Schock an Heiligabend in Röthenbach Großbrand mitten im Ortskern

Christl Schemm

Am Nachmittag des Heiligen Abends bricht ein Feuer in einer Scheune in Röthenbach aus. Die Feuerwehr kann ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude verhindern.

 
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Arzberg/Röthenbach - Ilka Hugo-Marth sieht das Unheil schon von weitem. Als sie am frühen Nachmittag des Heiligen Abends von der Arbeit nach Hause fährt, bemerkt sie eine Rauchsäule, die darauf schließen lässt, dass es bei ihr zu Hause brennt – in einem landwirtschaftlichen Anwesen im Dorfzentrum Röthenbachs. Fast gleichzeitig will eine Frau, die in einem nahegelegenen, von der Familie Hugo-Marth vermieteten Wohnhaus lebt, in den Garten gehen. Auch sie entdeckt das Feuer. Beide Frauen sowie einige andere Anwohner setzen Notrufe ab.

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Ausgerechnet zu Weihnachten lodert am Freitag das Feuer weithin sichtbar in einer Scheune mitten im Ortskern des Arzberger Stadtteils. Sirenengeheule und Martinshörner schrecken viele Menschen auf. Schnell spricht es sich herum: „Bei den Hugo-Marths brennt es!“ Schnell, nach nur wenigen Minuten, sind aber auch die ersten Feuerwehrleute da.

Feuerwehr sofort am Brandort

Laut Kreisbrandinspektor Armin Welzel, der den Einsatz leitete, war der Alarm gegen 13.30 Uhr bei der Leitstelle eingegangen. Trotz der kurzen Zeitspanne, bis die Feuerwehr eintrifft, steht der Stadel, in dem eine Hackschnitzelheizung für die Wärmeversorgung von drei Häusern in Betrieb ist, innerhalb kürzester Zeit lichterloh in Flammen. Eine sehr gefährliche Situation, weil das Areal an dieser Stelle dicht bebaut ist und sich sowohl Wohn- als auch landwirtschaftliche Gebäude in unmittelbarer Nähe befinden.

Dass so viele Feuerwehrleute so rasch am Brandort sein können, ist Glück im Unglück. Denn wie die meisten Menschen am Heiligen Abend sind die Brandschützer zu Hause bei ihren Familien und können daher sehr schnell ausrücken. So gelingt es, die umliegenden Scheunen und Häuser zu schützen. Lediglich ein weiterer Stadel direkt neben der Scheune fängt Welzel zufolge auf einer Fläche von rund 10 auf 20 Metern Feuer, das aber dank der Arbeit der Wehrleute nicht weiter um sich greift.

Drehleiter leistet beste Hilfe

Zum ersten Mal kommt die neue Drehleiter der Feuerwehr Arzberg zum Einsatz und leistet wertvolle Dienste. Auf deren Handhabung hatten sich die Feuerwehrleute rund ein halbes Jahr vorbereitet. „Wir haben mit der Drehleiter ein Wenderohr eingesetzt“, sagt Welzel im Gespräch mit der Frankenpost am Tag nach dem Großbrand. Weitere Feuerwehren hätten sich um zwei B-Strahlrohre gekümmert. Das Wasser sei mit vier Leitungen aus dem Dorfteich gleich in der Nähe des Brandorts und aus Hydranten geholt worden. Dank des Einsatzes der Wehren, die aus den Arzberger Stadtteilen sowie zahlreichen Orten des Landkreises angerückt seien, hätten die umliegenden Gebäude „gehalten“ werden können. Das Dach und der Kamin der brennenden Scheune sind allerdings eingestürzt. „Da ist nur noch das Gerippe übrig“, sagt der Kreisbrandinspektor. „Das war Wahnsinn.“

In Bewegung gesetzt worden seien die Feuerwehren mit der Alarmstufe B 4: Großbrand in einem landwirtschaftlichen Anwesen. Als die ersten Einsatzkräfte eingetroffen seien und die Lage beurteilt hätten, sei sofort die Alarmstufe B 5 veranlasst worden. Neben rund 200 Feuerwehrleuten waren Polizeibeamte, das THW, das Rote Kreuz und Pfarrer Stefan Prunhuber als Notfallseelsorger mit dem Einsatz beschäftigt. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt.

Auch in der Nacht wacht die Feuerwehr

Gegen 18 Uhr war der Einsatz nach den Worten Welzels für die Feuerwehr zunächst beendet. Allerdings hätten Einsatzkräfte bis Samstag um 8 Uhr in mehreren Schichten Nachwache gehalten. Am ersten Feiertag hätten noch einige Aufräumarbeiten erledigt werden müssen. Zudem hat es eine Nachalarmierung gegeben, da wieder Rauch aufgestiegen war.

Was das Feuer ausgelöst hat, steht noch nicht fest. Die Beamten der Kriminalpolizei Hof haben die Ermittlungen übernommen, wie das Polizeipräsidium Oberfranken mitteilt. Der Schaden beläuft sich laut Matthias Potzel von der Pressestelle nach ersten Schätzungen auf einen niedrigen       sechsstelligen         Euro-Betrag.

Bürgermeister Stefan Göcking, der wie Landrat Peter Berek zum Brandort geeilt war, ist froh, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. Die Feuerwehrleute hätten rechtzeitig und beherzt eingegriffen und „schnell das Richtige gemacht“. „Das Zusammenspiel aller Beteiligten war wie immer hervorragend. Die Feuerwehrleute verrichten klaglos ihren Dienst. Das ist klasse“, betont er. Froh ist der Bürgermeister auch über die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen in Röthenbach. „Da ist viel Unterstützung angeboten worden“, sagt Göcking. Er hofft, dass die Ursache für das Feuer rasch gefunden wird und die betroffenen Familien zur Ruhe kommen können.

Trotz allem Glück

„Wir haben trotz allem Glück gehabt“, sagt Ilka Hugo-Marth am ersten Weihnachtsfeiertag. Sie bestätigt, dass die Feuerwehr sehr schnell vor Ort gewesen sei. „Wir sind uns schon bewusst, dass das schlimm hätte ausgehen können, wenn die Feuerwehrleute nicht gleich da gewesen wären und sich nicht so gut ausgekannt hätten.“ Die Röthenbacherin ist sehr dankbar für die Hilfe der Wehrleute und der Menschen aus dem Dorf. Und auch dafür, dass ein Installateur nach dem Ausfall der Hackschnitzelheizung einen Teil der betroffenen Wohnungen mittels alter Ölheizungen wieder mit Wärme versorgen konnte. In einem Haus sorgten zunächst Beistellöfen für Wärme. „Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Der Schaden lässt sich regeln“, zeigt sich Ilka Hugo-Marth zuversichtlich. Sie und ihre Familie versuchen nun, mit dem Schock irgendwie fertig zu werden.