Die SPD wollte dem Vernehmen nach den Düsseldorfer Volkswirtschaftler Jens Südekum oder den Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, als Nachfolger Felds durchsetzen. Diese seien näher an Positionen der SPD, hieß es. Darüber aber gab es keinen Konsens in der Koalition, so dass es zunächst keinen Nachfolger für Feld gibt.
Laschet sagte in der Fraktion laut Teilnehmern: "Nur weil man ideologisch die gesamten Wirtschaftsweisen auf einen neuen Linkskurs der SPD bringen will - das erklärt sich mir nicht." Feld sei kein "Marktradikaler", sondern jemand, der zwischen Markt und Staat eine sehr ausgewogene sozialmarktwirtschaftliche Position vertreten habe.
Auf Twitter hatte Laschet zuvor mit Blick auf Scholz geschrieben, der Finanzminister verhindere mit "Arroganz" und "Ignoranz" mitten in der Pandemie, dass Feld im Sachverständigenrat weiterarbeiten könne.
Scholz sagte auf eine Frage zu der Personalie, Bundesregierung und Sachverständigenrat seien in der Vergangenheit vom Prinzip ausgegangen, dass nach ungefähr zehn Jahren ein Amtswechsel stattfinden solle. Über die Nachfolge habe die Bundesregierung sich noch nicht verständigt.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte: "Wenn die Union sich sehr stark auf Personal konzentriert, wird das glaube ich den Herausforderungen, die wir zurzeit haben, nicht gerecht."
SPD-Fraktionsvize Achim Post sagte der dpa: "In einer Zeit mit neuen Herausforderungen halte ich neue Köpfe auch im Sachverständigenrat für ein gutes Signal. Wir brauchen Sachverständige, die Impulse setzen, wie wir mit starken Investitionen und kluger Politik aus der Krise herauswachsen können." Die SPD habe gute Vorschläge, wer Feld ablösen könne. "Statt andere Wissenschaftler kategorisch auszuschließen und ihren Sachverstand in Zweifel zu ziehen, sollte Herr Laschet lieber seine Personal-Polterei wieder einstellen und an einer konstruktiven Lösung mitarbeiten."
Die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe sagte der dpa, statt "Beißreflexe" zu bekommen, sollten Laschet und die CDU lieber bei der Suche nach geeigneten Kandidaten mitmachen. Feld verkörpere einen "ideologischen Neoliberalismus" und sei ein "Marktradikaler".
Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus betonte, Feld sei Ordnungspolitiker und stehe gegen Staatsverschuldung. "Die Ablehnung von Lars Feld ist auch ein finanzpolitisches Bekenntnis von Olaf Scholz. Nämlich ein finanzpolitisches Bekenntnis gegen solide Staatsfinanzen." FDP-Fraktionsvize Christian Dürr sagte der dpa: "Wenn die Union zulässt, dass Lars Feld die Wirtschaftsweisen verlässt, hängt sie ihre marktwirtschaftlichen Prinzipien endgültig an den Nagel."
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