Schau in Marktredwitz Zu Gast bei Königin Marie

Lust auf intime Einblicke? In der neuen Seeberger-Sonderausstellung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz präsentieren Stadtarchivarin Edith Kalbskopf und Kunsthistoriker­ Robert Schäfer sogar das Schreibzimmer­ von Königin Marie. Foto: Brigitte Gschwendtner

Ein Marktredwitzer Maler prägt das Bild von Bayern im 19. Jahrhundert mit: der Kunstprofessor Gustav Seeberger. Das Egerland-Kulturhaus zeigt die erste Gesamtschau.

 
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Kurz und knapp: Gustav Seeberger, der „Meister der Perspektive“            

 Sein Lebensthema: Architektur-Ansichten.

Seine stärksten Gemälde: Innenansichten bayrischer Bürger- und Herrschaftshäuser.

Seine witzigsten Grafiken: Entlarvende Politik- und Gesellschafts-Karikaturen.

Seine Herzen-Illustrationen: Landschafts-Lithografien und Porträts der Bewohner des Fichtelgebirges.

MARKTREDWITZ. „Jetzt kommt er endlich heim“, freute sich Christine Eisa. Die dritte Bürgermeisterin lobte Gustav Seeberger bei der Eröffnung der Ausstellung „Ein Münchner Maler aus Marktredwitz“ als „beeindruckenden und einzigartigen Sohn der Stadt“.

Stadtarchivarin Edith Kalbskopf, die für die allererste Gesamtschau des künstlerischen Sprosses der renommierten Marktredwitzer Familie Seeberger verantwortlich zeichnet, freute sich am Donnerstagabend ebenfalls: über ein volles Haus bei der Vernissage. Im 21. Jahrhundert erlebte der 1812 geborene „Meister der Perspektive“ im Egerland-Kulturhaus posthum einen Empfang mit offenen Armen.

Bruder war Bürgermeister

Bekanntlich spielten Vater Johann Erhard und Bruder Gabriel Seeberger wichtige Rollen in der Geschichte der Stadt Marktredwitz. Die angesehenen Kupferschmiede und Blechhändler kämpften als Bürgermeister unter anderem für den Bau der Eisenbahn. Daher wäre es auch interessant, wie die Familie auf die künstlerischen Ambitionen des aus der Art geschlagene Gustav Seeberger reagierte, bemerkte Kunsthistoriker Robert Schäfer, der die vielen Besucher bei der Vernissage in das facettenreiche Werk einführte. Fakt ist: Der Münchner Kunstprofessor gab den Kontakt zu seiner Familie und Heimat nie auf, obwohl er seit 1835 in München lebte und in der Kunstszene schnell „kein Hinterbänkler“ mehr war, sondern zum berühmten Architekturzeichner und Interieurmaler avancierte.

„Kein Hinterbänkler“

„Seine Gemälde hingen um 1840 und 1850 in vielen Wohnzimmern“, erklärte der Kunsthistoriker aus Hirschaid, der seit einem halben Jahr mit Edith Kalbskopf an der Ausstellung arbeitete. Mit im Seeberger-Boot saßen außerdem der Historische Club, das Egerland-Museum, der Marktredwitzer Harald Seeberger sowie der Nürnberger Nachfahre Hermann Eckert, dem rund ein Drittel der ausgestellten Exponate gehört.

Als „Sahnehäubchen“ ein Schlafzimmer

„Mit das Beste, was Seeberger gemacht hat“, lobte Schäfer die Interieurs des Professors. Bis heute seien sie in vielen Werken über das 19. Jahrhundert zu finden – interessanterweise seltener in Kunstbänden als in Geschichtsbüchern. „Unglaublich gute Bildquellen“ gewährten intime Einblicke in Modetrends und Wohnkultur des damaligen Großbürgertums und Adels. „Das Sahnehäubchen der Ausstellung“ ist für Schäfer ein Bild vom Schlafzimmer Ludwig II. in Schloss Hohenschwangau – ein Geschenk an Richard Wagner. Mittels Vergrößerung imposant in Szene gesetzt ist in der Schau auch das üppig ausgestattete Schreibzimmer von Königin Marie, der Gattin Maximilian II.

So feinsinnig wie bissig

Der feinsinnige Chronist zeichnete seine Zeitgenossen aber auch mit bissigem Humor: „Kleine Juwelen“ nannte der Kunsthistoriker die satirischen Karikaturen. Eine liebevolle Hommage an seine Heimat sind hingegen Seebergers Lithografien, die früh den Tourismus im Fichtelgebirge forcierten. Porträts von Bekannten und Verwandten belegen ebenfalls die Verbundenheit des Redwitzers mit seiner Herkunftsregion.

„Verdient Platz in der Kunstgeschichte“

Die erste Gesamtschau des „,Meisters der Perspektive“, auf die Edith Kalbskopf jahrzehntelang hingearbeitet habe, wecke den Wunsch nach Vertiefung, betonte Robert Schäfer. „Wichtig ist, diesen vielschichtigen Künstler vor dem Vergessen zu bewahren. Gustav Seeberger soll den Platz in der Kunstgeschichte bekommen, den er verdient.“

Die Schau mit rund 100 Exponaten ist im Egerland-Museum in Marktredwitz bis Sonntag, 5. Februar, zu sehen.

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