Schnee in Stuttgart Sind wir glücklicher, wenn es schneit?

Florian Gann
Schnee löst bei vielen Erwachsenen einen kindlichen Spieltrieb aus, lässt sich Schneemänner bauen – und das wirkt sich positiv aus. Foto: Sven Hoppe/dpa

Ein paar Schneeflocken fallen, und bei den meisten Menschen verfliegt die miese Stimmung der grauen Tage. Warum uns Schnee in ein kleines High versetzt – und wie man sich das auch auf der Couch holen kann.

 
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40 Minuten in einer schneebedeckten Landschaft reichen – und schon geht es uns Menschen besser. Selbst die kleinen Speckröllchen, die Lebkuchen und gebrannte Mandeln hinterlassen haben, stören uns dann weniger. Eine Auszeit im Schnee lenkt die Aufmerksamkeit weg vom Aussehen und macht uns zufriedener mit dem eigenen Körper, auch wenn dieser nicht perfekt ist, wie Forscherinnen und Forscher von Unis in Polen und Großbritannien in einer Studie von 2022 feststellten. Das wirkt sich wiederum auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Aber der Schnee weckt noch andere Seiten in uns.

Schnee lässt manche Hemmungen fallen

Schneefall sei eine Möglichkeit, draußen zu spielen wie Kinder, schreibt der Londoner Psychotherapeut Noel Bell in einem Blogbeitrag. „Auf diese Weise hilft uns Schnee, unsere Hemmungen fallen zu lassen“, so Bell. Kinder würden mehr im Moment leben und sich weniger um ihre Produktivität oder materiellen Besitz kümmern. Gibt man sich dem kindlichen Spielen hin, könne das bestehende Verbindungen vertiefen, spontane Gespräche mit Fremden auslösen, das Gemeinschaftsgefühl verstärken und so der Psyche guttun.

Hinzu komme eine gewisse Entschleunigung: „Schneefall gibt uns das Gefühl, dass sich die Dinge verlangsamen“, schreibt Bell. „Das kann eine nützliche Pausentaste sein, wenn wir durch das hektische Tempo unseres Lebens gestresst sind. Der Arbeitstag wird vielleicht langsamer und wir haben dann die Gelegenheit, eine Bestandsaufnahme zu machen, was in unserem Leben passiert.“

Besonderer Wert durch kurze Schneedauer

„Der Schnee hilft uns, uns wieder mit allen Sinnen zu verbinden“, sagte die Innsbrucker Psychologin Melanie Hausler im Tiroler Schnee-Podcast. „Ich rieche den Schnee, ich schmecke ihn, ich fühle ihn. Mit allen Sinnen wahrzunehmen, ist sehr wertvoll, um achtsamer zu sein“, so Hausler. Und Achtsamkeit spiele beim Finden des Glücks eine große Rolle. Dass der Schnee meist nicht lange liegen bleibe, helfe sogar dabei, achtsamer zu werden, schreibt zudem Psychotherapeut Bell. „Denn oft ist die weiße Pracht nur von kurzer Dauer, und wir möchten dann jede Minute im winterlichen Weiß mit allen Sinnen genießen”, so Bell.

Mehr Licht, mehr Glück

Schnee reflektiert aber auch viel Licht. Sei man in einer schneebedeckten Landschaft unterwegs, bekomme man daher doppelt so viel Licht ab wie in einer schneefreien Umgebung, sagte der Psychologe Arne Lowden von der Universität Stockholm in einem Interview mit dem schwedischen Sveriges Radio.

Helles Licht hebe die Stimmung, während Lichtmangel depressive Verstimmungen begünstigen könne, sagt Lowden. Er meint deswegen auch: Schneeärmere, weil wärmere Winter könnten psychische Erkrankungen begünstigen. Er verweist aber auch darauf, dass das Phänomen weitere Forschung benötige.

Schnee kann auch auf der Couch happy machen

Bewegung, frische Luft, Tageslicht und Schnee sei zwar die beste Kombination, aber auch daheim auf der Couch könne Schnee das Glücksgefühl verstärken, sagte die Tiroler Psychologin Hausler. „Schnee erleichtert es, länger im Moment zu verweilen. Man genießt viel mehr, der Kakao schmeckt dann noch viel besser. Denn der Schnee dämpft den Alltag weg“, erklärte Hausler.

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