Schießen Goldrausch geht weiter: Reitz räumt in Rio ab

Für Sportschützin Sandra Reitz läuft der Saisonauftakt weiter wie gemalt. Ende März noch Europameisterin im Mixed räumt die Hoferin jetzt auch beim Weltcup in Brasilien richtig ab. Mit Ehemann Christian gibt es in Rio fünfmal Gold und einmal Bronze.

Geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Der Siegerkuss des Ehepaars Sandra und Christian Reitz nach dem gemeinsamen Gewinn der Goldmedaille im Mixed mit der Luftpistole beim ­Weltcup in Brasilien. Foto: DSB

Das Jahr 2022 könnte für die Hofer Sportschützin Sandra Reitz ein überragendes werden, denn schon jetzt ist die Bilanz eine richtig gute. Nach dem schon ordentlichen Saisonauftakt in Kairo und dem Gewinn des Europameistertitels im Mixed im norwegischen Hamar Ende März präsentiert sich Reitz auch beim Weltcup in Brasilien in bestechender Form. Dabei ist der Höhepunkt für Familie Reitz bereits der zweite Wettkampftag in Rio de Janeiro.

Nach der Werbung weiterlesen

Die goldene Regel „Never change a winning team“ wird im Mixed-Wettbewerb mit der Luftpistole in Rio nicht angewendet. Obwohl Sandra Reitz bei der EM in Hamar mit Robin Walter als Duo mit dem Titelgewinn hervorragend funktionierte wird die Zusammensetzung der Teams in Südamerika verändert. „Das erfolgt natürlich in Rücksprache von uns Sportlern gemeinsam mit den Bundestrainern“, erklärt Sandra Reitz den Teamwechsel. „Natürlich war es schön zu sehen, dass es in Norwegen mit Robin gleich auf Anhieb so gut funktioniert hat. Doch ich habe mit Chris schon so oft zusammen geschossen – wir harmonieren richtig gut und deswegen ist Chris immer meine erste Wahl.“

Diese Aussage wird den Gatten sehr freuen und das Ergebnis davon erfreut den Verband. Während Team Deutschland 2 (Vennekamp/Walter) den Wettbewerb auf Platz 12 beschließt, erweist sich die Entscheidung für das Duo Reitz/Reitz als Team Deutschland 1 als richtig und erfolgreich. Schon im Mixed-Vorkampf besticht das Schützen-Ehepaar mit der Bestmarke von 577 Ringen. „Das war schon sehr ordentlich wenngleich es bei mir noch nicht komplett rund lief“, blickt Sandra Reitz sachlich auf ihre Leistung in der Qualifikation. „Ich habe da in meiner mentalen Herangehensweise an den Wettkampf etwas Neues ausprobiert. Das lief im Vorkampf noch nicht ganz wie gewünscht, im Finale dann aber hervorragend.“

Im Endkampf können Sandra und Christian die Leistung aus dem Vorkampf eindrucksvoll bestätigen und setzen sich mit 12:4 Punkten schnell entscheidend ab. Die Finalgegner aus Thailand versucht zwar nochmals alles, doch mit 20,5 Ringen (Christian 10,1 und Sandra 10,4) machten die beiden Deutschen den Sieg perfekt.

„Wir haben immer bewiesen, dass wir als Mixed-Team schwer zu schlagen sind. Es macht wahnsinnig viel Spaß und ist umso schöner, dass es gemeinsam mit Chris die Goldmedaille wurde. Ich bin wahnsinnig happy“, freut sich Reitz nach dem Wettkampf einerseits über das Abschneiden, andererseits darüber, dass die mentale Herangehensweise so gut funktionierte. „Eine gewisse Nervosität ist grundsätzlich etwas Positives. Durch die Ausschüttung von Adrenalin ist man aufmerksamer, konzentrierter und das kann helfen, die bestmögliche Leistung abzurufen. Natürlich ist es immer eine Gratwanderung. Man muss sich sehr gut kennen und auch steuern, dass diese Anspannung dann nicht in zu viel Unruhe und Nervenflattern umschlägt.“

Mit dem Sieg im Mixed geht Reitz dann auch in den verbleibenden Wettbewerben völlig befreit an den Start. Schon im ersten Wettkampf, dem Luftpistolen-Einzel war sie mit Platz 10 die beste Deutsche gewesen und schafft es mit dieser Waffe mit dem Team dann das zweite Mal aufs Podest. Sandra Reitz, Andrea Katharina Heckner und Doreen Vennekamp gewinnen das kleine Finale gegen Brasilien mit 16:4 Punkten und sichern sich hinter dem Iran und Thailand die Bronzemedaille.

Auch in den abschließenden Wettbewerben mit der Sportpistole läuft es für Reitz dann richtig gut. Im Einzel wird sie 14. während ihre Teamkollegin Vennekamp diesmal den deutschen Sieg sichert. In der Mannschaft steht das deutsche Team dann wieder ganz oben auf dem Podest. Die dritte Medaille für Sandra Reitz in Brasilien ist die zweite goldene. Grund zur Freude hat die Hoferin aber nicht nur mit Blick auf das eigene Abschneiden, denn auch Ehemann Christian unterstreicht seine derzeitige Topform in seiner Spezialdisziplin mit der Schnellfeuer-Pistole. Sowohl im Einzel als auch im Team holt er jeweils eine weitere Goldmedaille für die Familie Reitz, die mit fünfmal Gold und einmal Bronze im Gepäck zurück in die Heimat fliegt und damit den Großteil der deutschen Erfolge beim brasilianischen Weltcup einfährt. Aber grundsätzlich ist das gesamte deutsche Team aktuell in bestechender Form. „Die ganze Mannschaft arbeitet derzeit hervorragend zusammen“, ist für Reitz das Leistungshoch kein Hexenwerk. „Gute junge Schützen kommen nach, machen Druck und treiben uns ältere Athleten damit natürlich auch an. Und gleichzeitig helfen wir den Jüngeren mit unserer Erfahrung weiter. Alle profitieren gegenseitig voneinander – das macht uns aktuell so stark.“

Trotz der Demonstration der derzeitigen Stärke möchte Reitz die aktuelle Form nicht konservieren. „Nein. Ich denke, dass es in der nächsten Zeit darum geht, mich noch weiter zu verbessern“, hat die Hoferin weitere ehrgeizige Ziele für dieses Jahr. „Mit der Athletik bin ich sehr zufrieden. Für mich geht es vielmehr darum, im mentalen Bereich noch Feinarbeit zu leisten. Wie gehe ich einen Wettbewerb an, wie verhalte ich mich im Wettkampf – diese Dinge sind enorm wichtig in unserem Sport und da kann ich noch etwas an den Stellschrauben drehen, um noch besser zu werden.“

Diese Feinarbeit will Reitz in den nächsten Wochen und Monaten bei einem gut gefüllten Terminplan vorantreiben. Es folgen kleinere internationale Wettbewerbe in Berlin und Budapest, dann der Weltcup in Baku, ehe im Juli die Qualifikation für die Weltmeisterschaften auf dem Plan steht. „Bis dahin habe ich mein Level hoffentlich weiter verbessert und hoffe aber auch, dass ich dann immer noch nicht am Maximum bin“, sagt Reitz. Das will sie im September erreicht haben, um bei der WM ein sehr gutes Jahr zu krönen.