Stephen King verabschiedete sich von X in Richtung Threads, der Alternativ-Plattform des Facebook-Konzerns Meta. Der Dienst, der zunächst auf Instagram aufsetzte, bewegt sich auf die Marke von 300 Millionen Nutzern zu. Meta-Chef Mark Zuckerberg will die Gunst der Stunde nutzen und stellte die Möglichkeit in Aussicht, gesonderte Feeds für bestimmte Themen oder Profile zu erstellen.
Andere bevorzugen die quelloffene, nichtkommerzielle Plattform Mastodon. Zu den großen Gewinnern gehört aber vor allem das Start-up Bluesky. Dort sind künftig auch Jamie Lee Curtis, Werder Bremen und der FC St. Pauli zu finden.
Gewinner Bluesky
Bluesky verzeichnet inzwischen rund 20 Millionen Nutzer. Im Vergleich zu X und Threads ist der Dienst noch relativ klein, wächst aber schnell. Im September hatte Bluesky insgesamt nur zehn Millionen Nutzer. Eine Woche nach der Wahl war Bluesky die bestplatzierte kostenlose App im App-Store von Apple - zumindest in den USA. Aber auch in Deutschland steht Bluesky im Segment "Soziale Netzwerke" aktuell auf Platz zwei - hinter Threads von Meta, aber vor Telegram, WhatsApp, Facebook, Discord und Signal.
Martin Fehrensen, Gründer des Social Media Watchblog, weist darauf hin, dass es bereits direkt nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk eine Vielzahl von sogenannten Early Adoptern (Früh-Anwendern) gegeben habe, die bei Bluesky eine neue digitale Heimat gesucht hätten. "Letztlich konnte aber bislang keine kritische Masse erreicht werden."
Die aktuelle Dynamik sei allerdings nicht mehr mit der Situation vor einem Jahr zu vergleichen, sagt Fehrensen. "Glich Bluesky vor einem Jahr noch der größten WhatsApp-Gruppe Deutschlands, könnte sich Bluesky nun tatsächlich zur neuen digitalen Heimat vieler "Twitter-Fans" entwickeln."
Das Netz ändert sich
Aber auch unabhängig von der Kritik am politischen Kurs von Elon Musk, der Donald Trump im Wahlkampf enorm unterstützt und den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf Deutsch auf X als "Narr" verunglimpft hat: X muss sich ändern, um relevant zu bleiben. "Das Netz hat sich weitergedreht, Video hat Text abgelöst", sagt Experte Hurtz. "Ein "Kurznachrichtendienst" wird wohl nie wieder die politische, gesellschaftliche und mediale Bedeutung erlangen wie Twitter vor zehn Jahren."
Communitys verteilen sich nach Einschätzung von Hurtz inzwischen über verschiedenste Plattformen. "Es ist eindeutig zu früh, um endgültig zu sagen, für welche Themen welches Netzwerk die beste Anlaufstation ist. Auf Bluesky kann man sich prima über deutsche Politik austauschen, bislang mit deutlich linksliberalem Einschlag." Das führe zu überwiegend zivilisierten Diskussionen, könnte konservative Politikerinnen und Politiker aber abschrecken. "Wie viel Meinungspluralität auf der Plattform entsteht, muss sich zeigen."