Der Bundesrechnungshof kritisiert außerdem, Probleme bei überlasteten Schienenwegen würden nicht gelöst. Die DB Netz AG müsse stärker dazu verpflichtet werden, Engpässe zu beseitigen: "Die Zahl baubedingter Kapazitätsengpässe dürfte aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs im Schienennetz künftig weiter steigen." Im Entwurf fehle die dringend benötigte Regelung, dass die Bundesnetzagentur bei Verstößen gegen das Gesetz Geldbußen verhängen könne, wenn etwa die DB Netz AG Wettbewerber diskriminiere.
Laut Bericht wies das Verkehrsministerium die Kritik zurück. Mit dem Gesetzentwurf würden europarechtliche Vorgaben "eins-zu-eins" umgesetzt. Eine geringere Kapitalverzinsung für die DB Netz AG würde zu einem Fehlbetrag bei der Schienenwegefinanzierung führen, der vom Bund zu tragen sei. Die DB Netz AG unterliege erheblichen wirtschaftlichen Risiken, was sich anhand von Umsatzeinbrüchen aufgrund der Corona-Pandemie verdeutlicht habe.
Der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel kommentierte am Donnerstag, der Bericht sei rundum vernichtend. "Es funktioniert einfach nicht, wenn der Tabellenführer der Bundesliga gleichzeitig Schiedsrichter ist." Das Verkehrsministerium stecke tief im Interessenskonflikt zwischen seiner Rolle als Eigentümer des DB-Konzerns sowie als Gestalter der Marktordnung. Der FDP-Abgeordnete Torsten Herbst kritisierte: "Die Bundesregierung verhindert mehr Auswahl und bessere Angebote für Millionen Bahnkunden. Private Wettbewerber der Deutschen Bahn AG sollen aus dem Markt möglichst herausgehalten werden."
Auch die Bahn-Wettbewerber bekräftigten ihre Kritik am Gesetzentwurf. Nur eine grundlegende Neugestaltung der Eisenbahnregulierung werde dem politischen Anspruch der Verkehrsverlagerung auf die Schiene gerecht, so das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen. Bundestag und Bundesrat müssten entscheiden, ob sie eine echte Verkehrswende unterstützen wollen oder die "großen Beharrungskräfte" in der Eisenbahninfrastruktur.
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