Ein Kochkünstler aus Kathmandu kann die Zubereitung von Tintenfisch zwar sicher genauso gut erlernen wie seine Kollegen aus dem bosnischen Sarajevo. Doch während Kellner aus dem serbischen Belgrad an der Adria nur wenige Worte ihrer Muttersprache durch kroatische Begriffe ersetzen müssen, um im obligatorischen Ringel-T-Shirt wie Ureinwohner zu wirken, geht der Einsatz von Saisonkräften aus Asien oft auf Kosten der von den Touristen so geschätzten Authentizität.
Für Einheimische keine attraktive Berufsperspektive
Die Gewerkschaften empfehlen nicht nur höhere Löhne, sondern auch verbesserte Arbeitsbedingungen, um heimische Arbeitskräfte wieder vermehrt an die Küste zu locken. Doch die oft nur auf drei bis vier Monate begrenzten Arbeitsverträge machen den Job als Saisonkraft selbst bei einer leichten Erhöhung der Bezüge kaum dauerhaft zu einer attraktiven Berufsperspektive.
Zur Neubelebung des ausgebluteten Arbeitsmarkts plädiert Hrvoje Bujas vom Verband der Kleinunternehmen und Selbstständigen in Sibenik gar für einen radikalen Schnitt in Kroatiens aufgeblähten Verwaltungsapparat: „Nach unserer Schätzung könnten mehr als 50 Prozent unserer Bürokraten schon morgen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.“
Flüchtlinge sind keine Lückenbüßer
Ukraine
Die Hoffnung, mithilfe der 11 000 ukrainischen Flüchtlinge in Kroatien die Personallücken in Hotels und Restaurants füllen zu können, ist gering. Die meisten von ihnen sind Frauen mit Kindern.
Montenegro
Auch der Adria-Anrainerstaat Montenegro hat Probleme. Heimische Kellner und Köche wandern wegen der etwas besseren Löhne in die kroatische Touristenhochburg Dubrovnik ab. Mit Saisonkräften aus Ägypten oder von den Philippinen versuchen die Gastronomen hier ihre Personalnöte zu lindern.