Spannung, Spannung, Spannung
Doch die Trainerin und ihre Schützlinge haben viel trainiert. Auf Rollschuhen, aber auch ohne. Auf einem „spinner“, einem Pirouetten-Fuß, üben sie Drehungen. „Dazu machen wir Sprung-und Krafttraining für Bauch und Rücken“, sagt sie. Die Körperspannung sei besonders wichtig – deshalb gibt es für die Kinder auch Ballett-Training. Dann können sie später auf den Rollen nicht nur ästhetisch, sondern auch sicher fahren.
Die Rollschuhe kann man beim Verein leihen. Denn für den Sport braucht man mehrere – je nach Belag. „Es gibt unterschiedliche Rollen für Beton, für PVC und für die Straße“, erklärt Schink. „Wie bei den Sommer-und Winterreifen bei den Autos“, ergänzt Udo Schmidt, Schriftführer der Abteilung. Für Anfänger gibt es auch Allrounder-Rollen. Vier-Jahreszeiten-Reifen, quasi. Doch der passende Grip ist für die Läufer gerade bei den Sprüngen wichtig.
Auf in die Maske
Doch auch nur schnöde nach vorne zu rollen ist für Anfänger nicht einfach. „Bei der Sportart muss man sich alles hart erkämpfen“, sagt die Trainerin. Deshalb brauche man viel Ausdauer. Ausdauer brauchen auch die Eltern der Kinder und die Verantwortlichen des Vereins. Denn beim Rollkunstlaufen zählt nicht nur das sportliche Engagement. Der Teufel steckt im Detail. Damit die kunstvollen Kleidchen bei den Figuren um die Beine flattern können, greifen Eltern selbst zur Nadel.
Auch direkt vor der Veranstaltung geht es vor allem hinter den Kulissen rund. Schminken, Anziehen. „Um 11.30 Uhr kommen die ersten Kinder in die Maske“, sagt Maria Schink. Die Vorstellung beginnt um 17 Uhr. Bei der Generalprobe fährt „die Kerze“, eine Hauptrolle in dem Stück, zum ersten Mal mit ihrem Kopfteil, einer Flamme. „Sie muss erst einmal schauen, ob sie damit fahren kann.“ Die Flamme wurde auch von Eltern gebastelt. Die „Rollkunstlauf-Hochburg“ Hof will in der Zukunft Stützpunkt in Bayern werden. Udo Schmidt rührt die Werbetrommel und füllt seitenlange Formulare aus. Die Kooperation mit der Stadt Hof beschreibt er als sehr gut. Die stellt Trainingsorte wie den Eisteich im Sommer zur Verfügung. Die Vereinsarbeit ist zeitaufwendig, die sechs Verantwortlichen investieren in sie leidenschaftlich. Maria Schink arbeitet im Schichtdienst im Krankenhaus, neben der Familie schnitzt sie sich trotzdem Zeit für ihren Sport aus den Rippen. Für eine zweiminütige Kür eines Läufers auf Wettkampf-Niveau hat sie einen 40 Stunden-Aufwand ausgerechnet.
Etwa 200 Karten hat der Verein für die Vorstellung am Samstag bereits im Vorverkauf verkauft. Udo Schmidt fasziniert vor allem, wie die Kinder mit dem anspruchsvollen Sport umgehen. „Mich interessiert es ehrlich gesagt weniger, was genau das für ein Sprung war. Ich habe größten Respekt davor, welche Technik es den Kindern abverlangt. Und das alles zur Musik, die genauso unerbittlich ist wie der Sport.“