Reha-Zentrum Beschäftigte streiken in Bad Steben

Sandra Hüttner

Beschäftigte der Kliniken „Franken“ und „Auental“ haben am Donnerstag für Lohnerhöhungen gestreikt. Von den laufenden Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern von Bund und Kommunen sind sie bislang enttäuscht.

 
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Gut 50 der rund 280 Beschäftigten der Reha-Kliniken „Franken“ und „Auental“ in Bad Steben haben am Donnerstag für mehr Lohn gestreikt. Zu dem ganztätigen Warnstreik an den beiden Kliniken der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) hatte die Gewerkschaft der Sozialversicherung (DdS) aufgerufen. Aktuell laufen Tarifverhandlungen.

Lautstark ertönten ab 9 Uhr Trillerpfeifen, Ratschen und Heultöne aus Lautsprechern, dazu wehten Fahnen vor dem Haupteingang der Klinik „Franken“ in der Berliner Straße 18. Die streikenden Beschäftigten waren mit Warnwesten mit der Rückenaufschrift „Wir kommt weiter“ ausgestattet und machen ihren Unmut über die „starre Haltung“ der Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst lautstark Luft.

Bislang konnte bei den Tarifverhandlungen keine Annäherung erzielt werden. Die GdS fordert gemeinsam mit DBB Beamtenbund und Tarifunion eine Entgelterhöhungen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro für die Tarifbeschäftigten und die Übertragung auf den Beamtenbereich. Aus Sicht der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber von Bund und Kommunen am 24. Januar bei den Verhandlungen in Potsdam die Forderungen „brüsk zurückgewiesen“. Laut der Gewerkschaft wurde den Beschäftigten keinerlei Einkommenssteigerung anboten. „So lassen wir uns nicht abspeisen“, betonte nicht nur der GdS-Bundesvorsitzende Maik Wagner in einer Mitteilung, sondern auch die Streikleiter Manuel Rose und Gert Bellmann in Bad Steben. Sie vermissen bei den Arbeitgebern jegliche Wertschätzung für die Beschäftigten: „Die Mitarbeiter erbringen hervorragende Leistungen, haben die Kliniken auch gut durch die Corona-Pandemie getragen, aber eine gute, gerechte Bezahlung ist leider Fehlanzeige“, ärgert sich Manuel Rose. „Verbale Wertschätzung ja, aber dann kommt nichts weiter.“ Die Streikleitung betont, dass gerade jetzt durch Inflation und Energiekrise etliche Mitarbeiter finanziell in Schwierigkeiten geraten würden.

Zu den Streikenden in Bad Steben gehört Silke Horn, Mitarbeiterin im Service der Klinik Auental: „Ich arbeite seit 2009 in der Klinik und werde nach EG 1 bezahlt. Ich erledige aber die gleiche Arbeit wie meine Kolleginnen, die höher eingestuft sind und somit mehr im Geldbeutel haben.“ Unterschiedlich gezahlt werde auch in den verschiedenen Kliniken. So werde in der Klinik „Franken“ für drei Bad Stebener Reha-Kliniken gekocht, dabei erledige jeder Beschäftigte die gleiche Arbeit, doch Mitarbeiter aus der Klinik Frankenwarte würden vom Regionalrententräger mit Sitz in Bayreuth bezahlt, während die Kliniken „Franken“ und „Auental“ vom Rententräger Bund mit Sitz in Berlin ein anders Gehalt bekämen. „Ich bin bei der Entgeltgruppe nicht selbst betroffen, aber ich unterstütze meine Kolleginnen, denn es kann nicht einhergehen, dass man für die gleiche Arbeit unterschiedlich entlohnt werde, das ist und kann einfach nicht in Ordnung“, erläutert Mitarbeiterin Bettina Horn.

Für den Klinikbetrieb gibt es am Streiktag einen Notschichtplan. „Sicherlich ist mit Einschränkungen zu rechnen, anstehende Reparaturen durch die Hausmeister gibt’s halt heute nicht oder verspätet und in der Kantine könnte es bei der Essensausgabe etwas länger dauern“, bilanziert Manuel Rose und betont, dass der Streik ja spürbar sein solle. „Wir streiken nicht, um die Rehabilitanden zu ärgern, sondern für unsere Beschäftigten. Und wenn es unseren Beschäftigten gut geht, dann geht es auch den Rehabilitanden gut.“

„Unterm Strich wollen alle eine gute vollumfängliche Versorgung und Betreuung“, sagt auch Gert Bellmann. Und er erläutert: „10,5 Prozent Forderung nach Erhöhung mag im ersten Augenblick vielleicht viel erscheinen. Aber wenn man die Preissteigerungen rundum betrachtet, ob nun an der Tankstelle, beim Einkaufen oder beim Heizen, dann nicht mehr.“ Reihum hört man in Bad Steben den Unmut. „Alle Kosten steigen, nur der Lohn nicht und das kann nicht sein.“

Von Seiten der Rehabilitanden, die aktuell in den Kliniken betreut werden, ist Verständnis für den Streik zu spüren. Kritik ist nicht zu hören. „Ich finde den Streik richtig, denn nur Mindestlohn, dass ist einfach zu wenig. Und obenauf noch den ganzen Tag Verantwortung und Stress“, meinte etwa Uwe Zeh, aus Bamberg. „Der Streik ist für uns Rehabilitanden kein Drama, und wenn der Streik zu etwas führen sollte, um so besser“, so eine andere Stimme aus der Runde.

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für Bund und Kommunen ist für den 22. und 23. Februar angesetzt.

 

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