Skandal in Kulmbach Staatsanwälte durchsuchen Awo in Kulmbach

Der Awo-Kreisverband Kulmbach steht im Fokus von Ermittlungen. Foto: Joachim Dankbar

Die Aktion am Mittwochmorgen steht in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen „möglicher Vermögensdelikte“. Hintergrund sind Vorwürfe gegen den früheren Kreisvorsitzenden Oskar Schmidt und seine Nachfolgerin Inge Aures.

 
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Kulmbach - In die Affäre um den Kreisverband Kulmbach der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat nun auch die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Hof eingegriffen. Am Mittwochmorgen durchsuchten Staatsanwälte und Kripobeamte die Räume der Kreisgeschäftsstelle in der Kulmbacher Innenstadt. Dabei stellten sie offenbar umfangreiche Unterlagen sicher, die in Umzugskartons aus dem Haus getragen wurden. Zeitgleich fand eine Hausdurchsuchung im privaten Anwesen des früheren Awo-Kreisvorsitzenden und -geschäftsführer Oskar Schmidt statt. Auch hier wurden Unterlagen sichergestellt.

Die Hofer Staatsanwaltschaft bestätigte den Sachverhalt auf Anfrage unserer Zeitung nur knapp. Die Aktion gehöre zu „Ermittlungen wegen möglicher Vermögensdelikte“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es aber nicht möglich, weitere Angaben über die genauen Vorwürfe und die Beschuldigten zu machen.

Intransparente Beschäftigung

Neben der Vergabe von gut dotierten Planungsaufträgen an den Ehemann der Awo-Kreisvorsitzenden und SPD-Landtagsabgeordneten Inge Aures steht ihr Vorgänger Oskar Schmidt schon länger im Mittelpunkt der Kritik. Er hatte bei seinem Ausscheiden als Geschäftsführender Vorsitzender im Jahre 2014 einen Arbeitsvertrag als „Bauherrenvertreter“ erhalten und sollte die Interessen der Awo bei der millionenschweren Sanierung und Erweiterung des „Heiner-Stenglein- Senioren- und Pflegeheims“ in Kulmbach wahren. Architekt dieses Vorhabens ist der Aures-Ehemann Hans Hermann Drenske.

Über einen längeren Zeitraum soll Oskar Schmidt dafür bis zum Jahresende 2017 rund 100 000 Euro erhalten haben. Interne Revisoren wie auch externe Wirtschaftsprüfer haben schon vor Jahren erhebliche Kritik an den Umständen dieser Beschäftigung geübt und sie als intransparent bezeichnet. Nach Berichten unserer Zeitung schaltete sich der Awo-Bundesvorstand ein und erwirkte eine weitere Überprüfung durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Nach Unterlagen, die unserer Zeitung vorlagen, kam sie zu einem verheerenden Ergebnis. Demnach gibt es keinerlei belastbare Unterlagen, dass Schmidt tatsächlich die Tätigkeit ausgeübt hat, für die er angestellt wurde. Stundenaufstellungen, die den Wirtschaftsprüfern vorgelegt wurden, belasten Schmidt nach deren Auffassung zusätzlich. Ein großer Teil dieser Arbeitsstunden in den drei Jahren seiner Anstellung als Bauherrenvertreter seien demnach für den Besuch von Jubiläen, Trauerfeiern und Geburtstagen aufwendet worden. Andere Ansätze könne man „nicht nachvollziehen“, wie etwa über elf Stunden für die Vorbereitung einer Bauausschusssitzung. Dies alles könnte strafrechtlich den Tatbestand der Untreue erfüllen.

Besuch des Bundesvorsitzenden

Zur Aufklärung der Vorgänge war der Awo-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler im Oktober vorigen Jahres nach Kulmbach gekommen. Neben einem Auftragsstopp für Drenske forderte Stadler vom geschäftsführenden Kreisvorstand „volle Transparenz und weitere Aufklärung“. Nach Stadlers Einschätzung sei der Awo in der Causa Schmidt ein finanzieller Schaden entstanden. Man habe den Eindruck, „dass hier jemand nicht mit seiner Rente ausgekommen sei“, kommentierte der Bundesvorsitzende.

Awo-Kreisvorsitzende Aures erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung aus der Klausurtagung der SPD-Landtagsfraktion, „da uns an voller Transparenz und Aufklärung gelegen ist, wurden selbstverständlich alle angeforderten Unterlagen herausgesucht und komplett übergeben.“ Die Awo Kulmbach unterstütze die Ermittlungen vollinhaltlich und trage zur Aufklärung bei, „dies in Kooperation mit den zuständigen Behörden. Die Ermittlungen richten sich offensichtlich gegen einen früheren Kreisvorsitzenden, für den selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt.“

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