Selb verliert DEL2-Derby Nur die Kulisse hat gepasst

Vor ausverkauftem Haus kassieren die Selber Wölfe im DEL2-Derby gegen die Bayreuth Tigers eine schmerzhafte, aber auch verdiente Niederlage. Die Waßmiller-Schützlinge enttäuschen ihre Fans über weite Strecken des Spiels.

 
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Die Kulisse hat gepasst, die Leistung und das Ergebnis nicht aus Sicht der Selber Wölfe. Sie erlitten nach zuletzt nur drei Punkten aus fünf Spielen am Freitagabend einen weiteren Rückschlag im Kampf um einen Pre-Playoffplatz in der DEL2. Die Mannschaft von Sergej Waßmiller verlor das Derby gegen die Bayreuth Tigers in der mit 3400 Zuschauern restlos ausverkauften Netzsch-Arena mit 2:5 (1:2, 1:2, 0:1). Für die Selber war es die vierte Heimniederlage in Folge, für die Tigers der erste Derbysieg gegen die Wölfe nach zuletzt saisonübergreifend sechs Niederlagen – drei davon in dieser Saison.

„Wir schießen zu wenig Tore!“ Auf diesen Nenner brachte Sergej Waßmiller die 60 Minuten, in denen seine Mannschaft auch die Gegentore immer zum falschen Zeitpunkt kassiert habe. Sehr zufrieden war natürlich Tigers-Coach Rich Chernomaz mit dem ersten Derbysieg für seine Mannschaft. „Das war ein Revanche-Spiel für uns.“ Besonders hob der Bayreuther Trainer die Zweikampfstärke seines Teams und Torwart Halverson für einige starke Saves hervor.

Ein Albtraum-Start

Es war ein Albtraum-Start für die Wölfe. Torwart Bitzer, der ebenso wie Hlozek und Topscorer McNeill wieder zur Verfügung und für Weidekamp zwischen den Pfosten stand, wurde schon nach knapp zweieinhalb Minuten eiskalt erwischt – und das auch noch in Selber Überzahl. Einen Fehler im Selber Aufbau nutzte Tigers-Topscorer Järveläinen, der mit einem Rückhand-Kunstschuss in den Winkel die nur knapp 200 mitgereisten Bayreuther jubeln ließ. „Das hat uns ein bisschen aus dem Konzept gebracht“, sagte Waßmiller nach dem Spiel. Selb rannte in der Folge an – aber nach sechs Minuten trafen erneut die Gäste, die den Derby-Kampf richtig angenommen hatten. Torschütze Ewanyk stand hier das Glück zur Seite. Vom Pfosten prallte die Scheibe an Bitzers Schlittschuhe, und von dort zum 0:2 ins Tor. Bitter.

Kaum Gefahr für Bayreuth brachte auch das zweite Selber Powerplay. Schlampige Pässe – auch bei Fünf gegen Fünf – luden die Tigers zu dem ein oder anderen gefährlichen Konter ein. Allerdings machten sich die Gäste das Leben selbst schwer durch ihre vielen Strafzeiten. Im dritten Überzahlspiel klappte es schließlich bei den bis dahin scheinbar hypernervösen Wölfen. Mit einem fein herausgespielten Treffer verkürzte Reddick auf 1:2 (12.). Und in Powerplay Nummer vier nur eine Minute später war Selb ganz nahe dran am Ausgleich. Stattdessen aber trafen erneut die Tigers – dieses Mal selbst in Überzahl. Zunächst visierte Kretschmann die Latte an, der nächste Schuss saß – 1:3. Es gab ganz lange Gesichter beim lautstarken Selber Anhang zur ersten Pause.

Die Wölfe kamen mit Weidekamp für Bitzer und mehr Druck aus der Kabine, hatten aber Riesenglück bei einem Konter über Järveläinen und Schaefer. Und nur Sekunden später jubelten die Tigers schon zaghaft, die Schiedsrichter entschieden aber nach Sichtung des Videobeweises auf kein Tor. Das Schlusslicht blieb zunächst am Drücker, ehe die Hausherren dann doch wieder mehr Gas gaben und in der 30. Minute zum Anschlusstreffer kamen. Wieder war es Reddick, der Tigers-Keeper Halverson überwand. Jetzt war es wieder richtig laut in der Bude. Der nächste Stimmungskiller folgte aber prompt: Grosse zog von der blauen Linie ab, und die Scheibe hoppelte – noch leicht abgefälscht von Ewanyk – zum 2:4 ins Netz. Die Wölfe kamen fast postwendend zwar durch Miglio zu einer dicken Möglichkeit, blieben danach aber wieder weitgehend blass gegen eine gut aufgelegte Bayreuther Mannschaft, die wesentlich mehr vom Spiel und die besseren Möglichkeiten hatte.

Die Wölfe zeigten sich im Schlussdrittel – ohne die verletzt in der Kabine gebliebenen Verteidiger Kania und Fern – bemüht, dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben. Sie warfen nun alles nach vorne, hatten deutlich mehr Spielanteile, agierten aber oft viel zu u kompliziert vor dem Gehäuse der Tigers, die weiter aufopferungsvoll für den ersten Derbysieg der laufenden Saison kämpften.

Wiedersehen in Playdowns?

Für die Entscheidung sorgte schließlich Ewanyk, als die Wölfe in Überzahl alles auf eine Karte setzten und den Torwart vom Eis nahmen. Die Tigers durften nicht nur die drei Punkte mit nach Hause nehmen, sie dürften sich an diesem Freitagabend auch einiges an Selbstvertrauen geholt haben für ein durchaus mögliches Wiedersehen in den Playdowns. Um das zu verhindern, müssen die Wölfe möglichst bald wieder den Schalter umlegen und Punkte einfahren. „Vor allem an der Chancenverwertung müssen wir arbeiten“, meinte Sergej Waßmiller.

Selber Wölfe: Bitzer (21. Weidekamp) – Trska, Lavallée, Kania, Reddick, Fern, Schaaf, Silbermann – Miglio, McNeill, Naumann, Schwamberger, Kruminsch, Gelke, Hlozek, Hammerbauer, Deeg, Woltmann, Noack, Melnikow.

Bayreuth Tigers: Halverson (Schmidt) – Kurz, Pokovic, Stephan, Gnyp, Dietmann, Grosse – Cornet, Ewanyk, Kretschmann, Shaefer, Gracel, Järveläinen, Meier, Raab, Roach, Schwarz, Schumacher.

Schiedsrichter: Brill, Lajoie. – Zuschauer: 3400 (ausverkauft). – Tore: 3. Min. Järveläinen (4-5) 0:1, 6. Min. Ewanyk (Kretschmann, Grosse) 0:2, 12. Min. Reddick (McNeill, Kruminsch; 5-4) 1:2, 19. Min. Kretschmann (Gnyp; 5-4) 1:3, 30. Min. Reddick (Miglio, Naumann) 2:3, 31. Min. Ewanyk (Grosse, Dietmann ) 2:4, 58. Min. Ewanyk (eng; 4-6) 2:5. – Strafminuten: Selb 2, Bayreuth 12.

Am Sonntag gastieren die Wölfe bei den Krefeld Pinguins. Der DEL-Absteiger, bei dem seit Weihnachten Ex-Wölfe-Coach Herbert Hohenberger als Co-Trainer hinter der Bande steht, hat unter der Woche die Verpflichtung des 26-jährigen Amerikaners Odeen Tufto vermeldet. Erstes Bully in Krefeld ist um 19 Uhr.

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