Selb Kindersportschule ist beliebter denn je

Wolfgang Neidhardt

Die Turnerschaft Selb startet nach der langen Pause durch. In Hinblick auf den Verkauf von Teil zwei des Sportplatzes ist die Führungsspitze des Vereins optimistisch.

Selb - Ein Traditionsverein erschließt sich viele neue Aufgaben, ohne seine Vergangenheit zu vergessen. Die Turnerschaft Selb steuert mehr denn je den Kurs zu einem gar nicht mehr so kleinen, erfolgreichen Unternehmen. In dem hat natürlich auch das bewährte Ehrenamt noch Platz - mit bewährten Übungsleitern und Mitarbeitern.

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Hygiene-Konzepte

Normal ist aber im Sportbetrieb noch längst nicht alles. Tina Weiser erläuterte zu Beginn der Versammlung die Hygiene-Konzepte des Vereins, die fast allwöchentlich neuen Bestimmungen angepasst werden mussten. Ist der Sportbetrieb in eigener Halle noch relativ unkompliziert, so stehen die Nutzer öffentlicher Hallen derzeit fast täglich vor neuen Problemen. "Wir nutzen vier Hallen", berichtete Marcus Kropf, Vorstandsmitglied der HSV Hochfranken. Und es gebe für jede Halle unterschiedliche, teilweise schwer einzuhaltende Vorgaben.

Nun starten alle nach der langen Pause durch. Die Kindersportschule (KiSS) wird wieder deutlich über 1000 Kinder betreuen. Reha-Sport erfreut sich weiter steigender Beliebtheit. Neue Kursangebote locken Bewegungshungrige über die Vereinsgrenzen hinaus an.

Und um dem großen Angebot den modernen Rahmen zu geben, wird in der vereinseigenen Halle weiter saniert - mit dem Erlös aus dem Verkauf des ehemaligen Jahnstadions. Auch dessen zweite Hälfte könnte noch in diesem Jahr einen neuen Besitzer finden. Über all dies informierten Vorstand und Bereichsleiter des größten Selber Sportvereins die Zuhörer bei der Delegiertenversammlung in der Jahnturnhalle.

Die KiSS kümmert sich nach der verlängerten Sommerpause wieder wöchentlich um 1360 Kinder, 1100 davon in vielen Schulen zwischen Münchberg, Selb und Marktredwitz. Vor einem Jahr war die Gesamtzahl noch um 250 niedriger gelegen. Tina Weiser, TS-Vorstandsmitglied und Leiterin der erfolgreichen Einrichtung, freut sich über eine "Truppe" von fünf neuen Mitarbeitern, die bei der Turnerschaft das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) leisten. Die KiSS-Führung muss ihre Aufgaben demnächst neu verteilen, weil die Chefin Nachwuchs erwartet. Vor allem Carolin Sonntag, Andrea Holler, Corinna Zumpe und Marc Schuster werden sich zusätzlicher Tätigkeiten annehmen.

Zum zweiten großen Standbein der TS hat sich die Abteilung Reha entwickelt - "prächtig", wie Sebastian Eichinger, Bereichsleiter Sport, in seinem Bericht hervorhob. Sieben orthopädische Angebote werden ergänzt durch Herz- und Asthma-Stunden. "Rund 80 ärztliche Verordnungen haben wir abgearbeitet", sagte Eichinger. Zu den klassischen Abteilungen nannte er einige Stichworte: Der Bereich Gymwelt mit diversen Bewegungsformen lockt etwa 200 Sportler an. Erwin Ott hält die Turnerschaft mit 160 Absolventen weiterhin an der einsamen Landkreis-Spitze beim Sportabzeichen. Die Turnerinnen hätten im Vorjahr nicht zuletzt bei der Turngala im voll besetzten Rosenthal-Theater geglänzt. Der Handball-Nachwuchs der HSV Hochfranken hat sich über zwei Meisterschaften gefreut. Unter dem Dach der Turnerschaft ist aber natürlich auch Platz für etwa je 25 Ju-Jutsu-Sportler, Tischtennisspieler, Leichtathleten, Volleyball- und Basketballspieler.

Trotz des fehlenden Sportangebotes haben so gut wie alle der derzeit 1400 Mitglieder in den schwierigen vergangenen Monaten der Turnerschaft die Treue gehalten. Mit diesem Lob hatte Andrea Holler, die Sprecherin des dreiköpfigen TS-Vorstandes, die Delegiertenversammlung eröffnet. "Die Beiträge blieben uns erhalten, und uns kamen sogar noch Spenden zugute", bestätigte sie, dass die TS in der Corona-Pause mit einem blauen Auge davongekommen ist. Alle Mitarbeiter waren allerdings in Kurzarbeit. "Nun geht es wieder los", freute sich die Sprecherin über die ersten Schritte zur Rückkehr in den Alltag.

Die kann der Verein beruhigt angehen, denn seine Finanzen sind geordnet und entspannt. "Der Verein ist absolut schuldenfrei, alle Verbindlichkeiten sind getilgt", stellte Werner Kraus fest, der im TS-Vorstand die Konten und Kassen verwaltet. Im vergangenen Jahr hat der Verein einen kleinen Überschuss verzeichnet. Kraus mahnte dennoch: "Es muss nicht immer so steil nach oben gehen wie in jüngster Zeit. Wir sind aber für alle Fälle gut gerüstet." Besagte Entwicklung dokumentieren nur vier Zahlen: Die Bilanzsumme ist von 2015 bis 2020 von 82 000 auf 188 000 Euro gestiegen, der Ertrag in diesen fünf Jahren von 142 000 auf 449 000. Ähnlich liegen die Zahlen beim Aufwand. Neben der Kindersportschule hat die Turnerschaft ihr Geld auch in erste größere Sanierungsarbeiten gesteckt.

Einen Überblick über das Geleistete und Geplante gab Andrea Holler. Mitte März hat der Verein den ersten Teil des ehemaligen Jahnstadions an die Stadt Selb verkauft. Für den zweiten Teil stehe er in Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Holler: "Wir sind ganz guter Dinge und hoffen, in diesem Jahr den zweiten Grundstücksteil noch verkaufen zu können."

Seit April liefen umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten (wir berichteten). Der Kleine Saal im ersten Stock präsentiert sich in völlig neuem Gewand, die Räume der ehemaligen Jahnstube sind entkernt. Hier wolle der Verein einen Fitnessbereich mit Spezialisierung auf medizinische Trainingstherapie einrichten. Nächste große Aufgabe ist der Fußboden im Großen Saal, der abgenutzt und glatt ist. Dabei unterstützt die Staatsregierung Vereine mit einem neuen Förderprogramm, das der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt Selb nutzen will.

Neu bei der Turnerschaft ist ein Online-Shop für Sportkleidung und -ausstattung. Auf Anregung eines Mitgliedes sollen dabei im Angebot auf der TS-Homepage zahlreiche englische Begriffe durch deutsche ersetzt werden. Am 26. September bietet der Verein Übungsleitern und Trainern einen kostenlosen Kurs in Erster Hilfe an. Am Ende der zweiten Delegiertenversammlung stellte Stephan Rummel, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates, fest, dass sich diese Form bewährt habe. Sein Gremium habe die Initiativen des Vorstandes immer begrüßt und unterstützt und will die weiteren Planungen positiv begleiten.