In all der Zeit hat aber noch niemand eine alle überzeugende Erklärung gefunden, warum es in der Adria - woanders übrigens nicht - manchmal solchen Schleim gibt und sie dann wieder längere Zeit verschont wird. Vermutet wird, dass besonders heiße Sommer mit folglich hohen Wassertemperaturen in dem verhältnismäßig kleinen Meer das Wachstum begünstigen - der Klimawandel also? Der Meeresbiologe Roberto Danovaro von der Universität Ancona sagte der Tageszeitung "La Repubblica": "Die Adria ist ein tropisches Meer geworden. Wir sind jetzt auf dem Niveau der Malediven, nur ohne die tropische Farbe."
Tropische Temperaturen lassen Algen blühen
Vor einigen Tagen wurden tatsächlich 30 Grad Wassertemperatur gemessen - Badewanne nahezu. Dann vermehren sich manche Algenarten besonders gut. Vermutet wird auch, dass der viele Regen dieses Frühjahr ungewöhnlich viel Wasser ins Meer gespült hat, was zur Algenblüte beiträgt. Sicher ist, dass Italiens längster Fluss, der Po, enorme Mengen Düngemittel, Pestizide und Fäkalien aus der Landwirtschaft in die Adria spült. "Wenn alle diese Faktoren zusammenkommen, können aus einigen Hundert Algen innerhalb weniger Tage Hunderte Millionen werden, sagt Danovaro.
Neben dem Tourismus gibt es eine weitere Branche, die besonders leidet: die Fischerei. Wegen des Schleims kommen manche kleinere Boote überhaupt nicht mehr aufs offene Meer hinaus: Die Schiffsschrauben schaffen das nicht. Wenn es doch geht, müssen mechanischen Teile oft in mühevoller Arbeit vom Schleim gereinigt werden. Zudem gibt es immer wieder Schäden an den Netzen. Der Branchenverband Fedagripesca forderte deshalb diese Woche Hilfe vom Staat und die Einsetzung einer Expertenkommission.
Positiver Ausblick
Bei all den Klagen ist Meeresbiologe Danovaro optimistisch: Alles in allem sei die Adria heute weniger verschmutzt als noch vor 40 Jahren, sagt er. Zudem haben die Forscher festgestellt, dass der Algenschleim derzeit an vielen Stellen quasi schmilzt und sich in weiße Flocken auflöst - ein Zeichen, dass Bakterien im Meer dabei sind, ihn zu zersetzen. Vielleicht sogar noch, bevor die große Menge der Urlauber kommt.