Gespenstische Ruhe herrschte auf dem Kult-Berg der Selber. Fast unbemerkt bahnten sich am Abend die letzten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die alten Bäume und streiften dabei das hochgewachsene Gras. Von Partystimmung keine Spur. Nur ein paar einzelne Selber spazierten voller Wehmut über den Berg und dachten dabei wohl an bessere Zeiten.
In vielen Gärten, auf vielen Terrassen und Balkonen dagegen trotzten die Selber dem Corona- Virus, der ihnen das diesjährige Heimat-und Wiesenfest verhagelt hatte. Da wurde liebevoll in Rot und Blau dekoriert, Fahnen und Girlanden wehten im Wind und von Trauer war oft keine Spur. Hahnenschlagen, Pinocchio- Werfen oder Kegeln wurden zelebriert, in einigen Gärten sogar Schnapsbuden aufgebaut und Weißwurstfrühschoppen abgehalten. Sich das Wiesenfest vermiesen lassen? Da pfeifen die Selber drauf. So viel Lokalpatriotismus sucht wohl seinesgleichen. Erst am Sonntag, als es in den Straßen wieder ruhig war und sich kein Festzug mit Dschingderassabumm durch die Stadt schlängelte, wurde man doch wieder etwas wehmütig. Die Vorfreude auf das Wiesenfest im nächsten Jahr wächst damit ins Unermessliche.