Schönwalder Historie Die Geschichte der „Achtzehner“

Silke Meier
In das Fenster im Treppenaufgang im Schönwalder Rathaus sind die Wappen der Partnerstädte Schönwald und Pusignan eingearbeitet. 40 Jahre Städtepartnerschaft ist ein Thema im neuen Heft mit Beiträgen zur Schönwalder Heimatgeschichte. Unser Foto zeigt (von links): Bürgermeister Klaus Jaschke, Andrea Hanold und Hans Ulrich Pfleger vom Arbeitskreis Heimatgeschichte. Foto: /Silke Meier

Der Arbeitskreis Heimatgeschichte führt mit seinem neuen Heft zu den Ursprüngen Schönwalds. Auch die Städtepartnerschaft mit Pusignan ist ein Thema.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Schönwald - Das neue Heft des Schönwalder Arbeitskreises Heimatgeschichte ist veröffentlicht. Und es ist wieder ein Schmankerl für alle Geschichtsinteressierten geworden. Im Rathaus stellte Hans Ulrich Pfleger die Themen des 137 Seiten starken Büchlein vor: die Urhöfe, auch „Achtzehner“ genannt, die seit 40 Jahre bestehende Städtepartnerschaft mit Pusignan sowie prägnante Ereignisse vor 25, 50, 75 und 100 Jahren.

Bürgermeister Klaus Jaschke dankte den Mitarbeitern Andrea Hanold, Karl Mocker, Walter Schubert und Wolfgang Keil für die umfangreiche Zuarbeit. Deutlich wurde bei der Vorstellung auch, dass sich der Arbeitskreis Heimatgeschichte ganz bewusst für eine analoge, gebundene Ausgabe entschieden hat.

Die „Achtzehner“ gelten als die Ursprungshöfe der Besiedlung im Ort. Im aktuellen Heft werden die Höfe mit den Hausnummern 11, 12, 13 und 14 detailliert beschrieben. Zwar fehlen Urkunden und Baudenkmäler aus der Frühzeit Schönwalds, allerdings lassen mündliche Überlieferungen, Berichte vom planmäßigen Anlegen der Felder sowie über Feuerherde Rückschlüsse auf die Ausnahmestellung der ersten Bauernhöfe zu. Johann Kropf, Bürgermeister in Schönwald von 1898 bis 1903, zeichnete handschriftlich Notizen zu 18 Häusern auf, die Nutznießerrechte am Rittergut hatten. So erhielten die „Achtzehner“ von der Herrschaft unentgeltlich Holz für Neubauten und Renovierungen.

Von den Anfängen der Städtepartnerschaft mit Pusignan, ersten Begegnungen und der Gründerversammlung wird im Heft ausführlich berichtet. Die Partnerschaftsurkunde unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Karl Lindig und Roger Soncarrieu. Zur Partnerschaftsfeier im Juni 1984 vertrat der neu gewählte Bürgermeister Robert Frenzl die Stadt Schönwald. Die lebendige Beziehung beider Städte ist mit Bildern und Berichten, auch über Reisen und Schüleraustausch, dokumentiert. Schönwalder Vereine, Turnverein, Grünhaider Schützen und die Freiwillige Feuerwehr pflegten den Austausch.

Aus Berichten im „Schönwalder Anzeiger“ und dem „Selber Tagblatt“ fassten die Mitstreiter im Arbeitskreis Heimatgeschichte die Ereignisse aus den Jahren 1995, 1970, 1945 und 1920 zusammen. Ein Foto vom April 1995 erinnert an das „Kleine Kurorchester“ mit Heinz Hanold am Schlagzeug und Helmut Müller am Akkordeon. Im Dezember 1995 war beim traditionellen Adventskonzert erstmals die neu gegründete Kindergruppe des Gebirgs- und Volkstrachtenvereins „Alpenrose“ dabei. Im Januar 1970 wurde auf dem Kornberg gegen die Fernmeldeanlage demonstriert. Die Anlage wurde gebaut und die Kornbergabfahrt verbreitert. Im April 1970 wurden die Schönwalder Turnerinnen Helma Vogtmann, Renate Fülle, Edeltraud Fülle und Silvia Vogtmann mit 10:0 Punkten Meister der Bezirksliga Oberfranken. Die Maß Bier zum Schönwalder Wiesenfest 1970 kostete 2,40 DM. Die Gastwirte-Vereinigung Selb gab eine Preiserhöhung bekannt. Grund war der Verlust von 1200 Maßkrügen, die beim Selber Wiesenfest gestohlen oder zerschlagen worden waren.

Die Nachrichten aus dem Jahr 1945 sind geprägt von Krieg, Flucht und Vertreibung. Im Oktober 1945 bekennt sich die Evangelische Kirche im Stuttgarter Schuldbekenntnis zur Mitschuld an den Verbrechen im Dritten Reich. Im Archiv der Stadt Schönwald liegen Zeitungen bis April 1945 vor. Der Arbeitskreis Heimatgeschichte durchforstete auch die überregionale „Fichtelgebirgs-Warte“, die gleichgeschaltete Tageszeitung des NSDAP-Gaues Bayreuth für den Kreis Selb. Daraus ist zu entnehmen, dass deutsche Soldaten am 11. April 1945 die Eisenbahnbrücke über den Perlenbach bei Eulenhammer sprengten. Die Zugverbindung war nur noch in Richtung Selb und Asch möglich. Der Postdienst wurde zum 14. April 1945 in Schönwald eingestellt. Und der Krieg war nahe: Detonationen der Bombenangriffe auf Hof, Eger und Plauen waren zu hören. Am 12. April 1945, als die US-Kampfverbände über Thüringen und bis Coburg vorgerückt waren, erschien ein Aufruf der Kreisleitung Hof „in den Stunden der Bewährung durch Treue zum Führer die Grundlage zur Wende und zum Sieg zu legen“. Neben den Berichten von der Front wurden Anzeigen mit den Gefallenen aus Selb und den Nachbargemeinden sowie Spendenaufrufe und Romanfortsetzungen veröffentlicht. Am 19. April 1945 wurde Schönwald von amerikanischer Artillerie beschossen. Fünf Tage lang konnte die Porzellanfabrik Schönwald nicht bewacht werden. Die Aufräumarbeiten nach der Plünderung begannen am 24. April. Am 19. Juni 1945 fand eine Bürgerrats- und Beiratssitzung statt, die von Bürgermeister Heinrich Voigt als historisch bezeichnet wurde.

Im Jahr 1920 umfasste das „Schönwalder Tagblatt“ zwei bis vier Seiten, im Format etwas größer als DIN-A4. Täglich wurde bekannt gegeben, wann und in welchen Mengen Lebensmittel abgegeben werden. Im Februar 1920 kehrte der erste Gefangene aus Frankreich zurück. Im Gemeinderat wurde ein Schreiben der Regierung verlesen, aus dem hervorgeht, dass zum Neubau des Schulhauses keine Baukostenzuschüsse zu erwarten seien. In einer Sondersitzung wurde die Gründung der Baugenossenschaft beraten. Und am 20. Juli 1920 wurde in der „Goldenen Tasse“ ein Lichtspieltheater eröffnet.

Erhältlich ist das neue Heft im Schreibwarengeschäft Grüner zum Preis von elf Euro.

Bilder