Shuttle-Start in Hof Der Shuttle ist ein Sensibelchen

Sarah Schmidt

Ab Dienstag dürfen die autonomen Kleinbusse in Hof Fahrgäste befördern. Dabei gilt: anschnallen! Außerdem sollten Passanten die Fahrten nicht mutwillig stören.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Seit Anfang des Jahres war Axel Thiel, einer der drei sogenannten Operatoren, die in Notfallsituationen eingreifen können, alleine in seinem kleinen rot-weißen Shuttlebus unterwegs. Langweilig war es nicht, sagt er, trotzdem freut er sich sehr darauf, nun in Gesellschaft durch die Innenstadt zu fahren und den Passagieren zu zeigen, was das Gefährt so alles kann.

Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel starteten die Hofer Shuttles am Montag zum ersten Mal mit Passagieren in den Betrieb – allerdings nur für einige Projektpartner und Pressevertreter. Erst ab heute fahren sie nach Fahrplan. Die erste Tour im Minibus durften auch Oberbürgermeisterin Eva Döhla und der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Friedrich, genießen. Als das Shuttle in die Altstadt abbog, kommentierte Friedrich: „Mensch, das ist ja wie beim Volksfest.“

Ja, so fühlt es sich tatsächlich ein wenig an. Das Gefährt zieht alle Blicke auf sich, und das, obwohl es bereits seit Anfang des Jahres im Testbetrieb seine Runden durch die Innenstadt dreht. Einige Passanten winken den Insassen freudig zu und lachen, andere betrachten den kleinen Bus eher skeptisch, und dann gibt es noch diejenigen, die das Gefährt auf die Probe stellen wollen. Zwar nicht während der Fahrt mit Eva Döhla und Hans-Peter Friedrich – aber Thiel hat im Vorfeld „schon einiges erlebt“. Es gebe Leute, die absichtlich sehr knapp vor das Shuttle springen, extra nah daran vorbeilaufen oder Gegenstände vor die Kleinbusse halten. Thiel kann solche „Tests“ nicht nachvollziehen.

Die Busse wurden im Vorfeld ausgiebig erprobt und genau auf solche Situationen vorbereitet. Hinzu kommt, dass das Shuttle nach jeder Gefahrensituation, durch die es stark abbremsen muss, einige Sekunden stehen bleibt, um das Problem technisch zu verstehen und abspeichern zu können. In solchen Momenten kann auch der Operator nichts machen; das Gefährt bewegt sich keinen Zentimeter vom Fleck. Solche absichtlichen Störaktionen von Passanten würden also alle nur Zeit kosten, betont der Operator.

Wegweisend für ganz Deutschland

Der Start des Fahrgastbetriebes, der eigentlich schon für die Zeit nach Ostern vorgesehen war, hat sich aufgrund der Pandemie verschoben. Doch nun kann das Projekt Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO) endlich in seine neue Testphase starten. Das Forschungsvorhaben gilt als wegweisend für ganz Deutschland. Zehn Projektpartner arbeiten noch bis Ende des Jahres (insgesamt zwei Jahre) mit einem Budget von rund 15 Millionen Euro an dem Vorhaben, die Mini-Busse auf den fränkischen Straßen zu etablieren. Ob es anschließend weitergeht, ist nach Aussage des Hofer Projektleiters Ralf Borowsky noch nicht klar.

Aber: „Die meiste Arbeit ist nun getan. Die Hofer haben die knuffigen Shuttles bereits ins Herz geschlossen, jetzt können sie sie auch nutzen“, freut sich OB Eva Döhla zum Auftakt. „Gerade mit diesem Projekt zeigt die Stadt Hof, dass sie zukunftsweisende Mobilität im Öffentlichen Personennahverkehr aktiv gestaltet und mit modernsten Technologien testet.“ Friedrich ergänzt: „Nun kann man auch von Hof aus einen Blick in die Zukunft werfen.“

Bei der ersten Testfahrt am Montag zeigt sich, dass der Kleinbus extrem sensibel auf überholende oder am Straßenrand haltende Autos, Fußgänger oder zu nah kommende Gegenstände reagiert. Immer wieder bremst er stark ab. In Gefahrensituationen ist genau das gewünscht. Doch es zeigt auch, wie wichtig es ist, sich im Bus anzuschnallen.

Es gelten zudem coronabedingt, weitere Regeln im Shuttle: Es gilt Maskenpflicht im Inneren, an jeder Haltestelle wird das Shuttle kurz durchgelüftet. Vier Passagiere dürfen mitfahren, wenn der Inzidenzwert in der Stadt unter 100 liegt. Normalerweise nimmt der Kleinbus bis zu zehn Fahrgäste plus Operator auf. Desinfektionsmittel stehen bereit.

Alle geladenen Gäste sind während der ersten Testfahrt gespannt, wie der Passagierstart in Hof anlaufen wird, nachdem die Busse in Rehau und Kronach bereits mit Fahrgästen auf den Straßen rollen. Alle sind zuversichtlich: „Die Shuttles werden von den Hofern gut genutzt.“

Und das ist auch wichtig, denn das Projekt steht und fällt mit der Meinung, den Erfahrungen und der konstruktiven Kritik von Passagieren. Erst jetzt wird es für die Projektpartner spannend. Denn die neuen Passagiere werden den Minibus in alltäglichen Situationen erst so richtig auf die Probe stellen.

Und eines ist jetzt schon klar: Neben Bewunderern wird es auch Kritiker geben. Das ist auch Projektleiter Ralf Borowsky klar. Er rechnet aber damit, dass die meisten Leute das neue Angebot gut und gerne nutzen werden: „Schon jetzt im Testbetrieb haben uns einige gefragt, ob sie nicht schon mal einsteigen dürfen. Die Leute zeigen sich interessiert und wollen das Shuttle austesten.“

Der Fahrplan

Die autonomen Shuttles fahren von Montag bis Samstag vom Hofer Hauptbahnhof bis zum Kugelbrunnen in der Altstadt und wieder zurück. Dabei halten sie auf zwei unterschiedlichen Routen an neun Haltestellen. Unter der Woche sind sie von 9.55 bis 18.15 Uhr unterwegs und am Samstag von 9.55 Uhr bis 16.55 Uhr. Ein Operator sitzt mit im Bus, um eingreifen zu können und ihn, falls der Shuttle wegen eines Hindernisses stoppt, wieder zu starten.

Im Rahmen eines Pressetermins rollen die Shuttles heute zum ersten Mal mit Passagieren durch die Innenstadt. Bislang waren die neuen Mini-Busse nur mit dem sogenannten Operator im Inneren zu sehen. Er begleitet auch jetzt noch die Fahrten, um im Problemfall die Kontrolle über den Bus zu übernehmen. Der Fahrgastbetrieb startet am Dienstag, den 8. Juni, für alle Hofer nach Fahrplan. Weitere Informationen folgen im Laufe des Nachmittags. Lesen Sie dazu auch: So funktioniert die Kommunikation mit dem Shuttle >>>

In der vergangenen Woche starteten die Shuttles bereits in Rehau auf dem Werksgelände der Rehau AG >>>

Bilder