Scannzentrum wird immer größer 90 neue Arbeitsplätze in Wunsiedel

In den ehemaligen „Wunsiedler Hof“ ziehen aller Wahrscheinlichkeit nach 90 neue Mitarbeiter des Scannzentrums ein. Foto: /Florian Miedl

Das Scannzentrum bearbeitet künftig auch Grunsteuererklärungen. Für zwei Jahre arbeiten die neuen Mitarbeiter im ehemaligen Hotel „Wunsiedler Hof“.

 
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Wunsiedel - Das Scannzentrum des Wunsiedler Finanzamts wächst und wächst. Schon in nächster Zeit kommen zu den bisherigen 160 Mitarbeitern weitere 90 hinzu, da die Aufgaben der Behörde immer vielfältiger werden Ab kommendem Jahr ist das Zentrum nicht nur für die Einkommenssteuererklärungen aus Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz zuständig, sondern auch für die Grundsteuererklärungen aus den drei Bundesländern. Hier erwarten die Verantwortlichen zunächst gut fünf bis sechs Millionen Formulare auf Papier, die digitalisiert werden müssen.

Aus Küche wird Poststelle

Eine geraume Zeit hat die Behörde neue Räume gesucht. Zumindest vorübergehend wird die neue Abteilung in den ehemaligen „Wunsiedler Hof“ im Fichtelgebirgshallen-Komplex einziehen. Wie Landrat Peter Berek auf Nachfrage der Frankenpost sagte, ist der Mietvertrag zwar noch nicht unterzeichnet, allerdings dürfte dem nichts mehr entgegenstehen.

Ab Januar wird aller Voraussicht nach das Finanzamt das ehemalige Hotel als weiteren Bürotrakt für die Scann-Teams neben der einstigen Sparkassen-Hauptstelle nutzen. So entstehen in der Rezeption, im Restaurant und im Vereinszimmer drei Großraum- und ein Einzelbüro. Die Poststelle zieht in den früheren Küchentrakt. Weitere 49 Einzelbüros planen die Entscheider der Behörde im ersten und zweiten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss. Umfangreiche Umbauarbeiten sind übrigens nicht vorgesehen, lediglich einige Mauern sollen eingezogen werden.

Riesiger Markt für Digitalisierung

Die 90 neuen Arbeitsplätze sind zunächst auf zwei Jahre befristet. Bei den bisherigen Einstellungstranchen ist die Finanzbehörde ebenso verfahren. Dennoch ist es zu keinem Stellenabbau gekommen – im Gegenteil, mehrere der Angestellten sind sogar ins Beamtenverhältnis gewechselt. Ob eine Weiterbeschäftigung bei den neuen Scannern ebenso reibungslos möglich ist, steht allerdings nicht fest.

Dem Vernehmen nach gibt es einen riesigen Markt für Digitalisierung. Schon jetzt lassen zum Beispiel die Steuerfahndung und die Lotterieverwaltung Unterlagen rechtssicher in Wunsiedel scannen. Da die Mitarbeiter als extrem flexibel und professionell gelten, halten es Kenner der Szene für möglich, dass in Zukunft weitere Behörden oder Institutionen auf das Wunsiedler Scannzentrum aufmerksam werden. Langfristig sollen hier nicht nur Papierdokumente digitalisiert, sondern auch Daten erfasst werden. Bedarf gäbe es genug. Die bayerische Vermessungsverwaltung hat zum Beispiel die kompletten Akten aus einer Zeit bis vor 200 Jahren auf Papier archiviert. Da immer mehr Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung im Homeoffice arbeiten, ist es zudem in vielen Bereichen notwendig, dass diese auf digitale Akten ihrer jeweiligen Behörde Zugriff haben.

Landratsamt will in einiger Zeit Bibliotheksräume nutzen

Nicht nur das Scannzentrum des Finanzamtes hat Raumnöte, auch das Landratsamt. Dies ist einer der Gründe gewesen, weshalb der Landkreis die Fichtelgebirgshalle samt dem Hotel „Wunsiedler Hof“ von der Stadt Wunsiedel erworben hat. Auf Nachfrage sagt Landrat Peter Berek, dass die Behörde nach wie vor weitere Büroräume für ihre Mitarbeiter benötige. „Doch dafür werden wir definitiv nicht die früheren Hotelzimmer nutzen. Wir planen, Zug um Zug die übrigen Flächen zu belegen, also die Bibliothek, die Touristinformation und den Kartenverkauf. Das hat keine Eile. Erst wenn die Stadt Wunsiedel Lösungen für einen Umzug dieser Abteilungen gefunden hat, bauen wir für unsere Zwecke um.“

In Wunsiedel gibt es jetzt eine Art „Reise nach Jerusalem“ der Behörden und Einrichtungen von einem Standort zum nächsten. Auch die Scanner werden Ende 2024 das Hotel wieder verlassen und neue Räume beziehen – der Mietvertrag ist auf zwei Jahre befristet. Laut Berek hat der Landkreis ab 2025 für die Räume konkrete Pläne. Diese seien aber noch nicht spruchreif.

Wieder ein Leerstand weniger

Zunächst freuen sich alle Verantwortlichen über die 90 neuen Arbeitsplätze für Wunsiedel. „Das ist eine unglaublich positive Entwicklung. Damit gibt es in unserer Stadt wieder einen Leerstand weniger“, sagte Bürgermeister Nicolas Lahovnik in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend. Dem Gremium lag der Bauantrag für die Nutzungsänderung vom Hotel zum Verwaltungsgebäude vor. Da es sich um ein sogenanntes Mischgebiet handelt, stand dem nichts im Weg. Die Stadträte gaben das gemeindliche Einvernehmen, die letzte Entscheidung liegt beim Landratsamt.

Lahovnik verspricht sich von den zusätzlichen Verwaltungsmitarbeitern eine Belebung der Innenstadt. „Sie werden einkaufen und die Gastronomie nutzen, das ist hervorragend.“ Ähnlich sahen dies auch die übrigen Mitglieder des Gremiums.

Wo in Wunsiedel bis in einigen Jahren Bibliothek, Touristinformation und Kartenverkauf eine neue Heimat finden, steht noch nicht fest, Leerstände und ungenutzte Flächen gibt es jedoch zuhauf. Letztlich geht es in Wunsiedel aber immer um das – nicht vorhandene – Geld.

Finanzamtschef Ulrich Lauterbach will sich erst zu den neuen Mitarbeitern für das Scannzentrum und den „Wunsiedler Hof“ äußern, wenn auch wirklich alles in trockenen Tüchern ist. Das dürfte nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder Wochen sein.

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