Regionale Wirtschaft Nürnberg-Messe startet Aufholjagd

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Die Geschäftsführer Peter Ottmann (links) und Roland Fleck gehen optimistisch ins neue Messejahr. Foto: Nürnberg-Messe/

Das Unternehmen hat pandemiebedingt harte Zeiten hinter sich. Doch im zurückliegenden Geschäftsjahr hat die Messegesellschaft ein starkes Comeback geschafft. Und 2023?

 
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Die Erleichterung ist groß bei den Verantwortlichen der Nürnberg-Messe. Denn das Unternehmen hat – wie berichtet – schwer unter der Corona-Pandemie gelitten. Doch nun hat die Messegesellschaft die größte Krise in ihrer Geschichte überwunden. Nach einer pandemiebedingten Durststrecke ging es im vergangenen Geschäftsjahr deutlich aufwärts. Die Nürnberg-Messe registrierte nach vorläufigen Berechnungen 135 Veranstaltungen, 23 600 Aussteller und mehr als 981 000 Besucher. Der Umsatz stieg 2022 durch das starke Comeback der Präsenzmessen auf 250 Millionen Euro, nachdem 2020 nur 110,3 Millionen Euro zu Buche gestanden hatten. In der Branche werden aus Veranstaltungsturnusgründen jeweils gerade und ungerade Geschäftsjahre miteinander verglichen.

Die Messe-Chefs Roland Fleck und Peter Ottmann zeigten sich am Montagabend bei einem Pressegespräch in Nürnberg sehr zufrieden mit dem Trend: „Wir sind für 2023 sehr optimistisch. Die Buchungszahlen sind hervorragend,“ sagte Fleck. Er peilt einen Umsatz von über 230 Millionen Euro an und damit ein kräftiges Wachstum im Vergleich zum pandemiegeprägten Geschäftsjahr 2021 (68,3 Millionen). Die Nürnberg-Messe beschäftigt nach Auskunft Ottmanns aktuell knapp 1090 Mitarbeiter (2021: 964), habe also wieder Personal eingestellt. Durch die Krise sei man ohne betriebsbedingte Kündigungen gekommen, was nur durch eine starke Teamleistung möglich gewesen sei.

Sorge um China-Geschäft

Die Internationalität der fränkischen Messegesellschaft war 2022 ein wichtiges Element. So kamen den Angaben zufolge 44 Prozent der Aussteller und 22 Prozent der Besucher aus dem Ausland, womit man sich bereits wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2018 befand. Außerdem verzeichneten die ausländischen Tochtergesellschaften in Brasilien, Griechenland und Indien Veranstaltungsrekorde. Sorge bereitet den Chefs hingegen die Flaute im Chinageschäft, was nicht zuletzt an der schwierigen Corona-Lage im Reich der Mitte liegt. „Uns fehlt noch immer ein großer Teil unserer chinesischen Kunden“, berichtete Ottmann.

Die Geschäftsführer räumten mit Blick auf die Umsatzentwicklung ein, dass noch weitere große Schritte nötig seien, ehe man das Niveau aus der Vor-Coronazeit erreicht haben werde. 2019 hatte die Nürnberg-Messe Erlöse von 285,7 Millionen und 2018 sogar in Höhe von 315,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Jahresabschluss für 2022 liegt noch nicht vor. Fleck sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass trotz der positiven Gesamtentwicklung unterm Strich ein Verlust zu erwarten sei.

Für dieses Jahr sind 76 Veranstaltungen im eigenen Messezentrum und weitere 71 weltweit geplant. „Unser Geschäftsmodell kommt stark zurück. Wir haben Siebenmeilenstiefel angezogen, aber wir müssen auch noch aufholen“, betonte Ottmann. Neben Präsenzveranstaltungen biete die Nürnberg-Messe weiterhin digitale Plattformen und sogenannte hybride Events.

Zahlreiche Aussteller aus Oberfranken

Auch die 2015 gestartete „Energieoffensive“ wollen die Mittelfranken fortsetzen. Ein wesentlicher Baustein ist ein eigenes batterie- und wasserstoffspeichergestütztes Hybridkraftwerk auf dem Messegelände. Für Ende März ist die erste Photovoltaik-Modullegung geplant. Auch die Hallenbeleuchtung der Nürnberg-Messe soll bis zum Ende des ersten Halbjahres vollständig auf energiesparende LED-Lampen umgestellt werden.

Verflochten ist die Nürnberg-Messe mit Oberfranken. 74 Aussteller aus dem hiesigen Bezirk beteiligten sich den Angaben zufolge im Jahr 2022 an Messen in Nürnberg. Vor der Corona-Pandemie habe man jährlich etwa 130 oberfränkische Aussteller verzeichnet. Geschäftsführer Roland Fleck sagte unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung, der starke Mittelstand in Oberfranken sei ein wichtiger Faktor für die Messegesellschaft. Viele Aussteller von dort gehörten zu den Marktführern ihrer Branche.

Fleck hob aber auch die Bedeutung seines Unternehmens als eine der 15 größten Messegesellschaften auf dem Globus hervor. Die Betriebe bekämen den „Weltmarkt quasi vor die Haustür“. Etwa eine Milliarde Euro an Wertschöpfung generiert die Nürnberg-Messe laut Fleck für die Metropolregion Nürnberg und sichere obendrein etwa 10 000 Arbeitsplätze.

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