald Ledermüller und drittem Bürgermeister Michael Galimbis – an die Öffentlichkeit.

Fraktionen teilen Grabesstimmung nicht

Die Grabesstimmung, die von der Bürgermeisterin in diesem Artikel zur Situation von Bad Alexandersbad vermittelt werde, können demnach die beiden Fraktionen nicht teilen. Die Feststellung, dass der Betrieb „Alexbad“ zu dem Defizit von 1,8 Millionen Euro führe, sei sachlich falsch. Grundsätzlich richtig sei, dass der EBR (Eigenbetriebsähnlicher Regiebetrieb) Gesundheitszentrum Bad Alexandersbad defizitär ist. Das sei auch in dem Gutachten im Jahr 2020 festgestellt worden. Zum EBR gehörten aber nicht nur das „Alexbad“, sondern alle Einrichtungen, Gebäude und Anlagen, die dem Kurbetrieb zugeordnet sind – so auch der historische Kurpark und das Markgräfliche Schloss. Die Gutachter seien zu der Feststellung gelangt, dass kein Heilbadbetrieb in Bayern und Deutschland für sich genommen schwarze Zahlen schreibe. Damit sei Alexandersbad in bester Gesellschaft aller Heilbäder in Bayern, heißt es in der Stellungnahme.

Keine Zuschüsse wie bei Staatsbädern

Allerdings sei Alexandersbad – das kleinste der bayerischen Heilbäder – das einzige, das bei Betrieb und Finanzierung völlig auf sich alleine gestellt ist. Die Staatsbäder würden direkt vom Freistaat durch entsprechende Beteiligungen in Form von Ertragszuschüssen unterstützt. Bei anderen Bädern, etwa in der Oberpfalz oder in Niederbayern, springe der Bezirk zu erheblichen Anteilen in die Bresche. Leider sei Gesundheitsvorsorge bisher eher ein Stiefkind des Gesundheitssystems.

Seit 2008 habe sich der Gemeinderat mit Peter Berek als Bürgermeister und auf der Grundlage eines Bürgerbeteiligungsprozesses auf den richtigen Weg in die Zukunft gemacht und stehe zu den Entscheidungen aus der Vergangenheit, die die jetzige Bürgermeisterin als belastendes Erbe betrachte. „Und wir sind stolz darauf, als Gemeinderätinnen und Gemeinderäte daran mitgewirkt zu haben“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Bad Alexandersbad treibe diese Entwicklung nicht alleine für sich und seine Bürger voran, sondern verstehe das Heilbad als wichtigen Baustein für gute Lebensqualität, Gesundheit und Tourismus in der ganzen Region. Anerkannt und gewürdigt werde dieser Weg der Erneuerung seit 2008 durch den Bayerischen Staatspreis der Dorferneuerung für „Umfassende Leistungen zur Stärkung des ländlichen Raumes“, der heuer überreicht werde.

Erbe voller Chancen?

Bürgermeisterin Berek habe damit ein Erbe voller Chancen übergeben bekommen, die sie bisher offenbar nicht als solche wahrnehme und für die Gemeinde zu nutzen wisse, monieren die Gemeinderäte. Unter diesen Chancen sei das einst von Leerstand bedrohte Markgräfliche Schloss, das renoviert wurde und nun bundesweit tätige Einrichtungen der Osteopathie sowie den Kinderhort beherberge. Ein weiteres Baudenkmal sei das Alte Kurhaus, das ebenfalls vom Verfall bewahrt worden und heute Teil der Gesundheitseinrichtungen und der Gemeindeverwaltung sei. Es werde auch der Kinderklinik als Heimstatt in der Entwicklungsphase dienen.

Weiterhin sei die völlig desaströse und umweltschädliche Energieversorgung der Gemeinde auf regenerative und regionale Rohstoffe umgestellt und mit der bayernweit ersten LED-Komplettumstellung ein Zeichen in Sachen Klimaschutz gesetzt worden. Die Schlossterrassen seien heute Teil des neuen Ortszentrums und beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Zum Amtsantritt von Peter Berek sei die Anlage so marode gewesen, dass sie nicht mehr verkehrssicher gewesen sei und sogar zum Teil habe gesperrt werden müssen, heißt es in der Stellungnahme. Zudem seien Bauruinen beseitigt und eine Kinderbetreuung für alle Altersklassen eingerichtet worden.

Preisgekrönte Architektur

Nicht zu vergessen sei das für seine Architektur preisgekrönte Alexbad, das mit all seinen Einrichtungen alleine 2019 fast 100 000 Besucher verzeichnet habe. Dadurch hätten touristische Betriebe und Tagungshäuser im Hinblick auf eine positive Entwicklung Millionen von Euro in ihre Häuser investiert.

Darüber hinaus wurden laut Mitteilung Gemeinsinn und bürgerschaftliches Engagement geweckt und gefördert. Vereine trügen und unterstützten viele gemeindliche Einrichtungen und hätten seit 2008 mehrere hunderttausend Euro an Spenden für gemeinnützige Projekte in Bad Alexandersbad gesammelt.

Dass klassische Kuren demnächst wieder Pflichtleistungen der Krankenversicherungen werden könnten, könnte eine große Chance für die Zukunft sein, glauben die Gemeinderäte. Kinderkrebsnachsorge und Osteopathie könnten zu Alleinstellungsmerkmalen entwickelt werden. Dazu biete die Bertholdt-und-Brigitte-Hollering-Stiftung mit der geplanten Kinderklinik große Möglichkeiten. „Dass diese schon in diesem Jahr in einen Testbetrieb startet und nicht erst in fünf bis acht Jahren, geben wir der Bürgermeisterin gerne hiermit zur Kenntnis“, heißt es in dem Schreiben.

Nur „kleine Brötchen“ zu backen, wie das Anita Berek in Aussicht stelle, werde der Gemeinde nicht weiterhelfen. Die von der Bürgermeisterin genannten Maßnahmen seien fast ausschließlich Projekte, die bereits vor der Amtszeit von Frau Berek von engagierten Bürgern und Vereinen auf den Weg gebracht worden seien und auch weiterverfolgt würden. red

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