Die große Gefahr sei, dass die Jugendlichen auf der Strecke bleiben. Nur ein Teil bleibe im Schulsystem und strebe statt einer beruflichen Ausbildung einen höheren Bildungsabschluss an. Die Erfahrung: Wenn erst einmal einige Jahre zwischen Schule und Berufsstart vergangen sind, dann ist die Chance auf eine ordentliche Ausbildung meist vertan.
Hinzu komme ein weiterer fataler Aspekt: "Die Qualität der Ausbildung im letzten Jahr hat vermutlich auch gelitten", sagte Fitzenberger. Lehrlinge konnten nicht ohne weiteres mit zum Kunden genommen werden, eine geregelte Ausbildung unter den Bedingungen von Kurzarbeit und Homeoffice sei schwierig. "Wo nicht gekocht wird, kann man auch nicht kochen lernen", sagte Fitzenberger.
Der IAB-Experte befürchtet nicht nur, dass viele Jugendliche auf der Strecke bleiben und ihre Karrierechancen nachhaltig geschädigt werden - mit gesellschaftlichen Folgen wie häufiger Arbeitslosigkeit als Langzeiteffekt. Die nicht ausgebildeten Fachkräfte fehlten auch dem Arbeitsmarkt der Zukunft. "Demografie und die bisher nur geringe Zuwanderung auch aus Drittstaaten werden dazu führen, dass der Fachkräftemangel zur Krise nach der Krise wird", sagte BA-Chef Scheele.
Die Politik hat schon reagiert. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte an, er wolle noch im März einen Schutzschirm für Ausbildungsplätze vorlegen und die bereits eingeführte Ausbildungsprämie nicht nur verlängern, sondern auch deutlich erhöhen. "Viele Betriebe zögern, ob sie angesichts der wirtschaftlichen Lage Ausbildungsplätze anbieten sollen", sagte der SPD-Politiker jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Aber ein Einbruch bei den Ausbildungsstellen wäre für alle fatal.
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