Seniorenbeauftragter Kritik an Versorgung der Bad Stebener

Lothar Faltenbacher

Selbst um Unterwäsche zu kaufen, müssten alte und behinderte Menschen bis nach Naila gelangen, kritisierte Thomas Brügel im Rat.

 
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Nicht mit allem sind die Bad Stebener Senioren in ihrer Heimatgemeinde zufrieden. Foto: Sandra Hüttner

In der jüngsten Sitzung des Bad Stebener Marktgemeinderats hat der vor einem halben Jahr zum Seniorenbeauftragten gewählte Thomas Brügel den Mitgliedern des Rats seinen ersten persönlichen Eindruck von der Lebenssituation älterer Bürger im Staatsbad geliefert.

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„In Bad Steben liegt der Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die älter als 65 Jahre sind, bei mehr als zwei Dritteln der Einwohnerzahl“, berichtete Brügel über die Altersstruktur der Marktgemeinde. „Diese Altersgruppe braucht eine intensivere Unterstützung, auch durch die Kommune.“ Gleichzeitig, betonte der Seniorenbeauftragte, stelle diese Generation eine interessante Gruppe für die Entwicklung der Gemeinde dar, „es handelt sich größtenteils um eine finanzkräftige Altersschicht, deren Anforderungen an ihren Heimatort und dessen Entwicklung eine große Rolle spielen sollte, denn die Älteren sind dazu bereit, Teile ihres Vermögens in die Angebote von Bad Steben zu investieren“. Eine unbefriedigende Einkaufssituation verhindere jedoch, dass die Bad Stebener, insbesondere die Senioren, den täglichen Einkauf im Ort erledigen können. „Versuchen Sie mal, in Bad Steben Unterwäsche zu kaufen. Sie werden kein Geschäft finden, wo es diese Basisversorgung gibt“, richtete sich Thomas Brügel mit den Problemen der Alten an die Mitglieder des Gemeinderats. „Wer kein eigenes Auto hat oder gehbehindert ist, hat ein großes Problem im täglichen Leben in Bad Steben, denn er ist gezwungen, mindestens bis nach Naila zu kommen.“

Bei einem Spaziergang durch die Marktgemeinde „aus dem Blickwinkel von älteren Bürgern“ habe er altersspezifische Anforderungen betrachtet, insbesondere notwendige Gegebenheiten für Gehbehinderte oder Nutzer von Rollatoren. Problematisch für ältere Verkehrsteilnehmer sei die Situation in der Hauptstraße: „Es ist für die meisten älteren Bürger, die im Staatsbad sind, schwierig, sich in der dicht mit parkenden Fahrzeugen zugestellten Straße zu bewegen. Das ist nach der Meinung vieler Senioren, die mich kontaktiert haben, nur abends und an Sonntagen möglich.“ Brügel forderte, ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern zu erlassen. „Diese Maßnahme entschleunigt die Hektik im Zentrum und sorgt für mehr Sicherheit von älteren Fußgängern“, betonte Brügel.

Grundsätzlich seien die Bad Stebener mit der Situation in ihrer Gemeinde zufrieden, dennoch seien einige Kritikpunkte an ihn herangetragen worden. „In der Einrichtung für betreutes Wohnen leben etwa 100 Bewohner, die besondere Anforderungen an ihren Wohnort stellen“, berichtete der Seniorenbeauftragte, der mit den Betroffenen in Kontakt stand.

Als seitens der Kommune notwendigen Service nannte der Seniorenbeauftragte eine Plattform, die bei Problemen des Alltags weiterhilft. „Das beginnt beim Umgang mit Betreibern von Mobilfunkangeboten, Informationen zu Dienstleistungsanbietern wie Reinigungsfirmen, die Wohnungen instand halten, oder zur Organisation von Ausflugsfahrten in der Region“, zählte Brügel auf. Als gute Einrichtungen bezeichnen die Senioren Brügel zufolge das Thermal- sowie das Freibad, die ärztliche Versorgung sowie das Angebot der Kirchen. Gerne nutzen sie die Wanderwege des Frankenwaldvereins.

Unter dem Stichwort „Nachbarschaftshilfe“ ging Thomas Brügel auf einen vor drei Monaten in Bad Steben ins Leben gerufenen Service ein, bei dem ehrenamtliche Helfer bei Bedarf Hilfe in der häuslichen Umgebung anbieten sollten. „Ich hatte mich dazu gemeldet und meine Bereitschaft zur Hilfe an die Gemeinde übermittelt. Die hat das zwar zur Kenntnis genommen, aber geschehen ist seitdem nichts“, zitierte Brügel aus dem Schreiben eines Bürgers. Der Seniorenbeauftragte forderte die Mitglieder des Gemeinderats und Bürgermeister Bert Horn in diesem Zusammenhang auf, aktiv zu werden. Der entgegnete, dass die Gemeinde positiv zu diesem Thema stehe, „es haben sich bisher jedoch gerade einmal fünf Bürger gefunden, die ehrenamtlich bei der Nachbarschaftshilfe mitmachen wollen. Notwendig sind jedoch mindestens zehn.“

Als Fazit seines ersten halben Jahres als Seniorenbeauftragter lobte Brügel die neu ins Leben gerufene Leitstelle Pflege, wo hilfsbedürftige Senioren im Landkreis Hof Unterstützung erhielten. Aktuell plant Brügel eine Infoveranstaltung zum Thema Sicherheit von Senioren und Prävention hinsichtlich der immer häufiger vorkommenden Trickbetrügereien. Die meisten älteren Mitbürger, sagte er, hielten das Vorhandensein eines Seniorenbeauftragten für gut.