Schlachthof bleibt im Visier Soko Tierschutz legt noch mal nach

Auch beim Besuch der SPD-Kreistags- und Stadtratsfraktion vor Kurzem im Kulmbacher Schlachthof war Tierschutz Thema. Simon Moritz (links) sprach darüber mit Schlachthofleiter Dirk Grühn. Foto:  

Oberbürgermeister Ingo Lehmann spricht von „Hardcore-Tierschützern“, für die es nur Schwarz und Weiß gebe. Die Vorwürfe der Soko weist er zurück.

 
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Kulmbach - Der Kampf mit harten Bandagen um die Betäubung von Schweinen mit CO2 in Schlachthöfen geht weiter. Am Dienstag hat die Soko Tierschutz, die vor einigen Wochen mit schrecklichen Bildern aus dem Kulmbacher Schlachthof auf Missstände aufmerksam gemacht hatte, noch einmal nachgelegt. Es geht um die Art der Schlachtung allgemein, gegen die Stadt Kulmbach und ihren Oberbürgermeister, aber auch gegen die Tönnies-Stiftung, die der Einrichtung in Kulmbacher eine neue Betäubungsanlage finanziert. Die könnte richtungsweisend werden und Tierleid verhindern. Doch das wollen die Aktivisten nicht gelten lassen.

„Der SPD Bürgermeister Ingo Lehmann stellte sich voll hinter den Schlachthof und bemühte die Schwarze-Schaf-Theorie. Er war sich auch nicht zu schade, eine Soko-Mitarbeiterin anzupöbeln und Soko Tierschutz zu kriminalisieren“, heißt es in einer Mitteilung. Darin wird auch kritisiert, dass die drei Mitarbeiter, die auf Videoaufnahmen zu sehen waren, wie sie die Tiere quälten, nicht entlassen, sondern „nur“ abgemahnt wurden.

Die Kritik der Soko geht noch weiter: „Die Bio Bauern die in Kulmbach ihre Tiere im Gas quälen lassen, stellten sich sogar öffentlich, schützend vor den Schlachthof oder versuchten das Thema weg zu schweigen.“ Im Zusammenhang mit der neuen Betäubungsform spricht die Soko von einem „Helium-Bluff“. Dem Schlachter von nebenan aus Kulmbach sei schnell der „Ober-Schweine Töter-Tönnies“ beigesprungen. „Obwohl auch Tönnies weiß, dass es einfach nicht genug Helium auf diesem Planeten gibt, um alleine nur die Schweine zu betäuben und der vier mal höhere Preis zu neuem Leid durch Tricksereien und Mixturen führen wird, nahm der Konzern gleich mal die positive PR für sich mit. Ist natürlich auch praktisch das ganze im weit entfernten Kulmbach auszuprobieren, so kann man in den eigenen Todessternen fleißig weiter im Reizgas quälen.“

Kulmbachs OB kontert: „Der jüngste Post von SOKO Tierschutz lässt erkennen, dass es für diese Hardcore-Tierschützer lediglich schwarz und weiß gibt. Der Schlachthof Kulmbach arbeitet zusammen mit Prof. Tröger und der Bernd-Tönnies-Stiftung mit Nachdruck an einer Revolutionierung der Tierbetäubung – in unseren Augen eine sehr positive Entwicklung, die zeigt, dass das Tierwohl höchste Priorität hat. Statt diesen Prozess anzuerkennen und den Willen und das Wirken um Verbesserung als solchen wahrzunehmen, legt SOKO Tierschutz mit polemischen Kommentaren nach und rückt Kulmbach einmal mehr in ein schlechtes Licht.“

Dass sachliche Argumente von keinerlei Bedeutung sind, ist ist für Lehmann offensichtlich. Für die Soko stelle offenbar nur die Schließung des Schlachthofes und der weltweite Verzicht auf Fleisch eine angemessene Lösung dar. „Dies spiegelt aber in keiner Weise die Realität wider und offenbart einen verzerrten Blick auf die Tatsachen.“ Lehmann weist zurück, dass er bei einer Pressekonferenz eine Soko-Mitarbeiterin angepöbelt haben soll. Im Übrigen stellt er heraus, dass die arbeitsrechtlichen Konsequenzen nicht von einer Tierschutzorganisation zu beurteilen sind, sondern auf Grundlage des Arbeitsrechtes erfolgen. „Sollten strafrechtlichen Folgen im Rahmen der Anzeige gegen die Mitarbeiter bestehen, so behalten wir uns selbstverständlich eine Kündigung vor.“

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