Schulwegsicherheit Appell zum Beginn des Schuljahres

Timo Schmidt
Von Dienstag an sind Autofahrer besonders gefordert. Dann beginnt der Schulunterricht Foto: dpa/Patrick Pleul

Nächsten Dienstag beginnt in Bayern wieder der Schulunterricht. 1266 Erstklässler gehen im Hofer Land dann zum ersten Mal in die Schule. Damit sie auf dem Weg dahin sicher sind, richten Polizei und Verkehrswacht dringende Appelle an Eltern, Verkehrsteilnehmer – und Freiwillige.

 
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Worauf sich Emil Richter am meisten freut, wenn er nächsten Dienstag zum ersten Mal in Hof die Grundschule kommt? „Die Zuckertüte“, strahlt der Sechsjährige aus dem Hofer Ortsteil Wölbattendorf. Was darauf zu sehen sein wird, weiß er aber noch nicht. Wird eine Überraschung, sagt seine Mutter lächelnd. „Rechnen“, das will er lernen, sagt der siebenjährige Marian Völkel, der die erste Klasse der Zeller Grundschule besuchen wird. Und Emma Richter, die in der Grundschule Naila ihre Schullaufbahn startet, zeigt stolz ihren neuen Schulranzen, auf dem mehrere Sticker mit Prinzessinnen und Einhörnern zu sehen sind. Am Dienstag wird sie damit zum ersten Mal in die Grundschule Naila laufen, mit einem grellgelben und reflektierenden Überwurf über Brust, Schulter und Schultasche.

Erkennbarkeit Den Überwurf bekommen alle 1266 Erstklässler, die im Hofer Land eingeschult werden. Der gelbe Stoff ist von Weitem gut zu erkennen. „Bei Dunkelheit schon aus 130 Metern Entfernung“, sagt Uwe Herrmann von der Kreisverkehrswacht Hof. Zum Vergleich: Ein Kind in dunkler Kleidung könne man im Dunkeln erst etwa ab 25 Metern Entfernung erkennen; oft ist es zum Bremsen dann schon zu spät. Doch der gelbe Überwurf hat noch weitere Vorteile: Sein Sicherheitsverschluss öffnet sich automatisch, sollte das Kind damit irgendwo hängen bleiben. In den Etiketten am Nacken können die Schüler außerdem ihren Namen anbringen.

„Sichtbarkeit auf dem Schulweg“: Verantwortlich dafür ist die Kooperation „Sichtbarkeit auf dem Schulweg“ der AOK Bayern und der Landesverkehrswacht Bayern. Seit mehr als 50 Jahren engagieren sich beide Institutionen zusammen mit der Sparkasse Hochfranken, dem Hofer Schulamt und der Polizei für die Sicherheit der Schulkinder. Dazu lud die AOK am Dienstagvormittag zu einem Mediengespräch in ihre Hofer Geschäftsstelle ein, wo die Verantwortlichen von Verkehrswacht, Schulamt und Polizei vor dem Schulstart auf das Thema Schulwegsicherheit hinwiesen. „Die Hofer Polizei wird wie in den vergangenen Jahren zu Schulbeginn verstärkt Kontrollen in der Nähe der Schulen durchführen“, erklärte Matthias Singer, der stellvertretende Leiter der Hofer Polizeiinspektion.

Schulwegunfälle: Laut Singer hat es sieben Unfälle von Kindern auf dem Schulweg im vergangenen Schuljahr gegeben. In zwei Fällen wurden die Kinder schwerer verletzt; tödlich verunglückte keines, erklärte Singer. Die Zahl der Schulwegunfälle lag im vorherigen Schuljahr mit fünf zwar noch niedriger, doch bewege man sich dabei glücklicherweise seit Jahren auf einem anhaltend niedrigen Niveau. Die Polizei verfolge weiterhin die „Vision Zero“, also dass kein Kind auf dem Schulweg tödlich verunglückt. „Die meisten Unfälle betreffen Kinder, die mit dem Rad unterwegs sind,“ merkte Heike Köllner an, Verkehrserzieherin bei der Hofer Polizei. „Leider fahren die Schüler oftmals auf der falschen Straßenseite und haben keinen Helm auf.“

Suche nach Schulweghelfern: Einen dringlichen Appell richtete der Vorsitzende der Gebietsverkehrswacht Münchberg, Gernot Schuler, an diejenigen, die die Kinder sicher in die Schule begleiten möchten: „Wir brauchen dringend mehr Schulweghelfer!“ Im vergangenen Jahr hätten viele der Freiwilligen aufgehört. Hinzu komme, dass im Hofer Land die Grund- und Mittelschulen in einem Ort oftmals nicht mehr am gleichen Standort untergebracht sind. Somit seien mehr Schulweghelfer nötig, die dafür sorgen, dass Schulkinder viel befahrene Straßen und unübersichtliche Kreuzungen sicher überqueren können. Eine Kelle und eine Warnweste, um Autofahrer auf sich aufmerksam zu machen, bekommen die Schulweghelfer dabei gestellt. Die ehrenamtliche Tätigkeit werde von vielen Städten und Gemeinden auch mit einem Obolus vergütet, merkte Köllner an. Die Verkehrserzieherin regte außerdem an, dass mehr ältere Schüler sich als Schülerlotsen einbringen könnten. „Am 6. Oktober findet zum Beispiel ein Schülerlotsenkurs in Feilitzsch statt.“ Die angehenden Schülerlotsen, die mindestens 13 Jahre alt sein müssen, werden von der Polizei geschult und geprüft, um im Straßenverkehr für die Sicherheit jüngerer Schüler sorgen zu können.

Elterntaxi: Kritisch sehen die Verantwortlichen von Polizei, Schulamt und Verkehrswacht die „Elterntaxis“: Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bis kurz vor das Schulgebäude fahren und dabei im Halteverbot oder auf dem Gehweg parken. Dabei sorgen sie oftmals nicht nur für Stress und Verkehrschaos, sondern gefährden auch die Schulkinder. Die Zahl der Elterntaxis habe in den vergangenen Jahren zugenommen, erklärte Verkehrserzieherin Köllner. Deswegen seien Polizei und Verkehrswacht das Problem öfters direkt vor Ort angegangen, etwa an der Eichendorff-Grundschule oder der Neustädter Grundschule in der Innenstadt. „Wir können aber nicht überall sein“, schränkte Singer ein. Köllner mahnt: „Es klappt nur in Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrern.“

Schulweg üben: Auch die Schulen sollten die Eltern dazu anregen, ihre Kinder wenn möglich in die Schule laufen oder den Bus nehmen zu lassen. „Das ist auch für die Gesundheit besser“, wirft Wolfgang Hofmann ein, Direktor der AOK-Direktion Hof-Wunsiedel. „Durch die frische Luft kurz vor Unterrichtsbeginn können die Kinder besser lernen.“ Hilfreich sei auch, merkt Verkehrserzieherin Köllner an, wenn die zukünftigen Erstklässler ihren Schulweg bereits vor dem Schulstart zusammen mit den Eltern schon einmal abgehen. Emma, Marian und Emil haben in dieser Hinsicht ihre ersten Hausaufgaben schon gemacht.

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