Schüsse auf NS-Dokumentationszentrum und israelisches Konsulat
Insgesamt soll der 18-Jährige mit seinem Schweizer Wehrmachtskarabiner neun Schüsse abgegeben haben - erst auf Gebäude, darunter das NS-Dokuzentrum und das benachbarte Generalkonsulat Israels, das aber zum Zeitpunkt der Tat geschlossen war. Später schoss er offenbar auch auf Polizisten. "Die Kollegen haben eine Schussabgabe auf sich wahrgenommen. Wo er genau hingezielt hatte, muss man natürlich im Detail ausermitteln", sagte der Einsatzleiter der Münchner Polizei, Christian Huber.
Die Polizisten schossen den 18-Jährigen schließlich mit einer Vielzahl von Schüssen nieder. Ein Polizist und eine Frau erlitten Knalltraumata, der Angreifer starb noch vor Ort. Die beteiligten Beamten würden betreut, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Das Landeskriminalamt ermittelt standardmäßig zur Rechtmäßigkeit der polizeilichen Schussabgabe.
Karabiner von Sammler erworben
Seine Waffe hatte der Schütze nur einen Tag vor dem Anschlag von einem Sammler gekauft, wie Österreichs Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete. Der Karabiner mit montiertem Bajonett stammt nach LKA-Angaben zwar aus dem 19. Jahrhundert. Einsatzleiter Huber betonte aber, es handle sich um eine "Waffe mit massiver Durchschlagskraft".
Laut Generaldirektor Ruf hatte der 18-Jährige auch etwa 50 Schuss Munition für den Karabiner gekauft - obwohl für ihn wegen voriger Ermittlungen und Radikalisierungsverdachts eigentlich ein Waffenverbot in Österreich galt. Doch Karabiner gelten dort als Waffen der Kategorie C, die nach jedem Schuss händisch nachgeladen werden: Sie können ohne Waffendokument erworben werden und müssen erst bis zu sechs Wochen nach dem Kauf bei den Behörden registriert werden.
Bayerische Polizei hatte keine Informationen zum Schützen
Beweise für eine Radikalisierung oder islamistische Propaganda hatten österreichische Ermittler zwar nicht gefunden, doch zumindest hatten sie den 18-Jährigen auf dem Radar. In Bayern dagegen war der junge Mann mit bosnischen Wurzeln bis zu den Schüssen am Konsulat für die Landespolizei ein unbeschriebenes Blatt. Eine Abfrage der Datenbanken zu dem 18 Jahre alten Österreicher sei negativ verlaufen, sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA). "Wir haben keine Unterlagen zu ihm gehabt."
Die Ermittlungen konzentrieren sich nach Angaben der Münchner Generalstaatsanwaltschaft nun einerseits auf das bisher nur vermutete Motiv, andererseits aber auch auf die Frage, ob es möglicherweise doch Mittäter, Helfer oder zumindest Mitwisser gegeben haben könnte. Eine Frage sei, ob der 18-Jährige in irgendeine Art von Netzwerk eingebunden gewesen sei, sagte ZET-Leiterin Tilmann.
18-Jähriger feuerte auch auf Nachbargebäude
Mit Blick auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum als mögliche Ziele des mutmaßlichen Anschlags wirft auch der Ablauf der Tat Fragen auf. Schilderungen der Polizei dazu deuteten darauf hin, wie dilettantisch der Mann seine Tat offenbar geplant hatte. So habe der 18-Jährige auch auf Nachbargebäude geschossen. Zudem sei er in zwei Gebäude eingedrungen, habe sich dabei verletzt und eine Blutspur hinterlassen. Einen Zaun zum israelischen Generalkonsulat habe er von einem Fahrzeug aus erklimmen wollen, aber nicht überwinden können.
Dass sein ursprünglicher Plan durchkreuzt werden könnte, dürfte dem Schützen aber wohl schon früh bewusst geworden sein: Eine vorbeifahrende Streife hatte ihn am Donnerstagmorgen bereits beim Aussteigen aus dem Auto entdeckt und gemeldet, dass er eine Waffe dabeihaben könnte. Kurze Zeit später war der 18-Jährige tot.