Selbitz Zart und leicht - wild und kraftvoll

Ein ganz spezieller Ort ist in Selbitz Schauplatz einer Erinnerungsausstellung: Im "Roten Haus" sind Bilder von Evi Borutta zu sehen. Sie wurde hier geboren.

 
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Selbitz - Das markante Haus an der Ecke Feldstraße/Schillerstraße ist rot - es wurde vermutlich vor 1900 aus Ziegeln gebaut -, es ist riesig, und darin ist es überall sehr hell: 57 Fenster hat das Gebäude, wie Ursula Wirth gezählt hat. Sie und ihr Mann Martin Wirth haben das "Rote Haus", das lange leerstand und in ruinösem Zustand ist, vor gut zehn Jahren gekauft; seither nutzt die frühere Pfarrerin es als Atelier. Das Haus hat den morbiden Charmes des Alten, Vergehenden. Durch die vielen Fenster gibt es dazu überall einen erhabenen Ausblick, der den Himmel und die Umgebung ganz nah sein lässt.

Besichtigung

Wer interessiert ist, die Ausstellung anzusehen, kann bis 11. Oktober einen Termin vereinbaren mit Ursula Wirth, Telefon 0157-38390468, E-Mail wirth-selbitz@t-online.de

Die Ausstellung ist auch virtuell zu sehen unter dem Motto "17 Räume - 54 Bilder - 27 Fotos":

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www.kunstladenselbitz.de

Nun erinnert hier eine Ausstellung an die Malerin Evi Borutta, geborene Strobel (1948 - 2012). Ursula Wirth hat diese Schau angeregt, denn Evi Borutta lebte in diesem Haus, in dem sie auch geboren wurde, bis zu ihrem 17. Lebensjahr. Dann ging sie, nach dem frühen Tod der Mutter, nach Berlin, blieb Selbitz aber verbunden. Der Verein Kunstladen Selbitz hütet den Nachlass von Evi Borutta; Vorsitzender Harry Kurz hat zusammen mit Ursula Wirth die Ausstellung mit 54 Bildern, die im gesamten Haus verteilt hängen, konzipiert.

Zur Eröffnung am Samstag kamen interessierte Selbitzer und lauschten den Erzählungen von Ursula Wirth und von Elsbeth Rank, der nun 92-jährigen Schwester von Evi Borutta. Fünf Geschwister waren es, die im roten Haus aufwuchsen; Evi Borutta war die Jüngste - 20 Jahre jünger als Elsbeth. Wie diese erzählte, hatte Evi schon als Kind gerne gemalt; ihr Leben lang war sie naturverbunden und tierlieb. Intensiv begonnen hatte sie mit der Malerei aber erst durch ihre schwere Krankheit; Evi Borutta war 20 Jahre lang Dialysepatientin. Das Malen gab ihr Kraft - und sie war unglaublich fleißig. Sie besuchte viele Kurse und unterrichtete schließlich selbst in Berlin in einer Galerie Malschüler. Ihr Nachlass umfasst mehrere hundert Werke.

Zu sehen sind Blumen-Aquarelle von strahlender Leuchtkraft, für die Evi Borutta besonders bekannt ist. In Italien ist eine kleine Serie von Aquarellen entstanden mit Studien von Fenstern, die südländisch bis orientalisch wirken. Doch es gibt auch Werke ganz anderer Art: Aus Farbklecksen, mit kleinen Collage-Anteilen, hat sie Stadtansichten von Berlin geschaffen; so ist in Gelb und Blau bei aller Wildheit gut die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu erkennen. Es gibt monochrome knallrote Bilder, die durch winzige Schattierungen Leben bekommen. Zart und duftig sind Bilder, denen feinstes geknittertes und aufgeklebtes Papier Struktur gibt und auf denen Tänzerinnen schweben. Die starken Bilder bilden zu dieser sehr speziellen Umgebung einen reizvollen Kontrast - eine ebenso ungewöhnliche wie sehenswerte Ausstellung.

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